GK170 - Die mordenden Bilder
Sein Privathubschrauber brachte ihn dorthin. Damit war der alte Herr aus dem Gefahrenbereich. Nun konnte ihm Brians unsichtbarer Killer nichts anhaben. Und auch die enormen Aufregungen, die wir erwarteten, würden ihm gottlob erspart bleiben.
Wir hatten grünes Licht. Aus Tony Ballard war Tony Black geworden. Und Brian und Elma waren jetzt meine Geschwister. Ich war gespannt, welche Folgen dieser Schachzug zeitigen würde.
Elma lud uns für den kommenden Tag – ich hatte sie heimlich darum gebeten – zu einem kleinen Lichtbilderabend ein. Mich erstaunte nicht, dass sich Brian ebenfalls einfinden wollte. Mir waren seine Beweggründe keineswegs fremd. Er wollte aus nächster Nähe sehen, wie es Elma und mir an den Kragen ging.
Ich hoffte inständig, dass ich ihm durch diese Rechnung einen dicken Strich machen konnte.
Mr. Silver nahm mich in der Nacht davor besorgt ins Gebet.
»Natürlich werde ich versuchen, dich zu beschützen, so gut ich kann, Tony«, versprach mir mein hünenhafter Freund.
Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter und dankte ihm.
Schmunzelnd bemerkte ich: »Es wird schon schief gehen, Kamerad.«
»Hoffentlich nicht«, seufzte Silver.
Wir gingen zu Bett, als der Morgen graute. Gegen Mittag stand ich auf.
Ich hatte hervorragend geschlafen und fühlte mich kräftig genug, um Bäume auszureißen.
Diese Top-Form konnte ich sehr gut gebrauchen. Der Tag ging mit Grübeln und Nichtstun herum. Frank hatte in einer Klinik in Manhattan zu tun. Er kam am frühen Nachmittag wieder. Um sieben fuhren wir gemeinsam los.
Etwas bedrückte mich, als wir M. G.s Haus betraten. Seltsam.
Während des ganzen Tages war ich sicher gewesen, dass nichts schief gehen würde. Doch nun war diese wohl tuende Sicherheit wie weggefegt. Ich fing zu zweifeln an, und ich fürchtete, dass ich diesem Abenteuer letztlich nicht gewachsen sein könnte.
Wenn es so kam, dann gab es heute Abend zwei Tote mehr zu beklagen. Der Gedanke daran steigerte meine Nervosität und setzte meiner unterschwelligen Angst spitze Stacheln ins Genick.
Alles war vorbereitet.
Wir nahmen auf den Stühlen, die in einer Reihe standen, Platz.
Frank Esslin saß rechts von mir. Zu meiner Linken saß Mr. Silver. Er litt sichtlich darunter, dass M. G. Black nicht ihn adoptiert hatte. Er war furchtbar um meine Sicherheit besorgt.
Elma machte sich an ihrem Vorführapparat zu schaffen.
In diesem Augenblick schwang die Tür auf. Brian trat ein.
Er begrüßte uns mit einer lästigen, ekelhaften Freundlichkeit und setzte sich dann auf den noch leeren Stuhl.
Ich streifte kurz seine Augen. Wenn ich bis jetzt noch nicht gewusst hätte, was uns bevorstand, nun wäre ich daraufgekommen.
Der Kerl hatte uns bereits zu Lebzeiten abgeschrieben. Für ihn waren wir jetzt schon so gut wie tot.
»Ist es nicht nett, einen schönen Abend im trauten Kreis daheim zu verbringen?«, fragte Brian seine Schwester mit einem gefährlichen Wolfslächeln.
Elma ging nicht darauf ein. Sie fragte: »Können wir anfangen?«
»Aber ja«, sagte Brian aufgekratzt. »Zeig uns deine fotografischen Kunstwerke.«
Das Licht ging aus.
Ein Albtraum setzte sich auf meine Brust. Ich hatte noch niemals so große Angst gehabt, zu versagen.
Die Lichtbilder wechselten mit monotoner Regelmäßigkeit. Elma gab zu manchen Aufnahmen eine kurze Erklärung ab. Ihre Stimme zitterte. Kein Wunder.
Sie war bestimmt wesentlich mehr aufgeregt als ich. Aber sie hielt sich gut. Meine volle Bewunderung gehörte diesem Mädchen.
Wir wurden eine halbe Stunde lang auf die Folter gespannt. Das Warten wurde langsam unerträglich. Ich dachte schon, Brian könnte gespannt haben, was wir im Schilde führten. Möglicherweise hätte er das Todesbild rechtzeitig aus Elmas Sammlung genommen. Dann war die ganze Aufregung umsonst, und wir kamen wieder keinen entscheidenden Schritt weiter.
Doch dann passierte es.
Elma sprang auf und stieß einen entsetzten Schrei aus.
Mein Herz schlug wie wild. Es klappte. Ich konnte den Sensenmann ebenso sehen wie Elma und Brian, denn ich gehörte mit zur Familie.
Der unheimliche Tod löste sich von der Leinwand.
***
Mr. Silver und Frank Esslin schauten verwirrt auf die leere Vorführfläche. Was nun geschah, konnten sie nicht sehen. Aber meinen Augen blieb nichts verborgen.
Dieser Knochenmann war also Brians Henker.
Noch einmal fiel mir ein, was Kullman mir erzählt hatte, nachdem Mr. Silver ihn hypnotisiert hatte. Der Jockey hatte den Eindruck gehabt, Gibbsons Hals wäre
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