GK162 - Duell mit dem Satan
Ich dachte, nun wäre mein Kreuz entzweigebrochen.
»Andrew!« brüllte ich aus Leibeskräften. Jetzt erst fiel mir auf, daß Scott zu schreien aufgehört hatte.
»Andrew, bring die Fackeln!« keuchte ich. Den nächsten Tritt konnte ich mit meinem Ring abfangen. Tucker hinkte. Mein Körper war ein einziger Herd des Schmerzes. Ich biß die Zähne zusammen. Ein Glück, daß ich eine Menge vertragen kann. Atemlos kämpfte ich mich wieder hoch. Tucker schlug sogleich wieder zu. Ich tauchte unter dem gewaltigen Hieb weg und hämmerte ihm meine Faust gegen die Brust. Tucker brachte sich mit einem erschrockenen Satz in Sicherheit. Er knallte gegen die Wand. Es klang, als würde Stein auf Stein schlagen. Jetzt hatte ich für einen winzigen Moment Zeit, nach Andrew zu sehen. Er war verschwunden. Ich hoffte, daß er so schnell wie noch nie in seinem Leben laufen würde.
Tucker erholte sich.
Er beförderte mich mit einem blitzschnellen Fußtritt durch die Hälfte des Ganges.
Ich merkte, daß mir die Luft allmählich knapp wurde.
Wo blieb nur Andrew Tann mit den Fackeln?
Tucker versuchte mir mit einem gewaltigen Schlag das Brustbein zu zertrümmern. Ich hatte größte Mühe, diesem Treffer zu entgehen.. Dabei verlagerte ich mein Gewicht so ungeschickt, daß ich die Balance verlor und zum drittenmal zu Boden ging.
Tucker triumphierte.
Er dachte, nun könne er mich fertigmachen. Mit einem raschen Sprung war er bei mir. Als er mit dem rechten Bein ausholte, kehrte Andrew mit den Dämonenfackeln zurück. Sie brannten bereits. Als Tucker die gleißenden Flammen sah, ließ er bestürzt von mir ab.
Er riß die Arme hoch und bedeckte seine Augen mit den verkohlten Händen. Ich sprang auf. Andrew kam. Ich riß ihm die Fackeln aus den Händen und stürzte mich damit auf das schwarze Ungeheuer.
Ich rammte ihm beide Fackeln gegen den Körper. Er wollte sie mir aus der Hand schlagen. Aber da hatte das Feuer der Dämonenfackeln seinen verkohlten Körper bereits erfaßt. Die magischen Flammen fraßen sich gierig in ihn hinein. Sie nagten tiefe Löcher in seinen pechschwarzen Leib. Tucker drehte sich zuckend um die eigene Achse. Ich stieß mit den Fackeln immer wieder zu. Bald loderte er von Kopf bis Fuß. Eine zuckende, tanzende Fackel war er nunmehr. Unaufhaltsam fraß sich das magische Feuer in die Tiefe seines Körpers. Die züngelnden Flammen brachten ihn um. Er streckte mir seine brennenden Arme entgegen.
Wollte er mich selbst jetzt noch, sterbend, attackieren?
Sollte es eine um Hilfe und Rettung flehende Geste sein?
Seine Beine brachen. Er fiel. Und als er auf den Boden knallte, barst sein Leib.
Funken stoben auf. Dann zerfiel der Schädel zu Asche.
Dasselbe passierte mit den anderen Teilen des Monsters. Auf der Asche züngelten noch einige Sekunden die magischen Flammen. Dann erloschen sie.
Und mit ihrem Erlöschen verschwand auch Tuckers Asche.
Es schien, als wäre er niemals hiergewesen.
Nur das aus der Verankerung gerissene Gitter erinnerte noch an den gefährlichen Spuk.
Wir eilten zu Scott.
Aber dem Mann war nicht mehr zu helfen. Eine neuerliche Herzattacke hatte ihm das Leben genommen. Der Schrecken war zuviel für ihn gewesen.
Also hatte sich Tuckers Rache letztlich doch noch erfüllt.
***
Ich verbrachte eine scheußliche Nacht in Andrew Tanns Haus. Mein Körper war mit Blutergüssen übersät. Ich fand keine Liegestellung, die nicht schmerzhaft gewesen wäre. Deshalb war ich froh, als der Morgen graute. Noch vor dem Frühstück machte ich mich daran, die Dämonenbanner einzusammeln. Andrew brauchte sie jetzt nicht mehr. Aber mir konnten sie anderweitig noch mal große Dienste leisten. Randolph Tuckers Geist existierte nicht mehr. Ich machte mir nichts vor. Seine Vernichtung war bloß ein Tropfen Wasser auf einen heißen Stein gewesen. Auf das gewaltige Gefüge der Hölle hatte sein Ende absolut keinen Einfluß. An seine Stelle würden andere Dämonen treten. Vielleicht konnte ich auch sie vernichten. Aber das alles würden nur kleine Teilerfolge sein. Gegen die Allmacht der Hölle vermag der Mensch keinen wirklich großen Sieg zu erringen. Ebensowenig wie er den Himmel zum Einstürzen bringen kann.
Ich setzte mich in meinen weißen Peugeot 504 Injection. Andrew Tann reichte mir zum Abschied die Hand. »Danke, Tony.«
»Wofür?«
»Für alles.«
»Blödsinn. Was ich getan habe, habe ich für einen Freund getan. Dafür will ich keinen Dank haben. Du kommst doch hoffentlich bald wieder mal nach
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