GK384 - Die Legion des Bösen
auch nicht möglich war, von Bord zu springen. Sie waren auf dem Schiff gefangen und mußten warten, bis die unheimlichen Gegner ihren nächsten Zug taten.
Eric Mason eilte zu seiner Frau, »Juliet, hast du dir wehgetan?« Er half ihr beim Aufstehen. Sie zitterte vor Angst wie Espenlaub.
Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie dorthin, wo sie gegen die magische Wand geprallt war, und sie hauchte verzweifelt: »Eric, wir sind verloren.«
***
Wortlos hatte Juliet sich in die Kabine zurückbringen lassen. Peckinpah hatte Eric Mason etwas zur Beruhigung für seine Frau gegeben. Anstandslos hatte sie die Tropfen, die gallbitter waren, geschluckt.
Nun kehrte Mason zu Peckinpah zurück.
Der Industrielle lehnte im Cockpit der Jacht.
»Juliet, hat eingesehen, daß sie sich Ihnen gegenüber scheußlich benommen hat, Mr. Peckinpah. Sie trug mir auf, Sie in ihrem Namen deshalb um Verzeihung zu bitten.«
Peckinpah blickte seinen Gast ernst an. »Ihre Frau hat völlig normal reagiert, Mr. Mason. Ich bin ihr nicht böse.«
»Wir sind Gefangene einer dämonischen Macht, nicht wahr?«
»Sieht so aus.«
»Können wir etwas tun?«
»Junger Mann, wenn ich wüßte, wie wir aus dieser Klemme herauskommen könnten, würde ich hier nicht herumlümmeln.«
Mason lehnte sich neben den Industriellen. »Was ist nur aus diesem prachtvollen Venedig geworden.«
»Eine Horror-Stadt«, sagte Peckinpah grimmig. »Die der schwarze Satan eisern im Griff hat.«
»Wenn es nur um mich ginge - ich würde mich mit dieser Situation abfinden. Aber ich bin verheiratet. Ich habe eine große Verantwortung übernommen.«
»Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist, und es tut mir aufrichtig leid, Sie in diese Lage gebracht zu haben.«
»Dafür können Sie nichts. Sie haben das doch nicht absichtlich getan.«
»Bei Gott nicht«, sagte Peckinpah.
Sie schwiegen eine Weile. Eric Mason schien über einen Ausweg nachzugrübeln. Eine Idee blitzte in seinen Augen auf.
»Haben Sie schon die Motoren zu starten versucht? Wie war’s, wenn wir einfach auf und davon fahren würden?«
Peckinpah schüttelte bedauernd den Kopf. »Geht nicht. Die Motoren streiken. Auch dafür hat die schwarze Macht gesorgt. Wir sitzen hier fest, mein Lieber, und können nur hoffen, daß wir diese Nacht heil überstehen. Ab morgen steigen unsere Chancen wieder.«
»Sie meinen, weil dieser Tony Ballard kommt?«
Der Industrielle nickte, und er dachte daran, daß eine Nacht schrecklich lang sein kann, wenn man nicht weiß, was sie an Grauen noch bereithält.
***
Wir trafen am späten Vormittag in Mestre ein, und wer war nicht da? Richtig: Unser Freund Tucker Peckinpah. Kein Wunder, daß mir das sofort mißfiel. Er hatte versprochen, uns abzuholen, und was Tucker Peckinpah normalerweise versprach, daran biß keine Maus den Faden ab.
»Irgend etwas muß schiefgelaufen sein«, vermutete auch Mr. Silver. Da seine Haare und die Brauen über den perlmuttfarbenen Augen aus purem Silber bestanden, wurde er immer wieder von vorbeigehenden Menschen angestarrt.
Es störte ihn nicht.
Er hatte sich daran gewöhnt, angeglotzt zu werden.
Er war ja auch ein Kerl, an dem man nicht so einfach vorbeisehen konnte. Mehr als zwei Meter war er groß. Ein Modellathlet, hinter dem sich Herkules noch hätte verstecken können.
Dazu sah der Ex-Dämon auch noch unverschämt gut aus. Mit ihm mußte man einfach Aufsehen erregen.
»Vielleicht hat er sich verspätet«, meinte Vicky Bonney. Sie trug weiße Jeans und einen roten Pulli, darunter keinen BH, denn sie hatte keinen nötig. Was sie zu bieten hatte, das sah auch ohne Stütze und Modellierung recht appetitlich aus.
»Peckinpah ist pünktlicher als eine Schweizer Uhr«, widersprach ich meiner Freundin. »Der kommt nicht zu spät. Er kommt entweder zu früh -oder er kommt gar nicht. Es hat also keinen Zweck, auf ihn zu warten.«
»Er kann aber doch auch einmal aufgehalten werden«, beharrte Vicky.
Ich schüttelte überzeugt den Kopf. »Nicht Tucker Peckinpah. Er ist nicht da, also werden wir ihn suchen.«
»Und wo?« fragte Vicky.
»In Venedig natürlich.«
»Venedig ist verflixt groß, wenn man einen einzelnen Mann suchen muß.«
»Die Stecknadel im Heuhaufen, ich weiß«, sagte ich. »Aber wir werden in diesen sauren Apfel beißen.«
»Vielleicht kann Silver ihn ausfindig machen«, schlug Vicky vor.
»Keine schlechte Idee«, gab ich zu. »Was ist, Silver? Glaubst du, daß du’s schaffen kannst?«
Der Hüne kräuselte seine Nase.
Weitere Kostenlose Bücher