GK370 - Das Mumien-Heer
etwas passierte, und sie warteten nicht vergebens.
Der Dschungel fing plötzlich zu leben an.
Die Killermumien waren da!
***
Blutrot war die Sonne. Sie sank im Westen auf die Steppe herab. Es sah aus, als wollte sie das dürre Gras in Brand setzen. Zebras und Giraffen nahmen vor uns Reißaus. Die Straße war mit Schlaglöchern gespickt. Wir wurden käftig gerüttelt und geschüttelt.
Da Mr. Silver seit einer Weile schon nichts mehr von sich hören ließ, wandte ich mich um, um nach ihm zu sehen.
Der Ex-Dämon saß da wie sein eigenes Denkmal, hatte die Augen geschlossen und schlief.
»Das muß ihm erst mal einer nachmachen«, sagte ich grinsend.
Mr. Silver war eben in allem anders als wir, denn er war kein Mensch. Er schlief jetzt zwar, aber es hätte ihm nicht das Geringste ausgemacht, einmal eine ganze Woche lang kein Auge zuzumachen. Ein Mensch wäre daran psychisch und physisch zerbrochen. Nicht so Mr. Silver. Der wäre am letzten Tag noch genauso fit gewesen wie am ersten.
Der Hüne mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten war ein wahrer Wunderknabe. In Streßsituationen wuchs er über sich selbst hinaus und vermochte die unglaublichsten Dinge zu tun. Ich war froh, ihn an meiner Seite zu haben. Er war in gewisser Weise meine stärkste Waffe gegen die Ausgeburten der Hölle.
»Wie weit noch?« fragte ich Frank Esslin.
»In vier Stunden sind wir da.«
»Hoffentlich hast du nicht zuviel Reklame für mich gemacht.«
»Ich habe dich in den höchsten Tönen gelobt.«
»Dann erwartet man in der Mission jetzt einen Wundermann, nehme ich an.«
»Das bist du auch.«
»Blödsinn. Ich koche auch nur mit Wasser.«
»Du hast Erfahrung im Kampf mit Schatten wesen.«
»Das schon.«
»Ich bin davon überzeugt, daß du mit diesem grausamen Dschungelspuk aufräumen wirst, Tony.«
»Das hört sich zwar gut an, aber erst die Zukunft wird zeigen, ob dein großer Optimismus berechtigt war.«
In der Ferne wurde die Vegetation allmählich üppiger. Darauf fuhren wir zu. Plötzlich legte sich Mr. Silvers Hand auf meine Schulter. Sie war hart und schwer. Ich schaute zurück. Winzige Silberpartikelchen schienen die Haut meines Freundes mit einemmal zu bedecken. Sein Blick war nicht auf mich, sondern in die Ferne gerichtet. Der Ex-Dämon schien soeben eine Vision zu haben.
»Die Mission«, sagte er mit belegter Stimme. »Es droht ihr Gefahr! Wir müssen schneller fahren, sonst kommen wir zu spät.«
Ich stieß Frank Esslin an. »Hast du gehört, was Silver gesagt hat? Gib mehr Gas, Junge!«
»Das wäre unvernünftig«, gab Frank zurück.
»Wieso?« fragte ich.
»Ich fahre ohnedies schon zu schnell…«
»Befürchtest du, daß man dir in dieser Steppe ein Strafmandat anhängen könnte?«
»Das nicht, aber wir könnten mit einem Achsbruch auf der Strecke bleiben.«
»Das müssen wir riskieren«, sagte ich.
»Es kann einen Tag dauern, bis jemand kommt, der uns dann hilft.«
»Wenn du nicht mehr auf die Tube drückst, können wir uns den Weg zur Mission sparen, Frank. Man muß Silvers Visionen verdammt ernst nehmen!«
»Wie wär’s, wenn du das Steuer übernehmen würdest, Tony. Du fährst besser als ich.«
»Okay. Halt an.«
Wir tauschten die Plätze, und dann gab ich dem Rangerover tüchtig die Sporen. Eine dichte Staubfahne wehte hinter uns her. Ich knüppelte das Fahrzeug über die Waschbrettpiste. Den tiefsten Schlaglöchern wich ich aus, über die anderen raste ich mit Full Speed hinweg.
»He, Silver«, rief ich nach hinten.
»Ja, Tony?«
»Versuch mal ein bißchen was über unsere Gegner herauszukriegen.«
»Du verlangst verdammt viel von mir«, brummte der Ex-Dämon.
»Wozu habe ich dich schließlich mitgenommen?«
Mr. Silver lehnte sich zurück und versetzte sich in Trance. Was Frank Esslin uns berichtet hatte, war im Gehirn des Hünen wie in einem Computer gespeichert. Er rief diese Informationen nun ab und jagte seine telepathischen Impulse in die Vergangenheit, um sich weitere Informationen zu verschaffen.
Inzwischen konzentrierte ich mich auf die Straße. Sie wurde stellenweise besser. Das kam mir sehr gelegen. Auf diesen Strecken holte ich alles aus dem Rangerover heraus, was in ihm steckte.
Wir störten Mr. Silver nicht, warteten geduldig auf den Moment, wo sein Geist von der Reise in die Vergangenheit zurückkehrte.
Es verging eine halbe Stunde.
Dann sagte der Hüne mit den Silberhaaren: »Ich konnte nichts Genaues erfahren.«
»Du warst auch schon mal besser«, sagte ich
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