GK091 - Die Rache des Todesvogels
Rücken heraus.
Bouchet stieß einen wütenden Schrei aus.
Er schlug wild um sich, ergriff den Enterhaken und riss ihn sich blitzschnell aus dem Leib. So war ihm einfach nicht beizukommen.
Er schmetterte Esslin den Haken auf den Kopf. Der Amerikaner brach wie vom Blitz getroffen zusammen. Als er auf dem Boden lag, wollte Bouchet ihm den Enterhaken durch die Brust stoßen.
In diesem Moment hatte ich mich wieder halbwegs gefangen.
Ich sah Bouchet wie durch einen blutroten Nebel. Er stand hoch aufgerichtet da. Ein Bündel voll Kraft und Brutalität. Grausam bis zum letzten. Und er hatte den Enterhaken wild hochgerissen, um noch in derselben Sekunde zuzustoßen.
Esslin wäre verloren gewesen.
Ich schnellte mich ab und versetzte dem Unheimlichen einen gewaltigen Stoß.
Er taumelte vorwärts, krachte gegen die Reling, verlor die Balance und kippte ins Wasser.
Ein lautes Klatschen war zu hören. Dann spritzte eine Fontäne hoch.
Ich dachte, jetzt wäre es aus und vorbei mit dem Burschen.
Und mir schoss durch den Kopf, dass mit seinem Tod auch, Vicky Bonneys Tod besiegelt war, denn ohne ihn konnte ich sie niemals finden.
Mit schrecklicher Deutlichkeit wurde mir klar, wie sehr ich diesen Dämon brauchte, wie sehr ich auf ihn angewiesen war.
Und ich hatte das Verrückteste getan, was ich nur tun konnte. Ich hatte ihn ins Wasser gestoßen. Ich hatte ihn über Bord geworfen.
Zu den Haien!
Ich keuchte zur Kanzel und stellte die Motoren ab.
Dann hetzte ich zum Heck zurück.
Bouchet tauchte soeben aus den Fluten auf.
»Haie!«, brüllte ich entsetzt, als ich die dreieckigen Flossen von allen Seiten auf ihn zuschießen sah. »Die Haie!«
Mir rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Das war das Ende. Das Ende für Bouchet. Und das Ende für Vicky.
Mit ihm verlor ich auch sie.
Das darf nicht sein!, schrie es in mir.
Aber ich hatte keine Möglichkeit, es zu verhindern. Wenn ich ins Wasser gesprungen wäre, um den Dämon zu retten, hätten die Haie auch mich zerrissen. Mich vermutlich sogar zuerst.
Esslin kam hoch.
Er verfolgte mit mir das verblüffende Schauspiel. Was wir erlebten, war so unvorstellbar, dass wir es nicht begreifen konnten.
Ich war fest davon überzeugt gewesen, dass die Haie Bouchet zerstückeln würden.
Und sie bissen auch mit ihren scharfen Sägezähnen augenblicklich zu, als sie den lebenden Toten erreicht hatten.
Aber sie vermochten ihm nichts anzuhaben.
Es war so ähnlich wie mit dem Enterhaken. Er war nicht zu töten. So nicht. Weder mit dem Enterhaken noch von den Haien.
Im Gegenteil.
Die gierigen Mörder bissen zu, und in derselben Sekunde krepierten sie schrecklich zuckend, als jagten mörderische Stromstöße durch ihre langen, schlanken Körper.
Alle, die Seth Bouchet zu zerreißen versuchten, starben eines grässlichen Todes.
Er schwamm auf unser Boot zu.
Ein triumphierendes Grinsen entstellte sein ohnedies schon abscheuliches Gesicht.
Esslin wich bestürzt vor ihm zurück. Nun wusste er, welche Kräfte in diesem toten Körper wohnten. Nun hatte er Angst. Verständlich. Er hätte zum ersten Mal in seinem Leben mit einem solchen Ungeheuer zu tun.
Bouchet dachte wohl, auch auf mich mit dieser scheußlichen Demonstration Eindruck gemacht zu haben. Aber er irrte. Ich war nur froh, dass es den Haien nicht gelungen war, ihn zu vernichten. Um Vickys willen war ich froh.
Er kam an Bord.
Im Wasser schwammen die Tierkadaver, die sich an seinem Körper vergiftet hatten.
Sobald Bouchet auf den Schiffsplanken stand, griff ich ihn wieder an.
Diesmal schenkte ich ihm nichts. Gnadenlos hämmerte ich mit meinem Ring auf ihn ein. Er wand sich unter schrecklichen Schmerzen. Er brach nieder, wimmerte, war entkräftet, konnte sich nicht mehr erheben.
Diese Gelegenheit durften Esslin und ich nicht ungenützt lassen.
Ich schickte den Amerikaner unter Deck. Er sollte Stricke oder irgend etwas bringen, womit wir Bouchet fesseln konnten.
Er brachte dickgliederige Ketten.
Ich umwand damit den fauchenden Dämon.
Jetzt war ich obenauf.
Nun war er mir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich hatte ihn völlig in der Hand. Das erfüllte mich mit ungeheurer Freude.
Es war zwar nur ein Teilsieg.
Aber es war trotzdem ein Sieg!
***
Paco Benitez, der Sohn, trat vor seine Hütte. Eine innere Unruhe hatte ihn erfasst. Er wusste, wo Vicky Bonney war. Sie war nicht weit weg vom Lepra-Atoll. Aber sie war noch nicht hier.
Benitez war auch das Schicksal von Seth Bouchet bekannt. Er hatte
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