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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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alles ziemlich genau. Was sind Sie denn überhaupt, ich meine, so beruflich?«
    »Maurerpolier.«
    »Ach. Das ist ja was. Und wie lange haben Sie eigentlich bis jetzt hier eingesessen und wofür genau?«
    Kellermann schrieb weiter und sagte: »Neunkommafünf Jahre. Dafür, dass ich einem Typen wie Ihnen die Pistole in die Fresse gehalten habe.«
    »Ach. Interessant. Lebt der noch?«
    »Keine Ahnung. Durch mich ist er jedenfalls nicht gestorben. Ich habe ihn nur finanziell etwas erleichtert, nachdem er mir seine Safe-Kombination gezwitschert hatte.«
    »Und dann?«
    »Gefesselt, geknebelt, eingeschlossen.«
    »Kein Blut? Sehr ordentlich.«
    »Die Polizei hat ihn in seinem Garderobenschrank gefunden.«
    »Was für ein Glückspilz. Ging es ihm gut?«
    Kellermann schien nun tatsächlich langsam gesprächig zu werden, legte den Füller hin und kratzte sich am Fußgelenk. »Nun, ihm war etwas kalt, weil seine Unterwäsche einfach so mitkam, als ich ihm den Anzug auszog. Ich hab’s vorsichtshalber mal mitgefilmt mit meinem Handy. Man kann ja nie wissen, mit was man die Leute nachher so erpressen kann. Das hat mir mindestens ein halbes Jahr zusätzlich eingebracht. Das ist strafmäßig ein spezieller Faktor, mal abgesehen von der Waffe, aber speziell wegen der Unterhosen und dem Film, hat man gesagt. Und meine Frau fand’s peinlich. Die leidet am meisten.«
    »Tja, wem sagen Sie das.« Löhring strich über die abgerundete Tischkante.
    »Wenn ich ausgerastet bin, bin ich eben richtig ausgerastet«, fuhr Kellermann fort.
    »Ja«, sagte Löhring.
    Kellermann stand unvermittelt auf und räumte seine Sachen zusammen. Es sah ein wenig behäbig aus.
    Löhring zog ihn kurz am Ärmel: »Sie bleiben sitzen. Oder verpassen Sie hier irgendetwas?«
    »Meine Antiaggressionsgruppe wartet. Wir sind durch für heute, dachte ich.«
    Löhring verstand nicht. »Mein lieber Kellermann, Leute wie ich haben zwar mehr Geld, aber wir müssen dafür auch mehr arbeiten. Wir legen Disziplin an den Tag. Wir halten durch, statt uns gegenseitig nackt in dunkle Schränke zu sperren, wenn Sie verstehen. Wir regeln das anders. Keine Sperenzchen. Bei uns ist nix mit Antiaggression.« Kellermann guckte, und Löhring fuhr fort: »Solange Sie also mit mir arbeiten, bestimme ich, wann wir Feierabend machen. Ich würde vorschlagen, wir ziehen jetzt die Vorhänge vor Ihre Gitterstäbchen und knipsen die Schreibtischlampe an!«
    Löhring war sich sicher, die besseren Argumente zu haben, denn an diesem Ort saß auch die Zeit hinter Schloss und Riegel, waberte vor den geschlossenen Fenstern und Türen herum. Es gab ein Überangebot an Zeit, und er hätte mit Kellermann noch am selben Tage das ganze fünfte Semester durchgehen können, wenn dieser nur gewollte hätte. Er wollte aber nicht.

DIE ENTFÜHRUNG
    Kellermanns Gutachter hatte Löhring in Kenntnis gesetzt, dass man bereits vor einiger Zeit eine Reihe von sogenannten Vollzugslockerungen für den Häftling verfügt habe. Dazu zählten auch die Ausführungen, also das stundenweise Verlassen der Anstalt für eine begrenzte Zeit unter Aufsicht. Kellermann stand kurz vor dem offenen Vollzug, und die Freiheit konnte unerwünschte Nebenwirkungen haben, wenn man zu viel auf einmal davon verabreicht bekam. Nun sollte Kellermann seinen »Übergangsmanager« kennenlernen, draußen im richtigen Leben, und es stand ein kurzer Transit unter Aufsicht an. Wenn er wolle, so könne Löhring gern dabei sein.
    Löhring wusste, wie das war im Transit, unter Aufsicht, wie es sich anfühlte, dieses geheime Chauffieren zu geheimen Treffpunkten, dahin, wo die Zukunft entschieden wurde, schnell, diskret, folgenreich, stets mit einem Bein am Abgrund. Ja, er war der richtige Mann, fand Löhring, um Kellermann auf diese erste Reise seit langem zu begleiten, sozusagen als Aufsichtsvorsitzender.
    Ein begleitender Vollzugsbeamter saß am Steuer des grünen JVA-Kleinbusses, als man am übernächsten Tag durch das sich öffnende graue Stahltor auf die Straße bog, Kellermann auf dem Beifahrersitz, wohl aus Gründen der Beobachtung, und Löhring auf der ersten Rückbank.
    Die Türen des Busses waren nur von der Fahrerseite aus zu öffnen, und Löhring fühlte sich nicht wohl hinten auf der Rückbank. Die Leute guckten so, und er hoffte inständig, dass KellermannsBewährungshelfer weder in der City noch in den besseren Vororten wohnte. Er setzte sich weg vom Fenster, in die Mitte der Bank und beugte sich zwischen seine beiden Mitfahrer nach

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