GK255 - Die Geisterrocker
sich in dieser Situation einer Fähigkeit, die er früher vortrefflich beherrscht hatte: Der Ex-Dämon raffte die Zeit! Das heißt, wenn für uns zehn Sekunden verstrichen, verging für Mr. Silver erst eine. Dieser Umstand machte den Hünen mit den Silberfäusten so unwahrscheinlich schnell, daß man ihm kaum mit den Augen folgen konnte.
Die Geisterrocker, für die die Zeit normal ablief, kamen nicht einmal dazu, Mr. Silvers Angriff anzuwehren.
Kraftvoll drosch er auf sie ein.
Einer nach dem anderen sackte zu Boden.
Bis nur noch Don Baccala übrig war.
Der Verdammte war drauf und dran, mich zu erwürgen.
Wieder setzte Mr. Silver seine übernatürlichen Fähigkeiten ein. In seinen perlmuttfarbenen Augen entstanden glühende Pentagramme. Die beiden magischen Symbole lösten sich von Mr. Silvers Augäpfeln. Frank Esslin beobachtete fassungslos, was nun geschah.
Der doppelte Drudenfuß vereinigte sich zu einem großen, glühenden Zeichen, das mit großer Geschwindigkeit auf Don Baccala zuflog und schon in der nächsten Sekunde gegen den Rücken des Rockerbosses prallte. Baccala brüllte gepeinigt auf. Er spannte das Kreuz und ließ meinen Hals los. Das Pentagramm brannte sich in seinen Körper.
Ich pumpte gierig Luft in meine brennenden Lungen. Mein Hals schmerzte entsetzlich, aber ich achtete nicht darauf.
Vielleicht begrüßte ich den Schmerz sogar ein wenig, denn er verriet mir, daß ich noch am Leben war.
Um Don Baccalas Untergang zu beschleunigen, setzte ich ihm den Stein meines magischen Rings an die Brust. Ich zog einen senkrechten und einen waagrechten Strich.
Vorne das Kreuzzeichen.
Hinten den Drudenfuß.
Das war einfach zuviel für den Anführer der Geisterrocker. Diesen vernichtenden Gewalten war er nicht gewachsen.
Sein Skelett zerbrach. Er fiel in sich zusammen. Vor uns lag nur noch eine mit Staub gefüllte Lederkleidung. Polternd rollte der Fiberglashelm des Rockers durch den Raum und krachte gegen die Wand. Wir atmeten alle erleichtert auf, denn wir dachten, wir hätten es geschafft, doch wir irrten uns, denn in diesem Moment stimmte das Böse, das die Rocker zu seinem Werkzeug gemacht hatte, ein wütendes Geheul an, das so laut war, daß wir den Boden unter unseren Füßen vibrieren spürten.
»Noch habt ihr nicht gesiegt!« kreischte die Kraft der Hölle. »Ihr habt lediglich mein Werkzeug vernichtet. Ich bin immer noch da, und ich werde euch grausam für das bestrafen, was ihr getan habt!«
***
Ich blickte mich gebannt um.
Frank Esslin warf mir einen verstörten Blick zu. Ich zuckte mit den Achseln. Mr. Silver fletschte die Zähne. »Ich hätte es wissen müssen!« fauchte er ärgerlich. »Ich hätte das durchtriebene Spiel unseres Gegners von Anfang an durchschauen müssen!«
Er kam, unser Gegner. Sausend und brausend. Begleitet von einem ohrenbetäubenden Lärm. Frank Esslin brachte sich mit einem erschrockenen Satz in Sicherheit, als die eigentliche Gefahr durch das Wohnzimmer raste und den gesamten Raum innerhalb eines Sekundenbruchteils völlig verwüstete. Die gefährliche Nebelschwade schleuderte Stühle durch die Fenster aus dem Haus, warf das Sofa und den Tisch um, riß alle Bilder von den Wänden…
Mr. Silver versuchte den Vernichtungslauf des Mächtigen zu stoppen, doch es gelang ihm nicht.
Inmitten des von ihm verursachten Chaos wuchs dann unser schrecklicher Gegner vor uns auf.
Er bestand nur aus waberndem Nebel, hatte aber einen Kopf, mächtige Schultern, Arme und Beine. Und in seinen Händen hielt er ein etwa zwanzig Zentimeter langes, röhrenförmiges Ding, das sich als eine der gefährlichsten Waffen, die ich jemals gesehen hatte, entpuppen sollte.
Nur dieses Ding bestand aus festgefügtem Meterial.
Ich richtete meinen Colt auf die gewaltige Erscheinung, die penetrant nach Schwefel stank.
Der Unhold riß sein Satansmaul auf. Er lachte schaurig. Flammen schlugen aus seinem Rachen. Ich drückte trotzdem ab.
Aber da unser Gegner keinen Körper hatte, war ihm mit den geweihten Silberkugeln nicht beizukommen.
Ich vernahm plötzlich ein lautes Zischen, und dann…
Ich traute meinen Augen nicht. Aus dem röhrenförmigen Gegenstand, das das riesige Wesen aus den Dimensionen des Schreckens in seinen Fäusten hielt, war ein anderthalb Meter langer, gleißender Lichtstrahl gefahren. Dieses grelle, gebündelte Licht ragte in gleichbleibender Länge aus der schlanken Röhre, die mir jetzt wie ein Griff vorkam. Das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einem Schwert, dessen Klinge
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