GK162 - Duell mit dem Satan
Also waren Sie mit George MacReady allein. Auf welche Idee sollte mich das denn bringen?«
Russell schluckte aufgeregt. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, und ich wiederhole es jetzt: Diesen Mord hat Randolph Tucker begangen, Sergeant. George hat mich gebeten, Tuckers Geist zu beschwören. George sagte, er wolle mit Tucker reden. Aber George hat mich belogen. Er brachte diesen verdammten Silberdolch mit. Kaum war Tucker da, da stürzte er sich auf ihn. George wollte Tucker erdolchen. Aber der Geist hat sich das nicht gefallen lassen. Er hat ihm den Dolch entrissen und… Was passiert ist, sehen Sie ja.«
»Russell sagt die Wahrheit, Sergeant!« bestätigte ich.
Barkley schaute mich ärgerlich an. »Sie halten sich da besser raus, Ballard.«
»Ich weiß, von Geistern halten Sie nichts«, gab ich giftig zurück.
»Allerdings. Sie haben mir schon mal so ein Märchen erzählt.«
»Dieses Märchen hat sich wiederholt!« behauptete ich. »Tucker war hier. Ich habe ihn gesehen.«
»Wahrscheinlich sind Sie genauso verrückt wie dieser Geisterbeschwörer. Verdammt noch mal, ich will nichts mehr von einem Spuk hören, haben Sie mich verstanden, meine Herren? Ich bin Polizist und Realist. Für mich zählen in erster Linie die Fakten. Und die sprechen eindeutig gegen Sie, Russell!«
»Welchen Grund sollte ich denn haben, George zu töten?« fragte der Spiritist heiser.
»Das möchte ich auch wissen!« fauchte der Sergeant. »Und… Was heißt überhaupt, Tuckers Geist hätte den Mord begangen? Tucker ist verschwunden. Er wurde bei uns als vermißt gemeldet. Solange man seine Leiche nicht gefunden hat, ist er für mich noch nicht tot. Und wer nicht tot ist, kann nicht herumspuken. Geben Sie mir recht, Russell?«
Ich gebe zu, Tom Barkley war nicht der erste, der nicht an Geister und Dämonen glauben wollte. Viele Menschen denken wie er. Einige von ihnen wurden eines Besseren belehrt. Manche davon leben leider nicht mehr. So gern ich die Meinung eines Menschen respektiere, so sehr ärgerte mich Barkleys mißtrauische Einstellung zu einer unverrückbaren Tatsache.
»Finden Sie es vernünftig, Sergeant, den Kopf einfach in den Sand zu stecken?« fragte ich ungehalten.
Barkley wies mit dem Zeigefinger auf mich. »Ihnen gebe ich den guten Rat, fahren Sie nach London zurück, Ballard. Und mischen Sie sich nicht mehr in meine Angelegenheiten!«
Ich grinste. »Ich möchte Ihnen nur eine Blamage ersparen. Irgendwann werden Sie Farbe bekennen müssen, Sergeant. Werfen Sie die Tür lieber nicht so aggressiv zu.«
»Verdammt noch mal, Ballard, ich muß sie schon sehr bitten, sich aus dieser Sache rauszuhalten!«
»Das werde ich nicht tun!«
»Dann werden Sie eine Menge Ärger kriegen, das verspreche ich Ihnen!« fauchte Barkley mit knallroten Wangen.
Ich ließ mich von ihm jedoch nicht einschüchtern. »Ich bin genauso wie Sie daran interessiert, daß der Mörder zur Verantwortung gezogen wird, Sergeant!« sagte ich schneidend. Mein Blick war dabei auf das Opfer gerichtet.
»Wenn Sie ebenfalls daran interessiert sind, wieso reden Sie dann andauernd von ’nem Spuk?« bellte mich Barkley an.
»Ich weiß eben bereits mehr als Sie, Sergeant.«
»Ihr Leute aus London wißt ja immer mehr als die Leute vom Land!« sagte Barkley verächtlich.
»Ich werde Ihnen sehr bald beweisen«, sagte ich eiskalt, »daß ich recht habe, Sergeant Barkley!«
***
Es war nicht zu fassen. Sergeant Barkley nahm tatsächlich Alan Russell in Untersuchungshaft. Er war mit nichts davon abzubringen. Er war keinem Argument zugänglich. Wenn wir von Tucker sprachen, behauptete er, wir hätten die Absicht, einem Hirngespinst diesen Mord in die Schuhe zu schieben. Russell mußte mit Barkley gehen. Ich versprach dem Spiritisten, ihn so bald wie möglich aus dem Gefängnis herauszuholen. Dazu brauchten wir Tucker. Ich wußte nicht, wie wir es anstellen sollten. Aber eines war mir klar, Barkley würde uns erst dann glauben, wenn wir ihm Tucker präsentieren konnten. Das war verdammt schwierig. Tucker würde nicht auf gutes Zureden mit uns kommen. Und genauso schwierig war es, den Spuk aufzustöbern. Wir hatten schließlich keine Ahnung, wo sich Tucker aufhielt. Das Motiv für Tuckers Tod hätte uns gewiß einen großen Schritt vorwärts gebracht. Ich war mehr und mehr der Meinung, daß George MacReady darüber haargenau Bescheid gewußt hatte. Nun zu behaupten, MacReady könnte noch leben, wenn er sich mir anvertraut hätte, ist etwas gewagt. Aber
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