GK346 - Die Rache des Magiers
Bundini. Der Anwalt war mit dem Beamten auf dem Weg zu den drei Gefangenen, die er verteidigen sollte.
Der Sergeant schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Die verfluchten Bronchien machen mir zu schaffen. Morgens und abends muß ich so viel husten, daß ich denke, der Kopf zerplatzt mir.«
»Waren Sie schon beim Arzt?«
»Natürlich.«
»Und?«
Der Sergeant winkte ab. »Ich besitze bereits so viele Medikamente, daß ich eine eigene Apotheke aufmachen könnte.«
»Warum versuchen Sie’s nicht mal mit einem Hausmittel?«
»Kennen Sie eines? Ich meine eines, das hilft.«
»Ich bin davon überzeugt, daß meine Frau mindestens ein Dutzend Rezepte in ihrem hübschen Kopf hat. Ich werde sie heute noch fragen und Ihnen ein paar davon telefonisch durchgeben.«
»Ich tu’ alles, um diesen verdammten Husten loszuwerden. Bei Ihnen zu Hause alles gesund und wohlauf?«
»Oja.«
»Was macht das Geschäft?«
Dew Bundini hob die Schultern. »Ehrlich gesagt, das könnte besser sein. Die Klienten prügeln sich nicht gerade darum, mich zum Rechtsbeistand zu bekommen.«
»Das wird schon. Sie sind ja noch nicht lange selbständig.«
»Lange genug, um von der hartnäckig anhaltenden Flaute allmählich Depressionen zu kriegen. Wenn ich meine Frau nicht hätte, die immer die richtigen Worte findet, um mich seelisch wiederaufzurichten, hätte ich mein Büro schon längst wieder geschlossen.«
»Und was dann?«
»Ich wäre bei irgendeinem Großkonzern angestellt, hätte keine Sorgen, dafür aber eine Sekretärin, die mir jeden Wunsch von den Augen abliest. Mein Bankkonto würde von Monat zu Monat anwachsen. Ich könnte mir in ein paar Jahren ein Häuschen im Grünen kaufen…«
Der Sergeant grinste. »Wenn Sie das alles wirklich haben wollten, hätten Sie sich bereits für diesen Weg entschieden.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte Dew Bundini und seufzte. »Ich glaube, ich brauche den harten Existenzkampf.«
»Ein ruhiger, rundum abgesicherter Job würde Sie langweilen und unzufrieden machen.«
»Sie sagen es«, bestätigte Dew Bundini. »Ich, gehöre zu der Sorte, die niemals den Weg des geringsten Widerstands einschlägt, sondern ihre Fäuste gebraucht, um sich zu erkämpfen, was sie haben will.«
»Eine begrüßenswerte Einstellung.«
»Aber strapaziös«, sagte Bundini. »Was sprechen meine drei Schützlinge?«
»Nichts. Die nehmen die Zähne kaum mal auseinander. Alles, was sie zu sagen haben ist: Sie waren’s nicht. Sie haben Samson Roundtree nicht umgebracht.«
»Glauben Sie ihnen?« fragte Dew Bundini.
Der Sergeant blieb kurz stehen. »Soll ich ehrlich sein?«
»Ich bitte darum«, erwiderte der Anwalt.
»Also ich traue diesen drei Typen alles zu. Auch einen Mord. Vielleicht haben sie Samson Roundtree wirklich nicht umgebracht, aber ich bin davon überzeugt, daß sie seinen Tod begrüßen.«
Die Männer gingen weiter.
Der Sergeant schloß wenig später die Tür zum Besuchsraum auf. Er ließ Dew Bundini eintreten, begab sich dann zum Wandtelefon und sagte, man möge die drei Schwarzen bringen.
Zwei Beamte führten die Neger in den Besuchsraum.
Bundini bat, mit seinen Klienten allein sprechen zu dürfen.
Keiner der drei Neger würdigte ihn eines Blickes. Sie saßen auf der Holzbank, hatten die Ellenbogen auf die Schenkel gestützt, den Rücken gekrümmt, starrten Löcher in den PVC-Boden.
Ihr bulliger Anführer hieß Jubilee Gunn. Er hatte ein breites Gesicht, und seine harten Augen wirkten blutunterlaufen.
Er war flankiert von Bumpy Hayes und Moses Brown. Sie trugen ihre persönlichen Kleider. Gürtel und Schnürsenkel hatte man ihnen abgenommen, damit sie sich nicht erhängen konnten.
Die Gefahr hätte bei Gunn, Hayes und Brown nicht bestanden, aber es war nun mal Vorschrift, den Häftlingen all das wegzunehmen, womit sie ihrem Leben ein Ende setzen konnten.
Dennoch gelang es immer wieder mal einem, sich der Verantwortung durch Selbstmord zu entziehen.
Der Anwalt lehnte sich an die Tür. Stumm betrachtete er die Männer, die er verteidigen sollte. Er hatte nichts gegen Neger.
Er war der Ansicht, daß die Schwarzen ebenso Menschen waren wie die Weißen. Für ihn gab es da keinen Unterschied.
Es gab auf beiden Seiten gute und schlechte Kerle - und diese hier schienen besonders schlecht zu sein.
»Mein Name ist Dew Bundini«, sagte er nach einer Weile. »Man hat mich zu eurem Pflichtverteidiger bestellt.«
Keine Reaktion.
Die Häftlinge sahen Bundini nicht einmal an. Er versuchte
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