GK384 - Die Legion des Bösen
Masons Finger.
Juliet verließ ebenfalls das Bett.
»Was willst du denn?« fragte Mason.
»Ich komme mit. Allein bleibe ich nicht.«
Mason zurrte den Gürtel fest und eilte zur Tür…
***
Peckinpah drückte die Zigarre im Aschenbecher aus. Er dehnte die Glieder. Jetzt hatte er die richtige Bettschwere. Das mußte er ausnützen. Wenn nichts dazwischenkam, konnte er in zehn Minuten in Morpheus’ Armen liegen.
Er nahm sich noch einen Schlummertrunk.
Sein Blick glitt über die vielen Flaschen, die auf der fahrbaren Hausbar standen. Wenn Tony Ballard kam, mußte eine Flasche Pernod da sein, das war Tonys Lieblingsgetränk.
Tucker Peckinpah entdeckte die grüne Flasche. Sie war noch fast voll. Das reichte für Tony, er war kein Säufer.
Nachdem der Industrielle den Schlummertrunk gekippt hatte, schickte er sich an, die Beleuchtung in der Messe abzudrehen.
Plötzlich vernahm er dumpfes Poltern.
Und gleich darauf einen Schrei.
Gegen Schreie war Tucker Peckinpah neurdings allergisch. Er befürchtete sofort das Schlimmste. Die schwarze Gondel kam ihm wieder in den Sinn, und das bleiche Vampirgesicht, das Juliet Mason gesehen haben wollte.
Er stürmte aus der Messe.
Niemand hätte dem Sechzigjährigen diese Schnelligkeit zugetraut. Schon hastete er auf die Kabine des Japaners zu.
Die Tür war offen. Tucker Peckinpah hatte mit einemmal einen würgenden Kloß im Hals. Aber er zögerte nicht, die Kabine zu betreten.
Automatisch griff er nach rechts, zum Lichtschalter. Die Leuchte flammte auf. Und was Peckinpah im nächsten Augenblick zu sehen bekam, ließ ihn vor Entsetzen zurückprallen.
***
»Eric! Warte!« rief Juliet.
Mason riß die Tür auf. Juliet verzichtete darauf, ihren Schlafrock über das hauchdünne Nachthemd zu ziehen. So, wie sie war, lief sie hinter ihrem Mann her. Barfuß, denn sie hatte in der Eile die Pantoffeln nicht finden können.
In Shimos Kabine brannte Licht.
Die Tür war offen.
Darauf hastete Eric Mason zu. Als er sie fast erreicht hatte, trat jemand aus der Kabine des Japaners.
Tucker Peckinpah.
Sein Gesicht war bleich, sein Blick erschüttert. Er blieb so stehen, daß Mason nicht an ihm vorbei konnte. Es war dem jungen Mann auch nicht möglich, einen Blick in das Innere der Kabine zu erhaschen.
»Mr. Peckinpah, was ist geschehen?«
wollte Mason wissen. »Was ist mit Mr. Shimo?«
Der Industrielle schüttelte langsam den Kopf. »Ersparen Sie sich und Ihrer Frau diesen furchtbaren Anblick.«
»Wir wollen Shimo sehen!«
»Seien Sie vernünftig!«
»Was ist mit ihm? Verdammt noch mal, nun sagen Sie uns doch schon…«
Peckinpah war nicht fähig zu berichten. Mason drängte ihn ungestüm zur Seite und stürzte in die Kabine des Japaners. Sekunden später weiteten sich seine Augen. Namenloses Grauen funkelte in seinen Pupillen.
»Oh, mein Gott!« preßte er erschüttert hervor.
Yuki Shimos Körper war in Auflösung begriffen. Er lag schräg auf dem Bett. Sein Pyjama war total zerfetzt, der Körper mit Bißwunden übersät. Langsam löste sich das Fleisch von den Knochen. Es wurde durchsichtig und war gleich darauf nicht mehr zu sehen.
Ähnlich verhielt es sich mit den Knochen. Das Skelett zerfaserte, bis von Yuki Shimo nichts mehr übrig war.
»Als hätte es ihn nie gegeben«, stieß Eric Mason bestürzt hervor.
Juliet hatte einen Blick über seine Schulter geworfen.
Als sie das Skelett gesehen hatte, war sie lautlos in Ohnmacht gefallen. Tucker Peckinpah hatte sie aufgefangen.
Zutiefst betroffen drehte sich Eric Mason um. Er sah seine Frau in Peckinpahs Armen hängen.
»Juliet.«
»Helfen Sie mir, sie in Ihre Kabine zu tragen«, forderte der Industrielle seinen Gast auf.
»Ja«, keuchte Mason. »Ja, natürlich.«
In der Kabine legten sie Juliet aufs Bett. »Ich hab’ ein Riechfläschchen in der Bordapothekç gesehen«, sagte Tucker Peckinpah.
»Würden Sie es bitte holen?«
Juliet sprach auf den scharfen Geruch augenblicklich an. Ihre Reflexe erwachten wieder. Sie zuckte heftig zusammen, verzog das Gesicht und drehte den Kopf zur Seite.
»Juliet!« sagte Eric Mason eindringlich. Er tätschelte leicht die Wange seiner Frau.
Sie schlug die Augen auf und blickte sich verwirrt um. Blaß war sie, und in diesem Moment sah sie sehr zerbrechlich aus.
Ihre Arme schlangen sich um den Hals ihres Mannes. Er beugte sich über sie, sie zog ihn noch tiefer zu sich hinunter und fing an zu weinen. Eric versuchte sie zu beruhigen.
Tucker Peckinpah kam sich in diesem Augenblick
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