GK091 - Die Rache des Todesvogels
soeben einige Impulse von ihm empfangen.
Der unheimliche Inselbewohner sah darin jedoch keine Gefahr für seinen Plan. Er war nach wie vor zuversichtlich.
Es würde alles so klappen, wie er sich das vorstellte.
Letztlich würde er Vicky Bonney und Tony Ballard hier auf seiner kleinen Insel haben. Er würde sie hier haben und sie töten. Auch dieser hilfsbereite Amerikaner sollte sterben. Er hatte kein besseres Schicksal verdient.
Hungrig schaute sich Benitez um.
Seine Gier nach Blut und Fleisch ließ plötzlich blauschwarze Federn aus seinem Körper sprießen. Im Nu hatte er die Gestalt des kräftigen Geiers angenommen. Und nun sprang aus seinem Gesicht ein gefährlicher bleicher Schnabel hervor. Die Augen traten zurück, der Kopf schrumpfte.
Als die Verwandlung abgeschlossen war, stieß er sich vom Boden ab.
Krächzend erhob er sich in die Lüfte. Seine Schwingen peitschten den Wind.
Er zog seine Kreise, war auf der Suche nach Nahrung. Aber am Strand vor dem hässlichen Totem lagen nur bleiche Skelette.
Hungrig und gereizt strich er über die Palmen hinweg.
Plötzlich vernahm er das ferne Hämmern von Trommeln.
Sie brachten wieder einen Toten.
Schon wieder einen Toten.
Allmählich ekelte sich Benitez davor. Er wollte endlich einmal frisches, vom Leben heiß durchpulstes Fleisch haben.
Sein scharfes Auge gespähte die vier Boote. Sie sahen klein und unscheinbar aus. Wie dünne Stäbchen, auf denen einige Ameisen hockten.
Die Gier nach Blut trieb den Geier von seinem Atoll fort und auf die Boote zu.
Er flog ihnen entgegen.
Nun sah er die Leichen von vier Mädchen. Ein dicker Maori schlug die Todestrommeln.
Der Blutgeier stieß einen krächzenden Schrei aus. Die Eingeborenen wurden dadurch auf ihn aufmerksam.
Ihre Gesichter flogen hoch.
Sie starrten entsetzt zum Himmel.
Namenlose Panik erfasste sie, als der Blutgeier, sie angriff. Sie brüllten in wahnsinniger Furcht. Sie warfen die. vier Mädchenleichen ins Wasser und versuchten mit hektischen Ruderschlägen zu fliehen.
Benitez schoss auf das erste Boot zu. Er streckte seine scharfen Krallen weit vor, jagte den schreienden Eingeborenen nach, riss einem von ihnen mit seinen Fängen die Haut am Rücken auf.
Der Mann heulte fürchterlich auf. Benitez flatterte hoch, um erneut anzugreifen.
Der Mann hatte so furchtbare Schmerzen, dass er darüber den Verstand verlor.
Er sprang hoch, schlug brüllend um sich, brachte das Boot zum Kentern. Schon waren die Haie da. Benitez griff das nächste Boot an.
Er mordete, vernichtete, brachte Boote zum Kentern, verschaffte den Haien reiche Beute.
Als keiner der Maoris mehr lebte, erhob sich Paco Benitez mit kräftigen Flügelschlägen.
Er schrie triumphierend.
Und er beschloss, die Toten von nun an den Mördermöwen zu überlassen. Für ihn sollte es nur noch lebende Nahrung geben.
Erst Vicky Bonney.
Dann Tony Ballard.
Wenn er das Leben dieser beiden vernichtete, schaffte er zweierlei auf einmal: Er konnte seinen Hunger stillen und seinen brennenden Rachedurst löschen.
***
»Wo ist Vicky?«, fragte ich Bouchet.
Er lag wimmernd auf dem Boden. Ich hatte ihn mit meinem magischen Ring fürchterlich zugerichtet. Er war kaum noch wiederzuerkennen. Jedes Mal, wenn ihn der schwarze Stein meines Ringes berührte, schrie er grell auf, und seine Haut platzte.
»Wo ist Vicky?«, brüllte ich ungeduldig.
Ich brachte meinen Ring an sein entstelltes Gesicht.
Er brüllte markerschütternd los, ehe ich ihn berührte.
»Vicky! Wo ist sie?«, zischte ich. »Befindet sie sich immer noch in diesem verdammten Sarg?«
Der Dämon röchelte.
Er begann um Gnade zu betteln.
Aber ich blieb steinhart.
»Ich will wissen, wo mein Girl ist!«
»Im Sarg!«, gurgelte Seth Bouchet. »Ja. Sie befindet sich im Sarg.«
»Und wo ist der Sarg?«
»Auf einem Atoll.«
»Wo?«
»Südsüdwesten!«
»Wie weit?«
»Nicht sehr weit.«
»Halbe Stunde zu fahren?«, fragte ich.
»Ja. Eine halbe Stunde. Vielleicht sogar etwas weniger.«
»Wir fahren hin!«, knurrte ich. »Und wenn du nicht die Wahrheit gesagt hast, schäle ich mit diesem Ring das Fleisch von deinen verdammten Knochen!«
Er wusste, dass ich nicht bluffte. Und er begriff, dass ich mit meinem Ring tatsächlich dazu in der Lage war.
Er hatte Angst, grässliche Angst vor meinem Ring, und das war gut so.
***
Tahaa kam zum Hafen.
Sein Geist hatte einen Hilferuf von Seth Bouchet aufgefangen.
Er musste ihm nachfahren und ihn retten. Sie waren auf eine unerklärbare
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