GK047 - Die Höllenbrut
ihn schwer atmen.
Goody hatte tiefes Mitleid mit diesem leidgeprüften Mann.
Als sich Tony Ballard wieder umdrehte, war sein Gesicht weiß wie Schnee.
Seine Augen irrlichterten durch den Raum. Seine Lippen waren farblos und fest aufeinander gepresst, während er mit den Zähnen knirschte, dass es einem durch Mark und Bein ging.
Nun öffnete der Inspektor den Mund.
Mit erschreckender Stimme sagte er:
»Die Hexen! Sie haben sich an meinem Mädchen vergriffen. Sie haben Vicky entweder entführt oder getötet. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich alles daransetzen werde, um diese grausamen Bestien zu vernichten!«
***
Tony Ballard setzte alle Hebel in Bewegung. Trotzdem dauerte es noch vierzehn Stunden, bis er das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen durfte.
Er hatte eine Erklärung unterschreiben müssen. Die Ärzte hatten ihm von diesem Schritt abgeraten, doch er hatte nicht auf sie gehört. Der Hass und die Wut, die er empfand, wenn er an die Hexen dachte, gaben ihm neue Kraft.
Tonys erster Weg führte ihn zu Professor Davies.
Der alte Mann staunte, als er den Inspektor vor der Tür stehen sah.
»Inspektor Ballard! Schon wiederhergestellt?«
»Ich fühle mich so stark, dass ich sieben Hexen mit einem einzigen Fausthieb erschlagen könnte.«
Der Professor lachte.
»Sie nehmen die Sache anscheinend nicht mehr so ganz ernst, weil Sie ein paar Mal davongekommen sind.«
»Ich nehme die Sache sogar sehr ernst, Professor!«, knurrte Tony grimmig. Erst jetzt fiel dem Professor Ballards Blick auf.
Es war der Blick eines Wahnsinnigen – zumindest aber der Blick eines Mannes, der von einem glühenden Fanatismus völlig durchdrungen war, der bereit war, alles einzusetzen, um zu siegen, und der bereit war, für diesen Sieg sogar das Kostbarste zu opfern, das er besaß: das Leben!
Im Wohnzimmer des Professors war es wie immer unaufgeräumt. Ein Haufen Bücher lag auf dem Tisch. Davies hatte intensiv gearbeitet. Inmitten der Bücher lagen zwei weiße Zettel. Auf dem einen standen klein geschriebene Notizen. Auf dem anderen war ein Plan aufgezeichnet.
Edgar Davies wies mit leuchtenden Augen auf die Aufzeichnungen.
»Ich bin fertig, Inspektor«
Tony riss die Augen auf.
»Heißt das, dass Sie herausfinden konnten, wo die Hexen den Stein aufbewahren?«
Der Professor nickte.
»Es war eine mühsame Arbeit. Aber ich habe es geschafft.«
»Wo befindet sich der Stein, Professor?«
Davies lachte, als Tony Ballard ungestüm aufsprang.
»Langsam, mein Freund. Immer mit der Ruhe. Mit Wildheit und Kopflosigkeit rennen Sie in Ihr Verderben.«
»Vicky Bonney ist verschwunden, Professor!«, sagte Tony mit zusammengepresstem Kiefer. »Wissen Sie, was das für mich bedeutet?«
Edgar Davies zuckte zusammen.
»Das wusste ich nicht, Inspektor.«
Tony musste ihm erzählen, was er wusste. Es war nicht viel. Doch auch dieses Wenige genügte, um tiefe Besorgnis in Davies zu wecken.
»Verstehen Sie jetzt, weshalb ich nicht warten will und nicht warten kann?«, keuchte Tony mit vibrierenden Nerven und glühenden Augen.
Davies griff nach dem Zettel, auf den er die klein geschriebenen Notizen gekritzelt hatte.
»Ich habe Ihnen von einem Labyrinth erzählt, in dem die Hexen diesen für sie lebenswichtigen Stein aufbewahren, Inspektor.«
»Ja.«
»Nun konnte ich herausbringen, wo dieses unterirdische Labyrinth mit seinen unzähligen, weit verzweigten Gängen liegt.«
»Wo?«, fragte Tony Ballard knapp. Er konnte seine Ungeduld kaum noch unterdrücken.
»Es beginnt unter dem alten Rathaus.«
»Neben der Bücherei?«
»Ja, Inspektor.«
»Vielen Dank, Professor.«
»Was haben Sie nun vor, Inspektor?«
Tony fletschte grimmig die Zähne.
»Was wohl?«
»Ich komme mit Ihnen.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Wollen wir uns nun lange herumstreiten?«, fragte der Professor energisch. »Wir würden nur wertvolle Zeit verlieren. Letztlich würde ich dann doch mitkommen, Inspektor.«
Tony seufzte. »Okay.«
Lächelnd raffte der Professor seine Aufzeichnungen zusammen. Dann verließen sie eilig das Haus.
***
Es waren Höllenqualen, die Vicky Bonney durchzustehen hatte. Immer wieder wurde sie von den grausamen Hexen gefoltert, gepeinigt, verhöhnt. Nackt hing sie – an Armen und Beinen gefesselt – an einem schweren, in die Mauer eingelassenen Eisenring. Ringsherum steckten schwarze Fackeln in eisernen Halterungen. Ihre Flammen züngelten und flackerten und erhellten den unterirdischen Raum mit ihrem
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