GK439 - Der Mahdi des Satans
Sonne knallte vom Himmel und ließ die heiße Luft zittern. Trotz Air-condition war es heiß im Autobus.
Fast vier Stunden brauchten sie bis zum Plateau von Tademait.
Hector Bose lenkte den Bus von der Piste herunter, auf eine Felsengruppe zu, in deren Schatten sich die Reisenden ausruhen und ihre Mahlzeit einnehmen konnten.
»Picknick im Sand«, sagte Vladek Rodensky, während er ausstieg. »So richtig urwüchsig ist das.«
Die Mitreisenden filmten und schossen Fotos. Hextor Bose verteilte die Lunch-Pakete. Zwei Männer halfen ihm beim Verteilen der Getränke. Es gab Cola, Bier oder Mineralwasser in Dosen.
Vladek nahm sich Mineralwasser und zog sich mit Dose und Lunch-Paket in den Schatten eines kleinen Felsens zurück. Es wäre neben ihm noch Platz für Jack Ford gewesen, aber der Engländer folgte dem Brillenfabrikanten nicht.
Vladek machte das nichts aus. Er nahm an, Ford wollte allein sein. Was der Mann wirklich vorhatte, entzog sich seiner Kenntnis.
Trotz des gleißenden Sonnenlichts schlich der Engländer um den Bus herum. Die intensive Sonnenbestrahlung tat ihm nicht gut, aber er biß die Zähne zusammen, denn Sura wollte, daß er einen neuen Auftrag ausführte.
Sobald er hinter dem Bus war, blieb er stehen. Er zog sein Taschenmesser heraus und ging neben dem linken Hinterreifen des Fahrzeugs in die Hocke. Er schnitt und stocherte so lange am Ventil herum, bis die Luft pfeifend entwich. Das Geräusch drang jedoch nicht bis zu den Reisenden.
Ford grinste.
Sura, die Auserwählte der Hölle, hatte wieder einmal ihren Willen.
Er wollte sich erheben und zum nächsten Reifen gehen.
Da legte sich eine Hand schwer auf seine Schulter und riß ihn herum. Vor ihm stand Hector Bose mit zornrotem Gesicht.
***
»Darf ich fragen, was das soll?« fragte der Busfahrer und Reiseleiter wütend. »Haben Sie einen Hitzschlag erlitten? Warum machen Sie den Reifen kaputt?«
»Ich habe den Auftrag, das zu tun«, gab Jack Ford gelassen zurück.
»Sie fühlen sich nicht ganz wohl, nicht wahr? Man sieht es Ihnen an.«
»Ich fühle mich bestens.«
»Das stimmt nicht. Sie haben Probleme. Warum sind Sie nicht zu mir gekommen? Für manche Reisende ist die Hitze in der Sahara zuviel. Ich habe Medikamente, die Sie rasch wieder auf den Damm bringen.«
»Ich fühle mich großartig, Bose«, sagte Jack Ford kalt.
»Dann… dann… Ich will Sie bestimmt nicht beleidigen, Mr. Ford, aber haben Sie so etwas öfter? Waren Sie deswegen schon mal beim Arzt? Leiden Sie unter inneren Zwängen?«
»Ich leide unter gar nichts.«
»Aber Sie werden doch wohl zugeben müssen, daß es nicht normal ist, wenn jemand die Luft aus ’nem Busreifen läßt. Hören Sie hin und wieder Stimmen? Haben die Ihnen aufgetragen, das zu tun?«
»Meinen Auftrag erhielt ich von Sura.«
»Von diesem Mädchen im Hotel? Was für einen Grund sollte sie haben, Ihnen so etwas Verrücktes aufzutragen?«
»Sie ist eine Auserwählte.«
»So, so. Ist sie das. Und was sind Sie?«
»Ich bin ihr Verbündeter.«
»Also jetzt langt es mir wirklich, Mr. Ford.«
»Ich habe die Möglichkeit, auch Sie zu Suras Verbündetem zu machen«, behauptete Ford. »Und ich werde davon Gebrauch machen.«
Er klappte das Taschenmesser zusammen und starrte dem Reiseleiter fest in die Augen. Hector Bose ärgerte sich. Er hatte es hier offensichtlich mit einem Verrückten zu tun. Der Mann war nicht mehr ganz bei Trost. Herrgott, und bis In Salah waren es noch zweihundert Kilometer. Erst da konnte Bose den Reisegast einem Arzt übergeben.
»Hören Sie, Sie werden mir jetzt helfen, den Reifen zu wechseln, und dann setzen Sie sich in den Schatten, okay?« sagte Hector Bose.
»Ich rühre keinen Finger«, sagte Jack Ford trotzig.
»Auch gut«, sagte Bose. »Dann begeben Sie sich jetzt zu den anderen. Ich werde mich später um Sie kümmern.«
Ford bleckte die Zähne. »Du hast mir nichts zu befehlen!«
Bose wurde sauer. »Ich habe Ihnen nicht erlaubt, mich zu duzen.«
»Ich hab’s mir selbst erlaubt!« sagte Ford. »Und ich werde mir noch mehr herausnehmen.«
Hector Boses Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Gleich reißt mein Geduldsfaden, Mann. Ich bin zwar vom Reisebüro angehalten, zu allen Gästen freundlich zu sein, aber auch das hat Grenzen…«
»Begreifst du immer noch nicht, was gespielt wird?« fragte Ford spöttisch. »Bist du wirklich so schwer von Begriff?«
Hector Bose machte einen aggressiven Schritt vorwärts. Er wollte Jack Ford beim Kragen packen und
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