GK446 - Der Geisterhenker
und aus der Drehung schlug ich mit meinem magischen Ring zu. Der Stein hämmerte gegen seine Niere.
Er brüllte auf und faßte sich mit beiden Händen an die schmerzende Seite. Ich hatte einen Augenblick Luft und nützte die winzige Zeitspanne, um mir meinen Colt Diamondback zu holen.
Mit einem Hechtsprung flog ich auf meine Waffe zu.
Schon schlossen sich meine Finger um den Kolben. Ich hörte den Geisterhenker kommen und rollte auf den Brettern des Podiums herum. Ehe ich den Revolver auf ihn richten konnte, ließ sich mein Gegner auf mich fallen. Er war schwer wie ein Felsen. Ich hatte das Gefühl, er würde mich unter sich erdrücken. Erbittert kämpften wir beide um einen entscheidenden Vorteil. Der Geisterhenker ließ es nicht zu, daß ich den Diamondback auf ihn abfeuerte. Er wußte, daß das sein sicheres Ende gewesen wäre.
Kraftvoll drehte er mir den Revolverarm um.
Er hob meine Hand und schlug sie mehrmals auf die harten Bretter. Ich biß die Zähne zusammen, wollte die Waffe nicht noch einmal loslassen. Es gelang mir, mein Handgelenk zu knicken. Der magische Ring berührte den nackten Arm des Henkers.
Es zischte.
Und sofort stank es nach verbranntem Fleisch.
Mein Höllengegner stieß einen markerschütternden Schrei aus. Ich drückte ab, ohne zu zielen. Die geweihte Silberkugel sauste dem Geisterhenker in die Schulter. Er bäumte sich wild auf und hieb mit der Faust wutentbrannt nach meiner Schußhand. Ich konnte es nicht verhindern, daß ich den Colt Diamondback ein zweitesmal verlor. Diesmal schlitterte die Waffe, kreiselte über das Podium und fiel auf den asphaltièrten Weg hinunter.
»Shit!« entfuhr es mir.
Aber der Geisterhenker war angeschlagen. Er kämpfte nur noch mit halbem Herzen. Das verschaffte mir einen unerwarteten Vorteil. Das geweihte Silber machte ihn rasend.
Ich stieß ihn von mir und federte auf die Beine. Er stürzte sich haßerfüllt auf mich. Ich setzte ihm mit meinem Ring hart zu. Ein Treffer nach dem anderen folterte ihn. Die Magie meines Rings schwächte ihn. Er torkelte zwischen meinen Fausthieben stöhnend hin und her. Ein Aufwärtshaken warf ihn auf die Knie, und ich erkannte die einmalige Chance, ihn für immer zu erledigen. Er kniete unter einer der beiden baumelnden Schlingen. Augenblicklich handelte ich. Mit einem Sprung war ich bei der Schlinge. Schon streifte ich sie dem Geisterhenker über den Kopf und zog sie zu, ehe er es verhindern konnte. Er sprang bestürzt auf, aber er kam nicht mehr dazu, sich die Schlinge herunterzureißen, denn ich war schon beim Hebel und fegte ihn zur Seite. Die Falltür öffnete sich, und der Geisterhenker plumpste in die Tiefe.
Der Höllengalgen wurde ihm selbst zum Verhängnis.
Er zuckte und zappelte.
Sein Todeskampf dauerte einige Augenblicke. Dann hing er schlaff am Seil. Es war vorbei mit ihm.
Ich sprang vom Podium und holte meinen Colt. Die transparenten Wesen wurden immer durchscheinender und vergingen.
Bewegung in der Dunkelheit. Von allen Seiten kamen Polizisten gelaufen. Auch Inspektor Fuchert war dabei. Ich hatte nicht gewußt, daß er sich mit seinen Leuten um den Park herum postiert hatte, um uns nötigenfalls beizustehen.
»Wir hörten Schüsse«, keuchte Roland Fuchert. »Ist was passiert?«
Ich wies mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. »Sehen Sie es nicht, Inspektor?«
»Nein.«
Ich drehte mich verwirrt um. Der Höllengalgen war verschwunden und mit ihm der Geisterhenker. Nie wieder würde dieser Spuk erscheinen, denn mit dem Ende des Henkers hatte er aufgehört zu existieren. Ich sagte das dem Inspektor, und er atmete erleichtert auf. Niemand konnte ihn besser verstehen als Oliver Kirste, Torsten Klenke, Lance Selby und ich…
ENDE
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