GK091 - Die Rache des Todesvogels
wenn ich dabei selbst draufgehen sollte, ich musste ihn vernichten.
Wir schauten uns in seiner Hütte um.
Auf Regalen standen eine Menge Behälter mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten.
Auch ein kleines schwarzes Fläschchen fiel mir auf.
Ich überlegte nicht lange.
Da stand ein Eimer. Ich riss ihn in größter Eile an mich.
Dann ergriff ich alles, was auf den Regalen stand, und schüttete es in den Eimer.
Es wurde eine braune, stinkende Flüssigkeit. Sie zog sich wie Honig, wurde aber schnell dünner, begann auf eine ekelhafte Weise zu leben, brodelte, dampfte und kochte.
Egal, was ich da zusammengemischt hatte, ich war neugierig, wie der Blutgeier auf diese Brühe reagieren würde.
Hastig rannte ich zur Hüttentür.
»Benitez!«, schrie ich nach draußen.
Da tauchte sein schwarzer Leib schon über mir auf.
Irgendwie hatte er es zustandegebracht, sich den Bambusspeer aus dem Hals zu reißen.
Er war wieder voll aktionsfähig.
Und er schien mir wilder und gefährlicher denn je geworden zu sein.
Seine Gier nach meinem Blut jagte ihn auf mich zu.
Als er mich fast erreicht hatte, schwang ich den Eimer hoch.
Die gesamte grausige Brühe schwappte ihm dampfend und gurgelnd entgegen.
Sie klatschte ihm voll gegen den Körper, umhüllte diesen und verbrannte sein Gefieder.
Er stieß ohrenbetäubende Schreie aus, die mir durch Mark und Bein gingen.
Er wollte hochflattern, aber er schaffte das nicht. Die federlosen Flügel surrten durch die Luft. Er stürzte ab, knallte hart auf den Boden, zuckte fürchterlich und wand sich in scheußlichen Krämpfen.
Seine Fänge verkrüppelten.
Das brodelnde Gebräu tanzte auf seinem zitternden Leib.
Er sah Ekelerregend aus.
Während er weiter diese grauenvollen Schreie ausstieß, verwandelte er sich zur Hälfte in einen Menschen.
Fast hätte er mir Leid getan.
Halb Vogel halb Mensch kroch er zitternd und zuckend über den Boden. Er brüllte und jammerte. Er winselte und kreischte. Er versuchte die klebrige Brühe abzustreifen, die ihn verbrannte und verätzte.
»Vater!«, schrie er verzweifelt. »Paco Benitez! Vater!«
Ich schnellte auf ihn zu.
Er riss den Menschenkopf herum. Ein grauenvolles, Fauchen kam aus seinem weit aufgerissenen Mund. Seine Augen glühten. Er wollte mich damit, vernichten. Er wollte mich mit seinem Dämonenblick blenden. Ich musste mich schnell abwenden, sonst wäre ich von diesem grässlichen Blick erblindet.
Plötzlich verstand ich.
Ich hatte es mit dem Sohn von Paco Benitez zu tun. Ich hatte zwar den Vater vernichtet, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er in seinem Sohn weitergelebt hatte.
»Vater!«, brüllte das Monster mit schauriger Stimme.
Ich wollte ihm nun den Garaus machen.
Als er meinen Ring sah, brüllte er entsetzt auf. Ich holte aus und traf ihn am Kopf. Die Hiebe schwächten ihn.
Ich fühlte, wie die Kraft, die seinen Körper verließ, in meinen überging. Mit jedem Schlag, den ich ihm versetzte, wurde ich stärker. Die Wunden an meinem Rücken schmerzten kaum noch. Ich verfügte innerhalb weniger Augenblicke über unglaubliche Kräfte.
Schwach und erledigt, zuckend, fauchend und stöhnend lag der Blutgeier zu meinen Füßen.
Ich wollte ihm nun den Garaus machen, aber ich wusste nicht wie.
Mein Ring konnte ihn zwar verletzen und verstümmeln. Die magische Kraft reichte aus, um ihn zu schwächen, aber sie reichte nicht aus, um ihn zu töten.
Wimmernd versuchte er von mir wegzukriechen.
Er war blind. Sein Gesicht war entstellt.
Er war erledigt.
Aber er war nicht tot. Und er würde weiterleben, wenn ich nicht einen Weg fand, ihn zu vernichten. Er würde weiterleben, sich erholen und neue Kräfte sammeln.
Ich wollte das nicht.
Ich wollte, dass dieser Blutgeier für immer zur Hölle fuhr und da auch blieb.
Er sollte mir niemals wieder begegnen.
Aber wie sollte ich ihm ein Ende bereiten?
»Frank!«, rief ich in die Hütte.
»Ja, Tony?«, kam es schwach heraus.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Jetzt, wo dieser Teufel schon fast krepiert ist, prima.«
»Wie lange halten Sie noch durch?«
»So lange Sie wollen.«
»Können Sie mir helfen, ihn zum Meer hinunterzuschaffen?«
»Wollen Sie ihn ersäufen?«
»Etwas Ähnliches habe ich mit ihm vor!«
»Dabei mache ich liebend gern mit!«, sagte Esslin heiser.
Wir schleppten den widerwärtigen Mutgeier zum Strand hinunter.
Er sträubte sich dagegen. Er schlug mit letzter Kraft um sich.
Aber es half ihm nichts. Wir kannten keine Gnade. Und er war so
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