GK384 - Die Legion des Bösen
jungvermählten Paar, das er an Bord gebeten hatte.
»Es tut mir schrecklich leid, daß ich diese Leute mit meiner Einladung in solche Schwierigkeiten gebracht habe. Eric Mason und ich hielten abwechselnd Wache. Wir wollten von den Vampiren des schwarzen Satans nicht überrascht werden und befürchteten, daß sie im Schutz der Dunkelheit noch einmal an Bord kommen würden. Aber das blieb uns zum Glück erspart. Als der Tag anbrach, atmeten wir erleichtert auf. Ich hoffte, daß Sie nun bald eintreffen würden, Tony, aber es verging Stunde um Stunde, und Sie kamen nicht…«
»Wir mußten ganz Venedig auf den Kopf stellen, um Ihre Jacht zu finden«, entgegnete ich.
»Wir wurden immer mutloser«, sagte Tucker Peckinpah.
»Okay. Jetzt sind wir hier«, sagte ich. »Und wir werden versuchen, einen guten Schlachtplan auf die Beine zu stellen.«
Peckinpah führte uns in die Messe. Er wies auf die Bar und bat uns, uns selbst zu bedienen. Vicky wollte einen kleinen Sherry. Mr. Silver lehnte dankend ab. Ich nahm mir den obligaten Pernod.
Der Industrielle verließ die Messe und holte Juliet und Eric Mason. Er machte uns mit ihnen bekannt.
Juliets Hysterie hatte sich gelegt. Sie war ruhig und musterte mich neugierig mit ihren großen meergrünen Augen. Peckinpah schien ihr viel über mich erzählt zu haben. Wie ich ihn kannte, hatte er mich bestimmt so hochgelobt, daß jedermann annehmen mußte, ich wäre so etwas wie ein Übermensch.
Peckinpah verstand es eben, Reklame zu machen.
»Die magische Sperre existiert nicht mehr«, sagte Tucker Peckinpah zu Juliet. »Wenn Sie wollen, können Sie die Jacht nun mit Ihrem Mann verlassen.«
»Ich möchte Ihnen davon abraten«, warf ich ein.
»Aus welchem Grund?« wollte Peckinpah wissen.
»Ihr drei wart bis vor kurzem Gefangene der Vampire. Potentielle Opfer, wenn ihr so wollt…«
Juliet schauderte bei meinen Worten. Ihr Mann legte seinen Arm um ihre Schultern.
Ich nickte der jungen hübschen Frau zu. »Es ist besser, der Wahrheit ins Auge zu schauen, Mrs. Mason.«
»Schon gut, Mr. Ballard. Sprechen Sie weiter«, verlangte Juliet.
»Es könnte sein, daß die Vampire Sie beide auch dann noch als Ihre Opfer ansehen, wenn Sie die Jacht verlassen haben. Es ist niemals gut, sich in einer solchen Situation aufzusplittem. Besser ist es, beisammenzubleiben. Einigkeit macht stark.«
»Auch gegen Vampire?« fragte Eric Mason mit belegter Stimme.
»Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Mr. Mason?«
»Natürlich.«
»Bleiben Sie mit Ihrer Frau an Bord, und ich stelle Ihnen Mr. Silver als Schutzengel zur Verfügung.«
Tucker Peckinpah nickte. »Bei Mr. Silver sind Sie bestens aufgehoben.«
Der Ex-Dämon warf mir einen kurzen unwilligen Blick zu, den außer mir niemand bemerkte. Nicht daß es ihm etwas ausgemacht hätte, das Ehepaar Mason zu beschützen, aber er hätte sich lieber mit mir auf die Suche nach den Vampiren begeben.
Doch es war noch gar nicht gesagt, daß wir sie suchen mußten.
Vielleicht kamen sie von selbst zu uns.
Draußen ging allmählich der Tag zur Neige. Die Dämmerung setzte ein.
Und damit brach wieder die Zeit der grausamen Vampire an!
Tucker Peckinpah erhob sich, um Licht zu machen.
Plötzlich hörten wir Schritte. Juliet preßte sofort die Faust auf ihren Mund, um nicht zu schreien. Vicky Bonney saß neben ihr und sagte beruhigend: »Haben Sie keine Angst. Es kann Ihnen nichts passieren.«
Drei Personen hatten die Jacht betreten. Wir konzentrierten uns auf ihre näherkommenden Schritte. Außer diesen war nichts zu hören. Stumm warteten wir. Ich ließ meinen Blick über die Gesichter der Anwesenden huschen.
Alle Züge waren angespannt.
Selbst Mr. Silver schien unter Hochspannung zu stehen. Die Schritte näherten sich dem Niedergang. Die Zeit dehnte sich.
Wir sahen zunächst nur sechs Beine. Dann den Rumpf. Und dann die Gesichter. Als Juliet sie sah, entfuhr ihr ein gepreßter Schrei.
***
Die Dämmerung schritt rasch fort. Mit der einbrechenden Dunkelheit schlich das Grauen wieder durch Venedig. Kein Mensch war in der Lagunenstadt mehr seines Lebens sicher, denn die blutgierigen Bestien des schwarzen Satans verließen ihr schützendes Versteck, um wieder auf die Jagd zu gehen.
Man mußte auf der Hut sein in dieser Zeit zwischen Dämmerung und Morgengrauen, denn da regierte die Macht der Finsternis.
Die Nacht war eine tückische Verbündete der Vampire.
Niemand konnte mit Sicherheit wissen, ob er nicht gerade in dieser Nacht eines
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