Glaenzend
Amande in meiner Nähe, jeden einzelnen Tag. Und jede Nacht.“
„Mich hält hier nichts? Meine ganze Familie ist hier! Und meine Freunde!“
„Sie können uns besuchen kommen. Nur von deinem Tristan wirst du dich verabschieden müssen. Du hast dich entschieden … Fräulein Baumann, willkommen in der Diamonds Company.“
Als ich Ende Mai in der bereits drückenden Hitze amerikanischen Boden betrete, frage ich mich noch immer, wie ich den Job in Gabriels Unternehmen annehmen konnte. Laut dem Vertrag, den ich mit James Anderson, dem Kommunikationsleiter, unterschrieben habe, bin ich für drei Monate angestellt, doch der Gedanke, den gesamten Sommer in der Diamonds-Villa zu verbringen, gefällt mir ganz und gar nicht. Céleste hasst mich einfach. Sein Vater, George, ist stets höflich und freundlich, doch die kalte Prudence wird mich sicherlich wieder von oben herab ansehen und ihren geliebten Sohn mit Argusaugen beobachten. Ich werde mich wohl oder übel auch dem rebellischen Teenager Virgile stellen müssen, der vor Kurzem noch meinen Tod wollte und dessen unvorhersehbare Reaktionen mir weiterhin kalte Schauer über den Rücken jagen werden. Außerdem muss ich noch tausend Dinge mit Silas regeln, und ich hatte noch immer nicht die Gelegenheit, mit Gabriel über die Geschichte mit dem mysteriösen Unbekannten zu sprechen. Nicht zu vergessen natürlich das Phantom Eleanor, das weiterhin über diesem Haus schwebt und mir sämtliche Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt, immer wieder ins Gedächtnis ruft.
Als Gabriel und ich gemeinsam das prachtvolle Anwesen betreten, das so luxuriös ist, dass ich den Eindruck habe, es zum ersten Mal zu sehen, sehe ich alle bekannten Gesichter wieder, die den Helden des Tages (eigentlich jeden Tages) willkommen heißen.
– Und das Püppchen, das ihn begleitet.
Niemand scheint zu wissen, was ich hier verloren habe, ich denke nicht, dass Gabriel es der Mühe wert gefunden hat, sie über meine neue berufliche Tätigkeit zu informieren. Ich werde freundlich, aber kühl, wenn nicht sogar herablassend, gegrüßt. Zu meinem Glück bin ich an diesem Tag nicht der einzige Eindringling im ansonst so undurchdringlichen Diamonds-Clan. Céleste stellt Barthélemy, der sich genauso unwohl fühlt wie ich, als ihren „Verlobten“ vor. Dieser große Teddybär, der einen ziemlich einfachen Eindruck macht, hebt sich deutlich von diesem geschniegelten Umfeld ab. Der Mann, den alle hier „Bart“ nennen, ist etwas über dreißig und hat einen kleinen Bauch, was inmitten der schlanken Familie besonders hervorsticht. Seine etwas zu großen Jeans und das enge Hemd, dessen schmale Längsstreifen ihn wohl schlanker erscheinen lassen sollen, seine krausen braunen Haare, die schwer zu bändigen sind, und sein Vier- oder Fünftagebart an den Wangen legen nahe, dass er sein Aussehen vernachlässigt. Doch seine schönen, sanften, haselnussbraunen Augen sehen mich freundlich an, und er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, das sein hübsches, offenes Gesicht erhellt.
Barthélemy, ich kenne dich noch nicht, aber ich liebe dich schon jetzt!
Ich bin offenbar die einzige, die noch nichts von Célestes neuem Familienstand und der Anwesenheit des mysteriösen Verlobten wusste. Entweder hat man ihn mir absichtlich verschwiegen, oder die Diamonds sind wahre Meister der Verstellung und des gezwungenen Lächelns. Dieses Weibsstück scheint ihrem zukünftigen Ehemann nicht besonders zugetan zu sein, und mein Instinkt wittert hier sofort eine zwielichtige Angelegenheit. Rasch entfernen sich die Eltern mit der gewohnten Anmut, und Bart tut es ihnen gleich, geht jedoch in eine andere Richtung als sie. Céleste macht keine Anstalten, ihm zu folgen oder ihn aufzuhalten, sondern umarmt Gabriel lange – inzwischen zum vierten Mal in zehn Minuten. Ich höre, wie mein Geliebter ihr zur kommenden Hochzeit gratuliert, während Silas mich lächelnd in ein Gespräch verwickelt, als wäre niemals etwas vorgefallen. Diese Heuchelei bringt mich auf die Palme, und ich platze fast gegen meinen Willen mit den Wahrheiten heraus, die ich schon viel zu lange für mich behalten habe.
„Silas, warum erzählst du deinem Bruder nicht, was für entzückende Geschenke du mir gemacht hast? Nette kleine Botschaften, rührende Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit … Oh, jetzt hätte ich beinahe das wunderschöne, blutbefleckte Hochzeitskleid vergessen. Wirklich berührend.“
Amandine, was ist los mit dir? Willst du ein
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