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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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tot sein.
    Mich erschreckte nicht so sehr der Gedanke, nicht mehr zu leben, als vielmehr die Sorge, was nach meinem Ende kommen würde. Viele Höllenwesen würden dann freie Bahn haben und all das tun, woran ich sie nicht mehr hindern konnte. Ein Alptraum.
    Es klopfte an meine Zimmertür.
    »Ja, bitte!«
    Lance Selby trat ein. Er sah leicht ramponiert aus.
    »Hast du versucht, im Zoo eine Eisbärin zu vergewaltigen?« fragte ich.
    »Ein Geisterknecht wollte sich an mir vergreifen, aber ich habe ihm die Lust dazu gründlich genommen.« Der Parapsychologe erzählte, was sich ereignet hatte. Er sprach von seinen Kollegen, die mich gern kennengelernt hätten. Nach dem Erlebnis in der Telefonzelle war Lance jedoch nach Hause gefahren, um mich zu informieren. Eine Begegnung mit den Kollegen war für morgen provisorisch vereinbart worden. Ob sie zustande kam, hing von meinem Einverständnis ab. Ich sagte meinem Freund, daß ich nichts dagegen hätte, aber zuerst müsse ich dem Geisterhenker das Handwerk legen. Er erfuhr von mir, was er noch nicht wußte, und er ließ es sich nicht nehmen, mit mir die historische Richtstätte in jenem Park aufzusuchen.
    Er zog sich nur schnell um, dann machten wir uns auf den Weg.
    Wir waren entschlossen, alles in unserer Macht Stehende zu unternehmen, um zu verhindern, daß auf dem Höllengalgen ein weiterer Mensch sein Leben verlor.
    Als wir den Park betraten, strafften sich meine Nervenstränge. Hier würde die Entscheidung fallen. Ich konnte es kaum noch erwarten.
    Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich von Inspektor Fuchert erfahren hatte. Er hatte den Ort genau beschrieben, wo der Höllengalgen erschienen war. Diese Stelle suchten wir auf. Der Galgen war noch nicht da, aber ich war sicher, daß wir ihn bald zu Gesicht kriegen würden. Mit ihm würden die durchscheinenden Gestalten auftauchen, die an jeder Hinrichtung teilnahmen, und wir würden auch den Geisterhenker und seine Delinquenten sehen.
    Hinter Büschen legten wir uns auf die Lauer.
    Lance trug einen dünnen schwarzen Rollkragenpulli. Das lederne Amulett trug er außen. In der Rechten hielt er seine Colt-Commander-Pistole, die -genau wie meine Dimandback - mit geweihten Silberkugeln geladen war. Er nagte an seiner Unterlippe.
    »Aufgeregt?« fragte ich ihn leise.
    »Und wie. Ich kann kaum stillsitzen.«
    »Du riskierst nicht zuviel, verstanden? Laß die grobe Arbeit mich tun. Es genügt, wenn du mir den Rücken freihältst.«
    Lance nickte. »Okay, Tony. Aber du kannst dir deine Ratschläge sparen. Sind wir nicht ein bestens eingespieltes Team?«
    Er hatte recht. Wir kämpften nicht zum erstenmal gemeinsam gegen die Abgesandten der Hölle, und Lance hatte sich bisher stets tapfer geschlagen.
    »Ich will nur nicht, daß dir etwas zustößt«, sagte ich.
    »Wir werden das Kind schon schaukeln«, erwiderte Lance optimistisch.
    Die Zeit verrann langsam. Plötzlich spürte ich ein brennendes Prickeln in meiner rechten Hand. Der magische Ring reagierte auf eine Konzentration des Bösen. Manchmal funktionierte er wie eine Alarmanlage. Ich stieß Lance mit dem Ellenbogen an und sagte: »Ich glaube, es geht los!«
    Wir wühlten uns in den Busch hinein, und Augenblicke später erblickten wir den Höllengalgen. Hoch und bedrohlich ragte das Blutgerüst vor uns auf. Die ersten transparenten Gestalten waren eingetroffen, und immer neue kamen hinzu. Bald war das Geisterpublikum vollzählig.
    Ich entdeckte den Höllenhenker.
    Gemessenen Schrittes ging er auf das Podium zu. Gravitätisch stieg er die Stufen hinauf, und dann warf er zwei Seile über den Querbalken. Zwei Seile. Zwei Schlingen. Eine für Oliver Kirste und eine für Torsten Klenke!
    Gespannt suchte ich die Delinquenten. Noch konnte ich sie nicht sehen. Ich besprach mich leise mit Lance, um die Taktik festzulegen, die wir anwenden würden, um die beiden Jungen zu befreien. Dann setzte ich mich von meinem Freund ein Stück ab, um dem Höllengalgen näherzukommen.
    Dahinter begann mit einemmal die Luft zu flimmern, und im nächsten Moment sah ich einen Geisterknecht, der zwei iunge Burschen in seiner Obhut hatte. Oliver Kirste und Torsten Klenke. Ich brauchte mich nicht mehr ins Land der ewigen Finsternis zu begeben, um sie zu befreien. Sie waren auf die Erde zurückgekehrt.
    Ihre Arme waren auf den Rücken gebunden. Kreidebleich waren sie, mich wunderte das nicht. Es erstaunte mich eher, wie aufrecht sie dem entgegensahen, was auf sie wartete. Starr war ihr Blick auf den

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