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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Gesicht gesehen. Alle waren traurig gewesen. Sie hatten Tränen in ihren großen, dunklen Augen gehabt. Doch keiner war entschlossen gewesen, zu sagen: »Ich mach’s wie Lago! Wenn ihr mich von hier wegbringen wollt, dann müßt ihr Gewalt anwenden!«
    Lago sah Amoa auf seine Hütte zukommen.
    Amoa war der Iroij, also der Chef des Volkes, von Eniwetok. Er war auch Lagos Freund. Ein kleines, zähes Männchen mit tiefen Lachfalten um die Augen, mit einer breiten polynesischen Nase und unregelmäßigen Zähnen. Er rauchte eine amerikanische Zigarette. Je näher er der Hütte kam, desto ernster wurden seine Züge.
    Kurz vor der Hütte blieb er stehen. Er nahm noch einen Zug von der Zigarette. Dann warf er sie weg und trat ein.
    Er schaute sich mit sorgenvoller Miene um. Lago hatte seine wenigen Habseligkeiten nicht angerührt. Er wollte ja nicht weggehen. Betrübt betrachtete der Iroij Lagos Gesicht.
    »Du willst wirklich ernst machen?«
    Lago nickte mit grimmigen Zügen. »Ich bleibe, Amoa.«
    »Hast du immer noch nicht begriffen, daß es keinen Zweck hat, gegen den Strom zu schwimmen?«
    »Spar dir deine Worte. Du kannst mich nicht überreden, mitzukommen.«
    »Die Amerikaner werden dich nicht hierlassen. Das können sie nicht. Sie brauchen die Insel für ihre Atombombenversuche. Sie brauchen eine leere Insel, Lago.«
    »Sie sollen ihre Teufelsbomben anderswo zünden, nicht in meinem Paradies!« knurrte Lago trotzig. »Ich werde sie zwingen, von ihrem verbrecherischen Vorhaben abzugehen.«
    Der Iroij trat einen Schritt näher. »Lago«, sagte er eindringlich. »Du verrennst dich da in eine Idee, die du nicht durchhalten kannst. Die Amerikaner sitzen am längeren Hebel. Denkst du wirklich, sie lassen sich ihre Pläne von einem einzigen Mann kaputtmachen? Wenn du die Insel nicht freiwillig verläßt, werden sie Gewalt anwenden, und ich werde dir nicht helfen können.«
    Lago schüttelte wild den Kopf. »Ich brauche deine Hilfe nicht. Amoa. Ich brauche niemandes Hilfe. Ich kann mir selbst helfen!«
    »Wenn wir heute weggehen, Lago, dann ist das doch kein Abschied für immer. Wir werden eines Tages auf unsere geliebte Insel zurückkehren…«
    »Ja!« schrie Lago spöttisch. »Als alte Männer würden wir hierher vielleicht zurückkommen, aber die schönste Zeit unseres Lebens hätten wir auf dem Ujelang-Atoll verbracht.«
    Amoa seufzte schwer. »Du bist sehr unklug, Freund.«
    »Und du verrätst deine Heimat!« brüllte Lago dem Iroij ins Gesicht.
    »Ich beuge mich lediglich dem Gesetz des Stärkeren«, erwiderte Amoa.
    Lago blickte ihn verächtlich an. »Du bist ein verdammter Schwächling. Wie konnten wir dich nur zum Iroij machen!«
    Amoa wandte sich daraufhin verdrossen um und verließ Lagos Hütte. Draußen schrie er: »Was jetzt passiert, hast du nur deinem Starrsinn zuzuschreiben, Lago. Ich hatte gehofft, es dir ersparen zu können, aber du bist unbelehrbar!«
    »Verschwinde zu deinen amerikanischen Freunden. Bestell ihnen schöne Grüße von mir. Sag ihnen, sie können mich…«
    Amoa eilte wutentbrannt davon.
    ***
    Der Leiter des Evakuierungsunternehmens hieß Brokk London.
    Eine tadellose Erscheinung, mit scharfgeschnittenen Zügen und tadellos sitzender Uniform. Er stand neben Kapitän Frederic Yale, einem hartgesottenen Seebären, dessen weißer Backenbart aussah, als wäre er aus Watte.
    London wandte sich an seinen Adjutanten. »Wie viele Leute fehlen noch?«
    »Nicht mehr viele, Sir.«
    »Mann, halten Sie das für eine klare, informative Auskunft?« schnauzte London den Untergebenen an.
    »Ich werde mich sofort um die Insulaner kümmern, Sir«, stieß der schmale Bursche erschrocken hervor und rannte davon.
    Yale zündete sich eine Zigarette an. Er starrte nachdenklich ins klare Wasser und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Wissen Sie, daß das die erste Fahrt ist, die mir keinen Spaß macht, London?«
    »Was ist an dieser Fahrt denn schon so besonderes dran? Sie bringen 136 Menschen von hier nach dort. Das ist alles.«
    Der Kapitän nickte. »Das ist es ja gerade. Ich bringe Menschen von hier weg, obwohl sie gar nicht von hier weg wollen. Ich bringe sie dorthin, wohin sie nicht wollen. Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich habe den Eindruck, wir vergewaltigen diese armen Teufel.«
    »Sie machen sich zu viele Gedanken, Yale. Das ist nicht gut. Wir haben einen Befehl auszuführen. Das sollten wir tun, ohne unserem Herzen die Möglichkeit zu geben, dazu seine unmaßgebliche Meinung kundzutun. Das

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