GK406 - Das Trio des Satans
unterbrechen, und Mr. Silver sah sie sich der Reihe nach an.
Nichts.
Nächstes Zimmer.
Auch kein Ergebnis.
Wir wanderten weiter. Während sich Mr. Silver wieder die Kleinen ansah, raunte mir Roxane zu: »Ich weiß nicht recht, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß mit der Heimleiterin irgend etwas nicht stimmt, Tony.«
»Glaubst du, sie leidet an einer Schuppenflechte?« fragte ich lächelnd.
»Sie war uns gegenüber sehr distanziert.«
»Das muß noch nichts zu bedeuten haben«, meinte ich.
»Aber ich glaube gespürt zu haben, daß sie uns haßt.«
»Agnes Skarabae? Warum sollte sie?«
»Sie leitet diesen Kindergarten. Vielleicht steckt sie mit den Dämonen-Zwergen unter einer Decke.«
»Eine kühne Vermutung«, sagte ich.
»Aber nicht so einfach vom Tisch zu fegen«, sagte Roxane. »Ich sage dir, diese Frau verbirgt etwas vor uns.«
»Okay, Silver soll sie anschließend in seinen Test mit einbeziehen. Zufrieden?«
»Ja«, sagte Roxane.
Die Kinder standen in einer Reihe vor uns. Sie blickten Mr. Silver mit großen verwunderten Augen an. Der Onkel schien für sie von einem andern Stern gekommen zu sein. Heute abend würden sie zu Hause ihren Eltern einiges zu erzählen haben.
Ich ging mit den Augen die Reihe durch. Mein Blick blieb an einem kleinen Kerl hängen, der ein wahres Engelsgesicht hatte. Glatt, sauber und rosig. Ein Kind, wie es in der Werbebranche gern für Kindernahrung herangezogen wurde.
Der Stolz aller Eltern.
Der Junge lächelte mich freundlich an. Ich lächelte zurück. Mir fiel auf, daß er auf dem weißen Hemd einen schwarzen Fleck hatte.
Der Fleck glänzte feucht, und plötzlich war in mir eine Gedankenassoziation. Schwarz!
Schwarz – wie das Blut von Dämonen!
Dämonenblut am Hemd dieses Jungen. Das mußte einer von den drei Dämonen-Zwergen sein, die Vladek Rodensky verfolgt hatte. Diesen Knirps mußte Vladeks Kugel getroffen haben.
Dieser Junge mit dem Engelsgesicht mußte einer der drei gefährlichen Zwerge aus dem Jenseits sein!
***
»Silver!« rief ich und wies auf den Jungen. »Er blutet!«
Jetzt sah auch der Ex-Dämon den schwarzen Fleck. Er ging auf den Kleinen zu, und im nächsten Moment überstürzten sich die Ereignisse.
Das Engelsgesicht verzerrte sich zu einer haßerfüllten Fratze. Eine Kraft, die von innen nach außen drängte, löste das Gesicht auf, und dahinter kam die abstoßende Teufelsvisage des Dämonen-Zwerges zum Vorschein. Er sah genauso aus, wie ihn der Mechaniker im Krankenwagen trotz seines Fieberwahns beschrieben hatte.
Weiße Augen, Krallen an den Fingern, scharfe Zähne.
Das Biest stieß ein markerschütterndes Gebrüll aus. Die Kinder stoben entsetzt kreischend auseinander.
Der Dämonen-Zwerg jagte durch das Zimmer. Er wollte die Tür erreichen, die auf die Terrasse hinausführte, doch Mr. Silver schnitt ihm den Weg dorthin ab. Fauchend kreiselte der Kleine herum und versuchte durch die Zimmertür zu entkommen.
Aber da standen Roxane und ich. Wir wichen nicht von der Stelle. Brigitte Moser stolperte verstört zur Seite.
»Was sagen Sie nun?« rief ich ihr zu.
Sie war sprachlos.
Der kleine Teufel wuchtete sich uns entgegen. Er hieb mit seinen Krallen nach Roxane und mir. Die Hexe aus dem Jenseits steppte blitzschnell zur Seite. Auch ich brachte mich vor den gefährlichen Krallen in Sicherheit.
Aber ich ließ den Zwerg nicht an mir vorbei. Mit beiden Händen schnappte ich ihn mir. Als ich ihn hochriß, strampelte er mit seinen kurzen Beinchen. Er schlug mit seinen Krallenhänden um sich und versuchte mir seine Zähne ins Fleisch zu schlagen.
Ich gab es ihm mit meinem magischen Ring.
Der erste Faustschlag erschütterte ihn schwer. Er brüllte auf. Schwefeldampf stieg aus seinem Maul.
Ich traf ihn noch einmal mit meinem Ring. Dann ließ ich ihn fallen. Wie ein Pflasterstein fiel er auf den Boden.
Er röchelte und wand sich. Er heulte und schrie: »Agnes! Agnes, hilf mir! Du mußt mir helfen, Agnes!«
Verdammt, Roxane hatte mit ihrer Vermutung recht gehabt. Die Dämonen-Zwerge steckten mit der Heimleiterin tatsächlich unter einer Decke.
Der Kleine versuchte sich zu erheben. Er schaffte es nicht. Mein magischer Ring hatte ihn zu sehr geschwächt.
Er zog seine scharfen Krallen über den Plastikboden. Ein ekelhaftes Geräusch war das. Auf allen vieren wollte er aus dem Zimmer kriechen, aber da eilte Mr. Silver herbei.
Seine rechte Hand wurde zum Silberdolch, den er dem kleinen Monster in die Brust stieß.
»Stirb, Dämon!«
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