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GK266 - Die weiße Göttin

GK266 - Die weiße Göttin

Titel: GK266 - Die weiße Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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herum und versuchte noch einmal, die Tür aufzureißen. Es ging nicht. Sie trommelte mit ihren Fäusten verzweifelt gegen die Tür.
    »Hilfe!« schrie sie aus Leibeskräften. »Zu Hilfe! Hilfeee!« Doch im Haus blieb es still. Niemand hörte ihre trommelnden Fäuste. Niemand vernahm ihr Geschrei. Dafür sorgte Cynagok.
    »Schluß jetzt mit dem Gezeter!« murrte der Dämon verdrossen.
    Bara stemmte sich von der Tür ab. Sie flog auf den Schrecklichen zu, schlug im letzten Augenblick einen Haken, flitzte an ihm vorbei und zurück in den Livingroom.
    Hastig wollte sie die Tür hinter sich zuwerfen, doch Cynagok ließ das nicht zu. Er rief mit donnernder Stimme irgendein Wort, das Bara nicht verstehen konnte. Es gehörte einer Sprache an, die Bara nicht kannte.
    Daraufhin blieb die Zeit stehen.
    Die Tür stoppte mitten im Schwung. Auch Bara vermochte sich nicht mehr zu bewegen. Die Szene sah aus wie das Standbild aus einem Film. Baras Bewegung war von Cynagok angehalten worden. Reglos stand sie da. Wie aus Gips geformt. Ihre Lider zuckten nicht. Sie atmete nicht.
    Das einzige, was der unheimliche Dämon ihr gestattete, war das Denken.
    Er nahm telepathischen Kontakt mit ihr auf. »Du wirst von nun an nur noch tun, was ich will, verstanden?«
    »Ja«, gab Bara auf geistigem Wege zurück.
    »Du wirst dich meinen Befehlen nie mehr widersetzen!«
    »Nie mehr!« antwortete Bara. Sie lauschte in sich hinein. Ihr Herz schlug nicht mehr. Aber das Mädchen erschrak über die Wahrnehmung nicht. Ihre wahnsinnige Angst verebbte allmählich. Die Furcht versiegte wie Wasser in feinkörnigem Sand.
    Sie sah Cynagok mit anderen Augen.
    »Wir werden gemeinsam ein fintenreiches Spiel spielen«, sagte der Dämon triumphierend. »Ein hinterlistiges Spiel – und am Ende werden drei Personen das Leben verlieren.«
    »Welche Personen?« fragte Bara.
    »Du wirst ihre Namen kennen, sobald ich dich mit den von mir erfundenen Spielregeln vertraut gemacht habe.«
    Der Dämon trat auf das starre Mädchen zu. Bara sah aus seinen blutroten Muskelsträngen Dämpfe steigen, die seinen Körper alsbald wie ein dicker Mantel einhüllten.
    Eine Helligkeit ging von diesen Dämpfen aus, die das Mädchen in den Augen schmerzte, aber es war Bara nicht möglich, die Lider zu senken. Sie war gezwungen, in dieses brennende Gleißen zu blicken.
    Es kam auf sie zu. Das Strahlen und Glimmen war siedendheiß.
    Es legte sich auf Baras Haut. Sie wollte vor Schmerz laut aufschreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Die schreckliche Pein dauerte nur wenige Sekunden.
    Dann spürte Bara keinen Schmerz mehr. Das Mädchen merkte, daß es sich wieder bewegen konnte. Gleichzeitig erlosch das grelle Strahlen, und der Dämon war nicht mehr vorhanden.
    Die Tür – von Cynagok mitten im Schwung gestoppt – knallte nun ins Schloß.
    Der Krach ließ Bara heftig zusammenzucken.
    Sie blickte unwillkürlich an sich hinunter. »Das… das gibt es doch nicht!« stieß sie verdattert hervor. »Das ist unmöglich!«
    Ihre geweiteten Augen waren fassungslos auf ihre Hände gerichtet. Sie waren weiß. Weiß! Auch die Arme. Auch die Beine. Ihr ganzer Körper war der einer Weißen. Bara rannte zum Wandspiegel, um sich darin zu betrachten. Fassungslos stand sie davor.
    Aus dem breiten Chromrahmen blickte ihr eine Fremde entgegen!
    ***
    Die Fremde war bildschön. Sie hatte langes blondes Haar, ausdrucksstarke blaue Augen, eine kleine, zierliche Nase und einen sinnlichen Mund. Sie sah aus wie eine Europäerin, und Bara verstand nicht, wie aus ihr ein solches Mädchen werden konnte.
    Sie war hier in Kenia zur Welt gekommen. Als Kind von schwarzen Eltern. Wie war es möglich, daß ihre Haut plötzlich blütenweiß war? Verstört riß sich Bara das Baby Doll vom Leib.
    Das Mädchen im Spiegel machte jede Bewegung mit. Kein Zweifel. Es war ihr Spiegelbild. Bara warf das kurze Nachthemd weg. Ihr Busen, der flache Bauch, die Hüften – alles war so weiß wie das Gesicht.
    Eine hallende Stimme ließ Bara plötzlich zusammenfahren. Die Stimme war in ihr. Sie hörte Cynagok, der sagte: »Nun bist du die weiße Göttin, Bara. Du bist jetzt mein Geschöpf, und du wirst nur noch das tun, was dir meine Impulse eingeben.«
    Das weiße Mädchen senkte ergeben den Kopf. Es hatte keinen eigenen Willen mehr. Sie war in dieser Schreckensnacht zu einem Werkzeug des Dämons Cynagok geworden.
    Sie stellte nunmehr eine wichtige Figur in Cynagoks gemeinem Ränkespiel dar. Er konnte sie führen wie eine Puppe. Sie

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