Glaenzend
Knoten zusammennimmst und deine frechen Haarsträhnen sich sofort wieder befreien. Ich liebe es, wenn du mit Marion einen Lachanfall bekommst und sich deine Nase kräuselt. Ich liebe es, wenn du wütend wirst, weil ich schlecht über deinen Milliardär rede. Ich liebe es, wenn du dich hübsch machst, auch wenn ich weiß, dass du es nicht für mich tust. Ich liebe es, wenn du dich aufregst, wenn jemand nicht deiner Meinung ist. Ich liebe deine Wut und deine Scheinheiligkeit. Und dein Lachen und deine Stimme. Ich liebe es, dass du niemals aufgibst, wenn du etwas wirklich willst. Und dieses Etwas wäre ich gerne. Ich vergöttere dich, Amandine, alles, was du bist, was du machst, was du sagst. Ich liebe alles an dir. Ich glaube sogar, ich bin verrückt nach dir. Und jetzt musst du wirklich etwas sagen, denn ich habe zu lange geredet, ohne zu atmen, und langsam gehen mir sowohl der Atem als auch die Würde aus.“
Dieser Monolog hat mir die Augen geöffnet. Einen Moment lang glaube ich, mich geehrt zu fühlen und vielleicht sogar von dieser plötzlichen, ehrlichen Liebeserklärung hingerissen zu sein. Nie zuvor hat jemand etwas so Schönes zu mir gesagt. Einen Moment lang stelle ich mir auch vor, dass diese so reine, so allumfassende, so wahre Liebe vielleicht genau das ist, was ich brauche. Dass Tristan ein toller Mann, ein guter Vater, eine perfekte Vernunftwahl wäre. Doch gleichzeitig schaffe ich es nicht eine Sekunde, das schöne Gesicht meines Geliebten, das ich immer vor dem inneren Auge habe, seinen Duft, den ich stets riechen kann, seine Aura, die durch meine Adern strömt, und all unsere Erinnerungen, die mir das Herz aufgehen lassen, zu verbannen. Nein, diese Liebe hat nichts Vernünftiges, ja, er wird mir ganz sicher wehtun, aber ich nehme dieses Risiko auf mich – ohne darüber nachzudenken. Mit Gabriel fühle ich mich so lebendig wie nie zuvor, mein Herz schlägt für ihn schneller, als Tristan es jemals zustande bringen könnte, und das unsichtbare Band, das uns verbindet, ist stärker als jede Liebe aus Kindertagen, als jeder Kleinmädchentraum. Gabriel Diamonds ist nicht der Traumprinz, auf den ich gewartet habe, er ist viel mehr.
Aus Gründen, die ich noch nicht kenne, hat Eleanor sich für den Tod entschieden. Ohne zu zögern, entscheide ich mich für das Leben, für ihn. Und Tristan hat das bereits verstanden.
2. Zeit der Abrechnung
Entweder ist Gabriel sehr beschäftigt oder er versucht, sich vor dem Gespräch zu drücken, dass wir beide über Eleanor führen müssen. Seit einer Woche reagiert er kaum auf meine Anrufe, er kommt nur ganz kurz bei mir vorbei, verlässt unsere gemeinsamen Essen auf der Terrasse so schnell wie möglich und blickt ins Nichts, wenn ich versuche, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Seit einer Woche hatten wir keinen Sex, und er scheint ihm nicht einmal zu fehlen. Würde ich unter Paranoia leiden, würde ich meinen, dass er sich vor mir versteckt. Seit zwei Tagen antwortet er nicht einmal mehr, wenn ich ihm eine SMS schreibe. Als die erwachsene und vernünftige Frau, die ich eigentlich nicht bin, habe ich beschlossen, ihn nicht zu bedrängen, ihm seinen Freiraum zu lassen und statt der schüchternen Geliebten die schöne Teilnahmslose zu spielen.
Sehr gut, Süße, du wirst erwachsen!
Die kleine Stimme in meinem Kopf klingt irgendwie nach meinem Vater! Ich vertreibe sie aus meinem Kopf, um mich Tristan zu widmen, der an diesem Sonntagnachmittag trotz unserer unangenehmen Unterhaltung vom Vorabend wieder in meinem Salon auf dem Boden sitzt. Erstaunlicherweise hat er meine eiskalte Antwort auf seine feurige Liebeserklärung mit Fassung getragen. Ich will die wunderbare Freundschaft mit ihm nicht aufs Spiel setzen, und er ist einverstanden, sie mir zu schenken, ohne etwas dafür zu verlangen. Trotzdem weiß ich, dass er im Geheimen immer noch hofft, und ich habe Schwierigkeiten, Tristan weiterhin so zu sehen wie zuvor. Ich weiß auch, dass er sich nur in die Nachforschungen zu Eleanor Fitzgerald stürzt, um einerseits seine eigene Neugierde zu befriedigen und andererseits Zeit mit mir verbringen zu können und vielleicht sogar eine verstörende Wahrheit ans Licht zu bringen, die mich endgültig von Gabriel trennen könnte. Ich versuche, natürlich zu bleiben und biete ihm ein kühles Bier und eine Kleinigkeit zu essen an, während wir auf die Rückkehr von Marion warten, die wieder mit ihrem neuen Typen rummacht.
Gegen 19.00 Uhr schiebt sie ihren Ersatzschlüssel
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