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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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lediglich ein Traum gewesen. Doch Lago wagte nicht, erleichtert aufzuatmen, denn in seinem ganzen Leben hatte er noch keinen so erschreckend realistischen Traum gehabt.
    Hatte ihm der Fürst der Finsternis auf diese Weise eine Botschaft übermittelt? Hielt die Zukunft tatsächlich etwas für ihn bereit, von dem er noch keine Ahnung hatte? Etwas, gegen das er nur mit Hilfe der Mächte des Bösen bestehen konnte?
    Lago erhob sich, und obwohl es brütend heiß war, schauderte er.
    Mit finsterer Miene verließ er nachdenklich den Strand. Er hatte plötzlich Angst vor der Zukunft, ohne konkret zu wissen, was er fürchtete…
    ***
    Die paradiesische Insel hieß Yvonne.
    Eigentlich hieß sie Runit. Yvonne war der militärische Codename für die schmale, drei Kilometer lange Südsee-Insel, die dem Eniwetok-Atoll angehörte. Sie lag etwa 4.000 Kilometer südwestlich von Hawaii und sollte schon bald einer der gefährlichsten Müllplätze Amerikas werden.
    Im Februar 1944 eroberten die Amerikaner das von Japan besetzte Eniwetok-Atoll, einen Kranz von 40 Koralleninseln im Südpazifik.
    Im April 1947 übertrugen die Vereinten Nationen den USA die Treuhandschaft über das ehemalige japanische Mandatsgebiet.
    Und Amerika traf sofort seine ersten Maßnahmen…
    ***
    Lago stand am Fenster seiner Hütte.
    Er war ein großer schlanker Mann mit straffen Muskeln und kupferfarbener Haut. Er hatte jettschwarzes Haar und trug zumeist nur Shorts, sonst nichts. Mit schmalen Augen beobachtete er das geschäftige Treiben, das vor seinem Fenster ablief. Ab und zu knirschte er in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen, und er ballte die Fäuste vor Zorn über das, was geschah.
    Auf dem Meer lag ein riesiges Schiff vor Anker.
    Es war gekommen, um die 138 Bewohner von Eniwetok mitsamt ihren Habseligkeiten an Bord zu nehmen und auf die 200 Kilometer entfernte Insel Ujelang zu bringen.
    »Amerika entwurzelt hier Bäume, die anderswo nicht gedeihen können!« hatte Lago während einer der Versammlungen, die dieser Deportierung vorangegangen waren, verzweifelt geschrien.
    Doch niemand hatte sich um seine Meinung gekümmert. Man hatte sie mit einem mitleidigen Lächeln abgetan, denn man war der Meinung, über solche Dinge besser Bescheid zu wissen als ein einfacher Inselbewohner.
    Was wußte der schon von anderen Gegenden.
    Weshalb sollten die Insulaner anderswo nicht gedeihen können? Sie wurden ja wiederum auf einer Insel angesiedelt. Ist Insel nicht Insel?
    Für Lago nicht, aber wen kümmerte das schon.
    Wen kümmerte überhaupt das Schicksal von 136 Menschen? Was sind schon 136 Seelen? Lago hatte angekündigt: »Ich werde meine geliebte Insel nicht verlassen!«
    Einer der Amerikaner, die er von dieser Stunde an wie die Pest zu hassen begonnen hatte, hatte ihm gesagt: »Sie können aber nicht auf dem Atoll bleiben.«
    »Warum nicht?« hatte Lago trotzig gefragt. »Ich bin hier geboren. Ich gehöre hierher! Ich habe auf Ujelang nichts zu suchen. Das hier ist meine Heimat. Ich gehe anderswo vor die Hunde.«
    »Jetzt regen Sie sich nicht unnötig auf«, hatte der Amerikaner grinsend gesagt. »Ich bin sicher, Sie werden sich auf Ujelang innerhalb kürzester Zeit eingelebt haben. Sie bekommen von uns die beste Starthilfe für Ihr neues Leben. Wir lassen uns Ihre Übersiedlung eine Menge Geld kosten…«
    »Spart euch euer Geld. Keiner von uns will es haben. Wir möchten nur eines: wir wollen auf unserer Insel bleiben!«
    »Das geht nicht. Das ist unmöglich. Die Inseln des Eniwetok-Atolls werden für Experimente zum Segen der Menschheit gebraucht. Dem dürfen Sie sich nicht in den Weg stellen. Dazu haben Sie kein Recht.«
    »Ihr aber habt das Recht, mir meine Insel wegzunehmen?« hatte Lago verzweifelt gebrüllt.
    »Mit Ihnen kann man nicht vernünftig reden!« hatte der Amerikaner ärgerlich zurückgeschrieen.
    »Ich kenne auf dieser Insel jeden Stein, jede Palme, jeden Busch. Ich liebe dieses Eiland, und ich werde auf keinen Fall von hier weggehen.«
    »Na, wir werden es ja erleben!«
    »Eher verbünde ich mich mit den Mächten der Finsternis!« hatte Lago mit weit aus dem Hals tretenden Adern gebrüllt. Der Amerikaner hatte nur den Kopf geschüttelt und ihn von diesem Moment an nicht mehr beachtet. Für ihn war Lago ein Verrückter, der keinem vernünftigem Wort zugänglich war…
    Und nun räumten sie die Insel.
    Von den 136 Bewohnern waren schon fast alle auf dem großen Schiff, das sie von hier fortbringen sollte. Lago hatte kein einziges glückliches

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