GK255 - Die Geisterrocker
nicht aus Metall, sondern aus einem erstarrten Blitzstrahl gebildet wurde.
Ich schaute Mr. Silver kurz an.
Er schien diese Waffe zu kennen, und er schien großen Respekt vor ihr zu haben, denn er machte einen knappen Schritt zurück.
»Silver, was ist das? Was hält er in seinen Händen?« preßte ich heiser hervor.
»Dämonenlaser! Nimm dich davor in acht, Tony! Damit kann er jeden von uns spielend in Scheiben schneiden!«
Ich schluckte trocken.
Wir schienen es zum erstenmal mit einem Gegner zu tun zu haben, dem wir nicht gewachsen waren. Unsere Waffen versagten an ihm. Dafür war aber er im Besitz einer Waffe, deren Gefährlichkeit kaum noch zu überbieten war.
Mr. Silver erinnerte sich an seine Dämonenzeit. Er kannte nur einen, der eine solche Waffe besessen hatte.
Sein Name war Cynagok gewesen.
»Cynagok!« rief Mr. Silver laut aus.
Der Unhold mit dem Dämonenlaser lachte aus vollem Halse. »Du hast mich also wiedererkannt, Silver!«
»Dein Schwert hat mir verraten, wer du bist!«
Wieder lachte der Dämon. »Mein Schwert! Du fürchtest es, nicht wahr?«
»Ich kenne seine Gefährlichkeit!«
»Du wirst durch dieses Schwert dein Leben verlieren! Du, Ballard und Esslin, denn ihr habt es gewagt, euch mir in den Weg zu stellen!«
Cynagok holte mit seinem Laserschwert zum Schlag aus. Er starrte mich mit haßverzerrtem Gesicht an.
»Diesmal geht’s dir an den Kragen, Ballard!« brüllte er mit donnernder Stimme. Gleichzeitig schlug er zu. Der gleißende Laserstrahl surrte waagrecht durch die Luft. Ich tauchte darunter weg. Hinter mir brach der Schrank entzwei. Der Dämonenlaser hatte ihn mühelos durchgeschnitten und hatte sich außerdem auch noch tief in die Mauer gegraben.
Mir wurde zum erstenmal im Leben angst und bange, und ich denke, daß ich mich dessen nicht zu schämen brauche. Nur ein Mensch, der sich schon mal in einer ähnlichen Lage befunden hat, wird mich verstehen können. Zum erstenmal hatte ich einen Gegner vor mir, gegen den ich nicht die geringste Chance zu haben schien. Und auch Mr. Silver schien zum erstenmal ratlos zu sein…
Cynagok schlug mit seinem verdammten Schwert schon wieder zu.
Mit großer Mühe brachte ich mich vor der strahlenden Klinge in Sicherheit. Cynagok lachte.
»Tanz, Ballard! Tanz! Ich werde dich in den Tod tanzen lassen! Tanz!« Der Laserstrahl fegte vor meinen Zehenspitzen über den Boden. Ein glatter Schnitt durchtrennte den Teppich und das darunter befindliche Holz des Parketts.
Ich sprang wie ein verrückter Bock umher, und Cynagok amüsierte sich darüber köstlich.
Mir rann der Schweiß in Strömen übers Gesicht.
Der gottverfluchte Dämon machte sich ein höllisches Vergnügen daraus, mich zu quälen. Sein vernichtender Streich würden mich vermutlich erst treffen, wenn ich total ausgepumpt, völlig fertig war. Wenn ich vor Erschöpfung auf dem Boden lag und mich nicht mehr rühren konnte, dann würde er mich mit seinem schrecklichen Schwert in der Mitte auseinanderschneiden…
Während ich hin und her federte, vor und zurück sprang, mich bückte oder mich zur Seite warf, dachte Mr. Silver angestrengt nach. Ich merkte, wie meine Kraft langsam, aber stetig weniger wurde. Cynagok gönnte mir keine Verschnaufpause. Jeder Hieb bedrohte mein Leben, und ich mußte Zusehen, so schnell wie möglich aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich des Dämonenlasers herauszukommen.
Cynagok schlug immer schneller, immer unerbittlicher, immer kompromißloser zu.
Er forcierte meinen verrückten, kräfteraubenden Tanz.
Mein Herz klopfte wie wahnsinnig gegen die Rippen. Mein Puls drohte die Handgelenke zu sprengen. Ich keuchte schwer. Mein Atem rasselte. Irgendwann - es konnte nicht mehr lange dauern - würde ich nicht schnell genug ausweichen. Dann traf mich der tödliche Strahl…
Mr. Silver zermarterte sich indessen das Gehirn.
Er wußte, daß es eine Möglichkeit gab, Cynagok beizukommen, aber dazu mußte er den Dämon erst mal zwingen, Gestalt anzunehmen.
Und genau das war Mr. Silvers Schwierigkeit. Ihm fiel der Befehl nicht ein, der Cynagok zwingen würde, für wenige Augenblicke einen festen Körper anzunehmen.
Frank Esslin lag hinter dem umgeworfenen Sofa und rechnete damit, daß auch er durch dieses schreckliche Laserschwert umkommen würde.
Ich warf mich mit dem Mut der Verzweiflung nach vorn. Meine rechte Hand hielt immer noch den Colt umklammert. Mit der Linken wollte ich den Griff des Schwerts packen. Dieser Wagemut hätte mich um ein Haar das Leben
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