GK307 - Der Ghoul von Mallorca
Mädchenkörper.
Entsetzt riß Jessica West die Augen auf. Sie war sofort hellwach, und was sie sah, raubte ihr beinahe den Verstand.
Da ihr der Ghoul Mund und Nase zuhielt, bekam sie keine Luft. Panik stieg in ihr hoch. Sie versuchte, sich herumzuwerfen, doch der Ghoul wußte dies zu verhindern.
Verzweifelt bäumte sich das Mädchen auf. Jessica schlug mit ihren kleinen Fäusten nach dem widerlichen Schädel des Ungeheuers.
Sie erreichte damit nicht das geringste. Verbissen kämpfte das tapfere Mädchen um sein Leben, doch was auch immer sie anstellte, um freizukommen, es fruchtete nicht.
Die Atemnot wurde rasch größer. Jessica West wurde von Todesangst gepeinigt. Ihre Kräfte ließen nach.
Bald zuckten ihre Hände nur noch fahrig durch die Luft. Dann fielen ihre Arme kraftlos herab. Ein schwarzer Schleier senkte sich auf ihre Augen. Sie verlor die Besinnung.
Niemand konnte dem Ghoul dieses Opfer noch streitig machen…
***
Wir saßen am darauffolgenden Morgen mit Marion und Harald Handschmann, dem Ehepaar aus Aachen, am selben Tisch.
Die Deutschen verschlangen mit hörbarem Appetit ihr Spezialfrühstück, das wesentlich reichhaltiger war als das unsere.
Ein freundlicher Mann unterhielt sich kurz mit den Handschmänns, und nachdem er das Frühstückszimmer verlassen hatte, erfuhren wir, daß das Abel Sabbath gewesen sei, der im allgemeinen nur der Tanzmeister genannt wurde.
Sabbath hatte sich um Lance gekümmert, als dieser vom Ghoul niedergeschlagen worden war.
Lance!
Ich machte mir große Sorgen um unseren Freund, der nach wie vor verschollen war. Bisher hatten wir von ihm noch kein Lebenszeichen erhalten.
Das beunruhigte mich ein bißchen, wenngleich ich mir nicht vorstellen konnte, daß der Ghoul Lance Selby bereits getötet hatte.
Ich rechnete eher damit, daß der Dämon den Parapsychologen dazu benützte, um mich unter Druck setzen zu können.
Und ich fragte mich immer wieder: Wohin hat die Bestie Lance gebracht? Wo hält der Ghoul unseren Freund versteckt?
Marion und Harald Handschmann hatten noch keine Ahnung, was mit Lance Selby in der vergangenen Nacht geschehen war, und ich hatte nicht die Absicht, es ihnen zu erzählen.
Als Harald Handschmann nach Lance fragte, antwortete ich ausweichend: »Wir wissen nicht, wo er steckt. Vermutlich hat er das Hotel schon sehr früh am Morgen verlassen. Ich nehme an, daß er bald wieder zurück sein wird.«
Liebe Güte, wie schön wäre es gewesen, wenn das wahr gewesen wäre!
Als ich von meinem Kaffee trank, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich suchte nach der Person, die mich so intensiv anstarrte, und meine Augen begegneten jenen von Ted Kotcheff, der sich für Jessica West »so allerlei vorgenommen hatte«, Lag ein Vorwurf in seinem Blick? Oder blanker Haß?
Er schaute schnell in eine andere Richtung, als sich mein Blick mit dem seinen traf. Der Mann schien irgend etwas gegen mich zu haben.
Ich hatte keine Ahnung, weshalb er mich nicht mochte.
Meine Aufmerksamkeit wurde durch einen kleinen schmuddeligen Jungen abgelenkt, der wie ein geölter Blitz zwischen den Tischen hindurchflitzte.
Der Kleine hatte eine dunkle Haut und Augen, die so schwarz wie Kohle waren. Sein Haar war rabenschwarz, dicht und struppig.
Er war zerlumpt und lief barfuß. Zwei Kellner waren bemüht, ihn abzufangen, denn er paßte hier nicht herein.
Die Kellner nahmen den Jungen in die Zange. Der Bengel entwischte ihnen einmal, doch beim zweitenmal schnappten sie hart zu und ließen den Kleinen nicht mehr los.
Er strampelte und zappelte. Er schimpfte und fluchte. Vor allem mit seinen Flüchen stellte er so manchen Erwachsenen weit in den Schatten.
Die Kellner wollten ihn an die Luft befördern. Der Kleine bespuckte sie und schrie: »Laßt mich los! Laßt mich sofort los! Ich muß zu Señor Ballard! Ich habe ihm etwas wichtiges zu sagen!«
Ich legte die weiße Stoffserviette auf den Tisch und erhob mich. Inzwischen hatten die Kellner mit dem Jungen, der sich wie verrückt gebärdete, den Frühstücksraum verlassen.
Einige Gäste schüttelten indigniert den Kopf.
Ich holte die Kellner in der Hotelhalle ein. »Würden Sie die Freundlichkeit haben; den Jungen mir zu überlassen?« sagte ich höflich.
Die Kellner ließen den Jungen los. Der Kleine beschimpfte sie weiter. Ich machte den Männern ein Zeichen, das sie veranlaßte, mich mit dem Kleinen allein zu lassen.
Lächelnd fragte ich: »Na, hast du jetzt genug geschimpft?« Ich redete spanisch mit dem
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