GK266 - Die weiße Göttin
gewinnende Art und kam überall gut an. Ihr Haar war nußbraun. Ebenso die Augen.
George und Hal waren vor zehn Jahren nach Ostafrika ausgewandert, hatten sich in Mombasa niedergelassen und arbeiteten heute für mehrere Reisebüros als Fremdenführer. Sie leiteten Fotosafaris, gingen mit ganzen Gruppen oder einzelnen Personen in den Busch, begleiteten Schlangenfänger und Verhaltensforscher auf ihrem Weg durch Urwald und Savanne.
Die Brüder verdienten nicht schlecht dabei – und George hatte es mit seiner Sparsamkeit bereits zu einem kleinen Haus gebracht, während Hal lieber mit dem Geld um sich warf und in einer kleinen Wohnung nahe dem Stadtkern wohnte.
Es war Abend.
Und es gab eine Grillparty, denn Sadie Gordon feierte an diesem Tag ihren vierundzwanzigsten Geburtstag. Dazu waren Hal Gordon und seine Flamme Elaine Jones selbstverständlich herzlich eingeladen.
Die Party wurde zu einem großen Spaß für alle, die daran teilnahmen. George hatte schon ziemlich einen in der Krone und sprach mit schwerer Zunge: »Ich erhebe mein Glas auf die wunderbarsten Frauen, die es in dieser Stadt gibt: Auf meine Frau und auf die Freundin meines Bruders!«
George Gordon war ein mittelgroßer Mann mit unregelmäßigen Zähnen und einer wettergegerbten, rostroten Haut.
Hal Gordon war ihm vor allem in den Bewegungen und in der Art, wie er beim Sprechen gestikulierte, sehr ähnlich. Ansonsten war Hal größer und kräftiger als sein Bruder. Sein Haar struppiger, widerborstiger, wuchs über seine Ohren und über den Kragen seines weißen Hemds.
George griff nach der Flasche und kam zu Hal. »Trink noch was, Junge. Du sitzt ja auf dem Trockenen.«
Hal schüttelte den Kopf. »Laß nur, George. Es reicht. Ich muß morgen früh zeitig aus den Federn.«
»Was hast du vor?«
»Ich muß eine englische Reisegruppe übernehmen und sie zum Ngorongoro-Krater bringen.«
Obwohl George und Hal ebenfalls Engländer waren, kicherte George und spottete: »Oh! How lovely! It is beautiful, isn’t it?«
Hal nahm Elaine um die Taille und zog sie an sich. Sie hatte bläulich-schwarzes Haar, einen üppigen Busen und dunkle Augen, die auf den ersten Blick schwarz wirkten.
»Ich glaube, es ist für uns an der Zeit, nach Hause zu fahren«, sagte Hal.
»Och, jetzt schon?« murrte George mit enttäuscht geschürzten Lippen.
»Tja. Die Arbeit geht vor. Ein paar Stunden Schlaf sind für mich sehr wichtig. Du kennst mich. Wenn ich nicht ausgeschlafen bin, bin ich ungenießbar. Welcher Reiseleiter darf das schon sein?«
»Eine Stunde noch, Hal. Es ist doch erst elf.«
»Ich finde, das reicht, George.«
»Wenn er nach Hause gehen will, dann laß ihn gehen«, sagte Sadie. »Es würde ihm ja doch keinen Spaß mehr machen, wenn er bliebe.«
Hal ging zu seiner Schwägerin. Er küßte sie auf die linke Wange. »Das ist für dein Verständnis.« Nun küßte er sie auf die andere Wange. »Und das ist für deine Mühe. Die Grillparty war bestens organisiert. Vielen Dank für die Einladung. Ich wünsche dir nochmals alles Gute zu deinem Geburtstag.«
Hal und Elaine wurden von George und Sadie bis zu ihrem Wagen begleitet. Hal schwang sich in den geländegängigen Jeep. Gleich darauf dröhnte der Motor.
Elaine winkte.
»Macht es gut!« rief George ihnen grinsend nach.
»Was denn?« fragte Hal.
George lachte. »Du weißt schon, was ich meine.«
»Solange ihr kein Baby habt, brauche ich mich doch nicht anzustrengen«, gab Hal grinsend zurück.
»Oh, so ist das nicht…«
»Klar ist das so. Schließlich seit ihr schon eine ganze Weile verheiratet.«
»Dafür bist du aber der ältere von uns beiden«, sagte George, auf seine Frau gestützt.
Hal fuhr los. Elaine winkte noch eine Weile. Dann wandte sie sich um. »Wieso hat dein Bruder eigentlich noch keine Kinder, Hal?« fragte sie.
Hal Gordon zuckte mit den Achseln. »Irgend etwas stimmt nicht bei ihm. Sie könnte Babys kriegen, aber bei George klappt’s irgendwie nicht – das hat der Doktor festgestellt. Schade. Die beiden hätten nämlich ganz gern ein Baby. Vor allem Sadie ist ganz verrückt nach diesen kleinen Schreihälsen.«
Der Jeep rollte über den Kipeyu Causeway.
Fünfzehn Minuten später war Elaine Jones zu Hause.
Hal hatte den Jeep vor dem Haus, in dem sie wohnte, gestoppt. Die Nacht war mild. Am schwarzen Himmel hing ein buttergelber Mond. Irgendwo zirpten Grillen. Der totale Friede schien ausgebrochen zu sein.
Elaine nahm Hals Gesicht zwischen ihre schlanken Hände. »Nicht
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