GK0200 - Das Todeskarussell
überlegte. »Im Augenblick brauche ich Sie nicht. Okay, gehen Sie. Ich werde Sie schon zu finden wissen, wenn ich noch weitere Fragen habe.«
»Danke, Sir.« Frank Spiro stieg auf sein Rad und fuhr los. Fentons Leute hatten inzwischen die Leiche aus der Schlinge gehoben. Der Arzt war dabei, den Toten zu untersuchen. Er kniete auf dem Boden und hatte sich über die Leiche gebeugt.
Fenton stellte sich neben den Doc. »Wissen Sie schon, wann der Tod ungefähr eingetreten ist?«
Der Arzt nickte. Er hieß Sam Winter, stand kurz vor der Pensionierung und ließ sich auch nicht von einem Mann wie Fenton aus der Ruhe bringen. »Kurz nach Mitternacht, würde ich sagen.«
Fenton räusperte sich. »Gibt es sonst noch etwas Besonderes?« wollte er wissen.
Doc Winter stand auf. Er mußte hochblicken, um Fenton ins Gesicht sehen zu können. Bedächtig zog der Arzt die Handschuhe aus. »Es gibt etwas Besonderes«, erwiderte er mit leiser Stimme, so daß nur er und Fenton die Worte verstehen konnten.
»Und?« schnappte der Inspektor. »Machen Sie’s nicht so spannend, Doc.«
»Die Leiche, Inspektor, ist völlig blutleer!«
***
Fenton zuckte zurück. »Was sagen Sie da?«
»Die Leiche ist blutleer. Jemand muß ihr das Blut abgezapft haben.«
Inspektor Fenton hatte etwas von seiner Haltung verloren. Fahrig wischte er sich über die Stirn. »Aber das gibt’s doch nicht. Wer – wer soll denn einem Toten das Blut abzapfen? Und wofür?«
»Das ist Ihr Bier, Inspektor. Ich kann nur meine Feststellungen treffen.«
»Verfluchter Mist!« zischte Fenton. »Auch das noch. Dieser verdammte Fall bringt mich noch um den Verstand.«
Der Doc lächelte freudlos. »Ich will Ihnen noch etwas zeigen, Inspektor. Sehen Sie mal.«
Doc Winter machte Fenton ein Zeichen, sich hinzuknien. Der Inspektor tat dies widerwillig.
Der Arzt hielt schon eine kleine Taschenlampe in der Hand. Er knipste sie an und leuchtete die linke Halsseite des Toten an. »Sehen Sie die beiden Punkte, Inspektor?«
Fenton sah genau hin. »Ja, da ist das Fleisch auch etwas geschwollen.«
»Genau. Das sind Bißstellen.«
»Bißstellen?« Fenton richtete sich wieder auf. »Was soll das heißen, Doc?«
»Ich kann nur Vermutungen aufstellen. Etwas muß diesen Mann gebissen haben.«
»Aber wer, zum Teufel, beißt einen Menschen? So etwas gibt es doch nicht.«
»Sagen Sie das nicht, Inspektor.«
»Dann haben Sie einen Verdacht?«
»Ja.«
»Und wer könnte das gemacht haben?«
»Zum Beispiel ein Vampir!«
»Jetzt spinnen Sie aber.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Der Doc lächelte wissend. »Diese beiden Bißstellen sind genauso angeordnet, wie es bei einem Vampirbiß der Fall ist.«
»Dann hatten Sie schon mal mit Vampiren zu tun, wie?« höhnte Inspektor Fenton.
»Nein, noch nicht.«
»Und woher nehmen Sie dann den Mut, einfach zu behaupten, hier wäre ein Vampir am Werk gewesen?«
»Weil ich viel über Vampirismus gelesen habe, mein lieber Inspektor. Und Sie wissen ja selbst, daß es beim Yard eine Abteilung gibt, die sich ausschließlich mit solchen Fällen beschäftigt.«
»Kommen Sie mir nur nicht mit diesem Oberinspektor Sinclair, Doc. Ich habe den Kerl zwar noch nie kennengelernt, aber was ich gehört habe, das reicht mir.«
»Tut mir leid, ich werde dem Yard Meldung erstatten. Sie kennen doch auch die Anordnung, daß jeder ungewöhnliche Fall sofort an den Yard weitergegeben werden muß. Und daran halte ich mich.«
»Aber was ist denn hier ungewöhnlich, verdammt!« Inspektor Fenton begann zu schreien. »Wir haben hier einen Erhängten gefunden, haben zwei komische Bißstellen am Hals gesehen…«
»… Sie vergessen, daß der Tote völlig blutleer ist«, sagte Doc Winter scharf.
»Ach, das kann andere Ursachen haben.«
»Möglich. Trotzdem werde ich den Yard informieren.«
»Das werden Sie schön bleiben lassen, Doc.«
»Wollen Sie mich daran hindern, Inspektor? Ich glaube kaum. Und spielen Sie sich nicht zu sehr auf. Es könnte Ihnen nämlich schlecht bekommen.«
Der Arzt wollte noch etwas sagen, doch plötzlich wurde sein Blick starr.
»Was ist, Doc?«
»Da, Inspektor, sehen Sie. Die Leiche… sie bewegt sich…«
***
Inspektor Fenton zuckte herum wie von der Tarantel gestochen. Er sah die Leiche nicht an, sondern den Doc, der zurückwankte und seine rechte Hand gegen die Brust gepreßt hatte. Übergroß waren seine Augen geworden, und in den Blicken konnte Fenton den Schrecken lesen, den der Arzt empfand.
Es war mittlerweile
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