GK091 - Die Rache des Todesvogels
gehofft, dass sie einmal einen Weißen bringen würden. Nun ist er da. Er wird mir untertan sein. Er wird mir helfen, meine Pläne zu verwirklichen.«
Der unheimliche Mann verschwand in der Hütte. Er kam mit einem kleinen schwarzen Fläschchen zurück.
Den Inhalt goss er in eine Kokosnussschale.
Die Flüssigkeit begann sofort zu brodeln. Sie dampfte auf, wurde zu gelbgrünen Schwaden, stieg aus der Kokosnussschale heraus und formte sich zu einem bleichen Totenkopf.
Der unheimliche Mann sank ehrfürchtig auf die Knie.
»Paco Benitez!«, stieß er untertänig hervor.
Der Totenschädel klappten die Kiefer auseinander. Eine hallende Stimme fragte: »Was willst du von mir, mein Sohn?«
»Ja«, sagte der Mann mit gesenktem Haupt. »Ich bin dein Sohn. Dein leiblicher Sohn. Vater! Ich will Rache nehmen! Ich will deinen Tod rächen. Ich will jenen Mann bestrafen, der dir im fernen Spanien das Leben genommen hat. All die Jahre habe ich auf diese Möglichkeit gewartet. Ich werde diesen Mann hierher auf meine Insel locken. Hier soll er sterben. Hier soll er für das büßen, was er dir angetan hat.«
»Dieser Mann ist sehr gefährlich, mein Sohn!«, sagte Paco Benitez, der Geist.
Sein Sohn trug den gleichen Namen wie er.
»Ich bin gefährlicher.«
»Der Engländer ist verflucht schlau!«
»Ich bin schlauer als Tony Ballard, Vater!«
»Das musst du erst beweisen!«, sagte der bleiche Totenschädel.
Der schwarz gekleidete Mann nickte grimmig.
»Ich werde es beweisen, Vater. Ich werde beweisen, dass ich diesem Mann in jeder Hinsicht überlegen bin. Er wird durch mich, deinen Sohn, sterben. Er hat den Tod verdient. Er wird ihn von mir bekommen, Vater. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.«
»Ich kann dir nicht helfen!«, knurrte der schwebende Totenschädel. »Doch, Vater. Du kannst.«
»Wie?«
»Erwecke diesen Mann hier zu neuem Leben, Vater.«
»Wozu?«
»Er soll mir helfen, Tony Ballard hier herzulocken.«
»Das schafft er nie.«
»Er wird es schaffen. Höre meinen Plan, Vater!«
Und der Unheimliche erzählte dem bleichen Totenschädel, wie er sich die gesamte Aktion bis ins kleinste Detail überlegt hatte.
»Ich hatte viel Zeit, diesen Plan auszuarbeiten«, fügte er abschließend hinzu. »Denn ich musste auf den Leichnam eines Weißen warten. Jetzt haben mir die Maoris einen toten Weißen gebracht. Nun kann ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Erwecke diesen Mann zu neuem Leben, Vater. Du kannst es. Du bist immer noch mächtig. Ich werde mit seiner Hilfe deinen Tod rächen. Und dann werde ich dein Werk fortsetzen. Du wolltest das Böse über die Welt bringen, wolltest die Welt beherrschen. Das will ich auch. Du hast es nicht geschafft, weil dieser Ballard deine Pläne zunichte machte. Deshalb wird Ballard sterben. Und dann werde ich da weitermachen, wo du aufgehört hast, Vater.«
»Du bist mein Sohn!«, sagte des Dämons hallende Stimme voll stolz. »Wecke den Toten, Vater!«
»Ja, mein Sohn. Ich werde es tun. Für dich. Für mich. Für uns. Und für unsere Sache. Er soll leben. Er soll zu deinem willenlosen Werkzeug werden. Er soll dir bedingungslos gehorchen und soll dir zum Sieg über Tony Ballard verhelfen!«
Der Totenschädel löste sich wieder in tanzende Schwaden auf.
Diese Schwaden krochen über den Leichnam und zu dessen Kopf hoch.
Der leibliche Paco Benitez trat an den Toten. Er griff nach dessen Gesicht und drückte seinen Unterkiefer nach unten.
Sein Mund klaffte auf.
Die Schwaden sanken wie eine böse Seele in den Hals des Mannes. Sie sickerten in seine Brust und entfachten dort ein neues Leben. Eines, das von nun an von Paco, dem Menschendämon, abhängig war.
Der unheimliche Mann schloss die stechenden Augen. Er sprach unverständlich gemurmelte Worte, berührte mit seinen Händen den Toten und wartete, wartete, bis der Tote sich zu regen begann.
Da schlug der Leichnam die Augen auf.
Ein tiefer Atemzug hob gleichzeitig seine Brust. Benitez stieß einen begeisterten Schrei aus. »Danke, Vater! Hab Dank! Du hast ihn mir gegeben! Ich werde ihn in unserem Sinne verwenden. Er wird böse Dinge tun! Er wird sich unser würdig erweisen. Wir haben mit ihm die richtige Wahl getroffen!«
Der Unheimliche stieß ein irres Gelächter aus.
Mit einem jähen Ruck setzte sich der Tote auf. Nirgendwo waren mehr Spuren der Lepra zu erblicken. Davon war er nun geheilt.
Der Mann war groß und kräftig.
Er hatte einen kantigen Schädel, dunkelbraunes Haar, harte Lippen und einen durchdringenden
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