GK047 - Die Höllenbrut
aus Leibeskräften um Hilfe. Die Krallen des Werwolfes fügten ihm tiefe, schmerzhafte, stark blutende Wunden zu. Die Bestie biss immer wieder wild zu, riss ihm ein Stück Fleisch aus der Schulter. Er schlug mit der Hand nach der nassen Tierschnauze. Hechelnd, knurrend versuchte das Biest erneut, seine dolchartigen Fangzähne in Tonys blutende Schulter zu schlagen.
Ballard hatte seine Finger in das gesträubte Fell des Tieres gekrallt und schrie in wahnsinniger Angst um Hilfe.
Die Tür wurde aufgerissen.
Schlagartig verwandelte sich der Wolf wieder in das trügerisch schöne Mädchen.
»Ruhig«, sagte sie eindringlich, und es klang immer noch wie ein Knurren.
»Ruhig.«
»Weg!«, schrie Ballard entsetzt. »Sie soll weggehen!«
Zwei Krankenträger waren in sein Zimmer gestürzt. Sie schauten den Patienten verdattert an und musterten dann die hübsche Krankenschwester verständnislos.
»Was hat er denn?«
Das Mädchen lächelte.
»Er hat den erlittenen Schock noch nicht überwunden.«
»Schafft sie fort! Sie ist ein Werwolf! Sie ist eine von den sieben Hexen!«, schrie Tony verzweifelt.
»Der hat sie wohl nicht alle, wie?«, grinste einer der beiden Träger.
»Sie müssen mir glauben, was ich Ihnen sage!«, schrie Tony bestürzt.
»Brauchen Sie Hilfe, Schwester?«, fragte ein Träger.
»Sie?«, brüllte Tony irr lachend. »Ob sie Hilfe braucht? Die da braucht keine Hilfe. Ich! Wenn hier jemand Hilfe braucht, dann bin ich das.«
»Sie müssen sich beruhigen, Mr. Ballard!«, sagte die Krankenschwester.
»Hört ihr das nicht? Hört euch ihre Stimme an. Es klingt wie ein Knurren, wenn sie spricht. Weil sie ein Werwolf ist!«, keuchte Tony.
Die Krankenträger winkten ab und drehten sich um.
»Lasst mich nicht allein mit dieser Hexe!«, brüllte Tony verzweifelt. Schweiß floss über sein Gesicht. »Ich flehe euch an! Geht nicht aus dem Zimmer. Sie wird mich umbringen!«
Einer der Wärter, ein Mann mit einem eingeschlagenen Nasenbein und einem kleinen Oberlippenbärtchen, kam zu Tony.
»Was ist denn bloß los mit Ihnen? Sie sind doch Polizeiinspektor, wenn ich richtig gehört habe. So ein großer, starker Mann wie Sie braucht sich doch nicht vor einer hübschen kleinen Krankenschwester zu fürchten.«
»Sie ist keine Krankenschwester. Sie ist eine Hexe.«
»Nun versuchen Sie sich doch mal zu beruhigen, Ballard. Die Schwester will Ihnen bestimmt nichts tun.«
»Da sind Sie aber gewaltig auf dem Holzweg!«
»Also, wenn Sie nicht still sind, wenn Sie das ganze Krankenhaus zusammenschreien wollen, muss ich mich über Sie beschweren, Mr. Ballard. So leid mir das täte.«
Schweiß tropfte in Tonys Augen. Sie brannten. Er rieb sie mit zitternden Händen. Dabei stellte er fest, dass seine Schulter nicht blutete. Dass man nicht sehen konnte, wo ihn die Krallen des Werwolfes verletzt hatten. Nur die Schmerzen – die furchtbaren Schmerzen, die ihm die mordlüsterne Bestie zugefügt hatte –, die waren noch da.
Verzweifelt presste Tony die Lippen aufeinander.
»Na, also«, sagte der Träger zufrieden.
Er tätschelte Tonys zitternde Hand. »Es wird schon wieder mit Ihnen werden, Ballard. Sie müssen nur Geduld haben und sich zusammenreißen.«
Die Männer grinsten sich gegenseitig an. Sie blinzelten der Krankenschwester amüsiert zu und verließen dann das Zimmer.
Tony starrte die Schwester entsetzt an.
Sie kicherte höhnisch.
»Du siehst, dass du nirgendwo vor uns sicher bist, Tony Ballard. Bald wird der Tag deines Todes kommen. Doch nicht eine von uns soll allein das Vergnügen haben, dich zu töten. Wir alle werden es gemeinsam tun. Und du wirst es nicht verhindern können.«
Da, wo das hübsche Mädchen stand, begann die Luft zu flimmern. Und in der nächsten Sekunde war die Hexe verschwunden.
Ihr Kichern geisterte noch eine Minute lang durch das Krankenzimmer.
Dann war unheimliche Stille.
***
Tony Ballard war nach diesem schrecklichen Erlebnis in einen erquickenden, tiefen Schlaf gefallen. Obwohl es Tag war, schlief er viele Stunden. Man weckte ihn nicht, denn er brauchte den Schlaf nötiger als die Nahrung.
Schließlich erwachte er gegen Abend.
Die Schmerzen in seinem Körper waren ein wenig abgeflaut. Aber sie pochten immer noch unter der Haut, die unberührt war, während die schrecklichen Verletzungen dicht darunter lagen, aber für niemanden sichtbar waren.
Jemand befand sich in Tonys Zimmer.
Als er dessen gewahr wurde, schreckte er hoch, denn das Erlebnis mit der Krankenschwester,
Weitere Kostenlose Bücher