GK0172 - Die Killerpuppen
überzeugt, daß hier dämonische Kräfte mit im Spiel waren und daß ihm der Zufall einen brandheißen Fall beschert hatte.
Wenige Minuten später hatte John Sinclair das prachtvolle Haus erreicht. Er sah die große zerschmetterte Scheibe. Unzählige Scherbensplitter lagen im Innern des Raumes. An den Kittstellen der Rahmen hingen noch einige lange dolchartige Glasreste.
John stieg durch das Fenster ins Innere des Hauses. Auch hier – im geräumigen Living-room – herrschte ein großes Durcheinander. Möbelstücke waren umgefallen und, als John seinen Blick nach rechts wandte, sah er den Mann auf dem Boden liegen. Er trug einen seidenen Hausmantel und versuchte sich ächzend hochzustützen. John war mit wenigen Schritten bei ihm und hob den Kopf des Mannes an.
Ein blutverschmiertes Gesicht starrte ihn an. Und Augen, in denen Qual und Schmerz abzulesen waren. An der linken Stirnseite hatte der Mann eine Wunde, aus der das Blut gelaufen war.
Der Verletzte krallte seine Hand in Johns Jackenärmel fest. Er wollte wohl etwas sagen, doch nicht ein Ton kam über seine Lippen. »Ich hole Hilfe«, sagte John.
»Nein«, ächzte der Mann. »Nein!« John merkte, welch unsagbare Mühe ihm das Sprechen bereitete. »Bitte – las… lassen Sie mich nicht allein. Die Puppe… sie…«
John lächelte beruhigend. »Keine Angst. Sie ist nicht mehr da. Kommen Sie, ich helfe Ihnen zur Couch zu gelangen. Dort liegen Sie besser.«
»Ich – ich kann nicht.«
»Gemeinsam schaffen wir es.«
John hob den Verletzten hoch, stützte ihn so gut er konnte, ging hinüber zur Couch und bettete ihn auf die weichen Kissen. »Haben Sie einen Hausarzt, den man benachrichtigen kann?« fragte der Oberinspektor.
»Ja. Dr. Kenwood. Adresse – im Telefon…«
John war klar, was der Mann meinte. Das Telefon stand auf einem kleinen Tisch und war mit einem Namensregister versehen. John fand die Nummer des Arztes und war heilfroh, als sich Doktor Kenwood meldete. Seine Stimme klang frisch, er hatte also noch nicht geschlafen.
John nannte seinen Namen und auch seinen Dienstgrad. Dann berichtete er.
»Natürlich, ich komme sofort«, sagte der Arzt und legte auf. John wandte sich wieder dem Mann zu, der leise stöhnend auf der Couch lag.
»Doktor Kenwood kommt in wenigen Minuten«, beruhigte er den Verletzten.
Ein schwaches Lächeln zuckte um die Mundwinkel des Mannes. »Die – die Puppe«, sagte er. »Sie…«
»Jetzt bitte nicht reden, Mister«, sagte John.
»Doch. Die Puppe – Fay…«
John Sinclair wurde hellhörig. »Wer ist Fay?«
»Sie – ich habe sie mitgebracht. Sie ist…« Der Mann wollte noch etwas sagen, doch eine gnädige Ohnmacht erlöste ihn von seinen Schmerzen.
John begann zu überlegen. Nach den Worten des Verletzten war noch jemand im Haus gewesen. Eine gewisse Fay. Aber wer war die Person? Die Hausherrin? Oder die Tochter des Mannes?
John wollte es jetzt genau wissen. Wenn die Person nicht durch den Hinterausgang geflohen war, dann mußte sie sich noch im Haus befinden, denn auf der Vorderseite hatte er niemand gesehen. Außer Suko.
Mit Schrecken fiel ihm der Chinese ein.
Der Oberinspektor rannte wieder nach draußen, und stellte wenig später beruhigt fest, daß Suko nur bewußtlos war. Hinter dem Ohr wuchs eine dicke Beule.
Der Geisterjäger lief wieder zurück und begann das Haus zu durchsuchen.
Die zweite Tür, die er öffnete, führte schon ins Bad. Geschockt blieb John Sinclair auf der Schwelle stehen.
Er hatte schon zahlreiche Tote in seinem Leben gesehen, doch die Frau, die in einer großen Blutlache auf dem Boden lag, sah fürchterlich aus.
Scharf sog John Sinclair die Luft ein. Als er wieder im Living-room war und die Nummer der zuständigen Mordkommission wählte, sah er, daß seine Finger zitterten…
***
Dreißig Minuten später!
Das Haus glich jetzt einem Ameisenhaufen. Die Mordkommission war zur Stelle und hatte schon mit der Spurensicherung begonnen. Immer wieder flammte das Blitzlicht des Fotografen auf. Er knipste die Leiche aus sämtlichen Perspektiven.
Auch Doktor Kenwood war gekommen. Er war ein großer grauhaariger Mann, trug einen konservativ geschnittenen Anzug und eine dicke Hornbrille auf der Nase.
Doktor Kenwood hatte Rick Torkano eine Beruhigungsspritze gegeben. Jetzt lag Torkano auf der Couch und hielt die Augen geschlossen. Auch Suko war verarztet worden. Kenwood hatte immer nur mit dem Kopf geschüttelt, als er Suko untersucht hatte. »Himmel, ein anderer hätte diesen Schlag
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