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GK283 - In den Katakomben von Wien

GK283 - In den Katakomben von Wien

Titel: GK283 - In den Katakomben von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Knöpfe von den Kleidern abzugewinnen. Es dauerte lange, bis ich dahinterkam, wie er das machte.
    Der verflixte Kerl mogelte: Er las unsere Gedanken. Dadurch kannte er unser Blatt und bestimmte danach die Höhe seiner Einsätze. Als ich ihm auf den Kopf zusagte, daß ich ihn durchschaut hatte, grinste er und gab das Geld zurück, das er gewonnen hatte.
    »Man sollte nie wieder mit ihm spielen«, sagte Vicky ärgerlich.
    »Dann legt er dich eben auf eine andere Weise herein. Dem fällt immer etwas ein«, brummte ich, begab mich zum Schrank und nahm mir einen Pernod.
    Als ich davon genippt hatte, schlug das Telefon an. Da ich gleich danebenstand, nahm ich das Gespräch entgegen. »Ballard«, meldete ich mich.
    »Hallo, Tony. Hier spricht Vladek. Vladek Rodensky. Wie geht’s denn so?«
    Die Stimme des Anrufers war so klar und deutlich zu hören, daß ich überrascht fragte: »Vladek, bist du in London?«
    »Nein. Ich rufe aus Wien an.«
    »Ich höre dich so gut, als würdest du in der Zelle an der Ecke stehen.«
    »Du darfst einmal mehr über das Wunder der Technik staunen«, sagte Vladek lachend. Rodensky ist gebürtiger Pole. Er hat einen österreichischen Paß, ist ein vermögender Brillenfabrikant und ein leidenschaftlicher Weltenbummler, der des Reisens niemals müde wird.
    Wir haben schon einige haarsträubende Abenteuer hinter uns, deshalb freute es mich besonders, nach so langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von Vladek zu bekommen.
    Er wollte noch mal wissen, wie es mir gehe. Ich sagte ihm: »Prächtig. Und dir?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Wann machen wir mal wieder einen drauf, altes Haus?«
    »Dazu ergibt sich vielleicht früher die Gelegenheit, als du denkst«, sagte Vladek.
    »Kommst du nach England?«
    »Nein. Ich möchte dich bitten, nach Wien zu kommen.« Das klang jetzt auf einmal ernst und sachlich. Auch ein wenig bedrückt.
    »Ist in Wien irgend etwas nicht in Ordnung, Vladek?« fragte ich hellhörig.
    »Ich weiß nicht so recht, Tony.«
    »Bist du in Schwierigkeiten?« wollte ich wissen.
    »Nein. Ich nicht. Aber ein Freund von mir. Sein Name ist Bernd Katzler. Er…, er hat Probleme.«
    »Probleme welcher Art?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll, Tony. Man könnte die Sache auch mit einem Schulterzucken abtun, verstehst du? Man könnte behaupten, das Ganze wäre ein Produkt von überreizten Nerven, aber irgend etwas sagt mir, daß es falsch wäre, sich mit einer solchen Erklärung zu begnügen.«
    »Was für Beschwerden hat Katzler konkret?« erkundigte ich mich.
    »Alpträume sind es. Schreckliche Alpträume, die ihn halb wahnsinnig machen. Sobald er einschläft, entführt ihn eine unbekannte Macht in die Pestzeit von Wien.«
    »Wieso ausgerechnet dorthin?«
    »Einer seiner Ahnen, Bruno Katzler, hat in dieser Zeit gelebt. In seinen Alpträumen vollzieht Bernd Katzler gewissermaßen das Leben seines Ahnen noch einmal nach. Das war ein habgieriger, hartherziger Bursche, dessen Unerbittlichkeit ein Mann namens Arik Speer zum Opfer fiel.« Ich erfuhr die Geschichte in knappen, aber präzisen Worten. »Dieser Speer«, fuhr Vladek Rodensky, sodann fort, »droht nunmehr Bernd Katzler, sich für das zu rächen, was Bruno Katzler ihm angetan hat.«
    »Könnte es deiner Meinung nach tatsächlich zu solch einem Racheakt kommen?« fragte ich.
    »Es geht bei dieser Sache nicht mit rechten Dingen zu, soviel steht für mich fest. Deshalb möchte ich dich bitten, nach Wien zu kommen und dir meinen Freund einmal anzusehen. Vielleicht kannst du etwas für ihn tun. Es geht ihm nicht gut, Tony. Er braucht Hilfe. Ich habe ihm versprochen, die beste Hilfe nach Wien zu holen, die es für ihn gibt. Jetzt hofft er wieder… Darf ich ihm sagen, daß du kommst?«
    »Selbstverständlich darfst du das. Ich kann dich doch in dieser Situation nicht im Stich lassen. Wie stündest du denn dann mit deinem Versprechen da?«
    »Vielen Dank, Tony. Ich wußte, daß du nicht nein sagen würdest.«
    »Ich bin für Fälle wie diesen letzten Endes zuständig«, erwiderte ich.
    »Wann kommst du?« wollte Vladek wissen.
    »Mr. Silver und ich nehmen die nächste Maschine.«
    »Ich hole euch ab.«
    »Also dann, Kamerad. Bis später«, sagte ich und legte auf.
    ***
    Wir landeten auf dem Flughafen Schwechat um 16.45 Uhr. Wenige Minuten später standen wir Vladek Rodensky gegenüber. Er war so groß wie ich, hatte aber schmalere Schultern. Seine eisblauen Augen strahlten vor Freude. Sein dichtes braunes Haar

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