GK236 - Wenn die Zombies kommen
hatten schon fast ihren Hals erreicht. »Nein!« stammelte Alicia verzweifelt. »O Gott, nein! Bitte nicht!« Comstocks Gesicht wurde zu einer grauenerregenden Fratze. Er stieß ein teuflisches Lachen aus.
Helmut, der große blonde Junge aus Deutschland, kam schwankend wieder auf die Beine.
»Alicia!« schrie er außer sich vor Sorge um das dunkelhaarige Mädchen. »Mein Gott, so lauf doch weg! Lauf weg!«
Seine Stimme elektrisierte Alicia.
In dem Moment, wo sich Ed Comstocks Hände um ihren schlanken Hals legen wollten, fiel die Lähmung von ihr ab. Sie wirbelte herum und rannte wie von Furien gehetzt davon. Der Untote ließ ein zorniges Knurren hören. Er folgte dem Mädchen.
Helmut wankte zu seinem Volkswagen. Er schloß hastig auf und warf sich hinter das Lenkrad. Der Motor heult gleich darauf auf. Helmut stemmte den ersten Gang ins Getriebe. Der Wagen machte einen kraftvollen Sprung nach vorn.
Indessen lief Alicia mit wehenden Haaren zwischen den Autoreihen hindurch. Ihr heißer Atem flog in kleinen Wolken aus ihrem offenen Mund. Hin und wieder warf sie einen gehetzten Blick zurück. Ed Comstock schien sich nicht besonders schnell zu bewegen, aber er war ihr dennoch dicht auf den Fersen.
Als Alicia das bemerkte, wurde sie hysterisch.
Sie lief Zickzack. Sie schrie wie am Spieß um Hilfe, und als Helmuts weinroter Volkswagen abzischte, dachte sie, der Junge würde sie mit dem wahnsinnigen Alten auf diesem nächtlichen Parkplatz allein lassen.
Das steigerte ihre Angst ins Uferlose.
Sie sah in ihrer grenzenlosen Furcht alles nur noch wie durch einen dichten Schleier. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie sah nicht, wohin sie trat, stieß mit dem Bein in der nächsten Sekunde gegen ein Hindernis, verlor das Gleichgewicht, fiel.
Unheimlich hörten sich die schlurfenden Schritte des Untoten an, der dem verzweifelten Mädchen immer näher kam.
Seine leichenblasse Fratze tauchte zwischen zwei Autos auf.
Alicia stieß einen grellen Schrei aus. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehenbleiben.
Entsetzt rappelte sie sich auf.
Comstocks Hände schossen auf sie zu, erwischten ihre großkarierte Stoffjacke. Das bestürzte Mädchen warf sich schreiend nach vorn. Das häßliche Ratschen von zerreißendem Stoff war zu hören. Alicia war wieder frei. Sie lief, so schnell sie konnte.
Von links sauste Helmuts VW heran.
Der Junge trat knapp vor Alicia hart auf die Bremse. Die Räder blockierten. Die Pneus quietschten und schmierten dicke schwarze Striche auf den Asphalt. Helmut stieß den Wagenschlag blitzschnell auf.
»Alicia!« brüllte er aus vollem Halse. »Alicia, mach schnell! Steig ein! Nun mach doch schon!«
Das Mädchen hastete auf die offene Tür zu. Mit einem federnden Sprung war sie im Volkswagen. Der blonde Junge wartete nicht, bis sie die Tür geschlossen hatte, sondern gab Gas und ließ die Kupplung kommen.
Der Untote wollte sich dem VW in den Weg stellen.
Er machte einen schnellen Schritt vorwärts. Der Wagen fegte auf ihn zu. Helmut verriß das Fahrzeug, soweit dies zwischen den eng beisammenstehenden Wagen möglich war, nach links.
Sie rammten den Alten.
Ed Comstock stieß einen wütenden Schrei aus. Er wurde zurückgeworfen, wuchtete sich aber sofort wieder nach vorn. Seine Faust sauste kraftvoll durch die Luft und landete donnernd auf dem Dach des Käfers. Das Blech gab knirschend nach. Das Autodach wies eine tiefe Delle auf. Helmut ließ das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit davonrasen. Er konzentrierte sich scharf auf das, was die grellen Scheinwerfer vor ihm aus der Dunkelheit rissen. Er warf keinen einzigen Blick in den Rückspiegel. Dafür war jetzt einfach keine Zeit.
Mit full speed erreichte der Volkswagen den Lake Shore Drive.
Und der blonde Junge verringerte das Tempo erst, als der Wagen etwa die Höhe des Saddle & Cycle Clubs erreicht hatte.
Alicia weinte neben ihm unaufhörlich.
»Ein Wahnsinniger!« schrie der Deutsche außer sich vor Wut. »Ein Verrückter war das! Der muß aus irgendeiner Nervenklinik entsprungen sein!«
Alicia schluchzte: »Bring mich nach Hause, Helmut. Bring mich bitte ganz schnell nach Hause.«
»Wir müssen die Polizei verständigen!«
»Ich will nach Hause!« schrie Alicia hysterisch. »Zum Teufel mit diesem verdammten Alten. Zum Teufel mit der Polizei. Ich will nach Hause!«
»Okay, okay. Beruhige dich wieder. Ich tu’ ja, was du möchtest.«
***
Ed Comstock blieb stehen.
Er hörte Stimmen und duckte sich.
»He, Jones.
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