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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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mache das hier mit Ihnen nicht freiwillig. Wann kapieren Sie das endlich?«
    »Seien Sie doch nicht so emotional. Das verengt den Geist, und wir wollen hier doch studieren«, sagte Löhring und sah, wie sich in Kellermanns Nacken die ersten Schweißperlen bildeten und sich die Schultern versteiften, als er versicherte, er sei überhaupt nicht emotional. Also gut, dachte Löhring, manchmal war eine faktische Rückbesinnung auf die Ausgangslage auch im bereits vorangeschrittenen Projektverlauf nötig, um anschließend konstant vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.
    Er stand immer noch hinter Kellermann, als er sagte: »Hören Sie, mein Guter, um das nochmals klarzustellen: Dies hier ist nichts weiter als ein Deal. Ich habe Ihnen den Intellekt und die Freiheit voraus, Sie sind hier aus wahrscheinlich nachvollziehbaren Gründen eingebuchtet und wollen aus ebenso nachvollziehbaren Gründen irgendwann wieder heraus. Ich soll Ihnen dabei helfen. Ich kann mir auch Besseres vorstellen, glauben Sie mir.« Löhring legte die Hände an Kellermanns Drehstuhl und zog ihn zu sich herum: »Ich erwarte lediglich etwas mehr Respekt mir gegenüber! Mann, nur falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist: Sie sind hier weggeschlossen!«
    »Warum sollte ich dann aufgeschlossen sein?« Kellermann blickte provozierend zu ihm auf. »Karten auf den Tisch. Was wollen Sie wirklich von mir?«
    »Wie?« Löhring lief um den Schreibtisch herum und setzte sich neben Kellermann.
    »Na, Sie sprachen von einem Deal«, sagte Kellermann. »Respekt kriegen Sie doch wohl woanders, so wie Sie drauf sind.«
    »Ich brauche nichts von Ihnen. Danke der Nachfrage.« Löhring blickte auf Kellermanns Füllfederhalter Marke Pelikan. Wie in der Schule. Putzig.
    Kellermann blieb hartnäckig: »Noch mal, was ist der Deal? Was wollen Sie verdammt noch mal von mir?«
    »Herrje, Sie sind aber penibel. Vergessen Sie’s doch einfach. Ich tue Ihnen mal was Gutes, ist gratis!«
    »Bullshit. Ich halte nichts vom Gutes-Tun.« Kellermann verschloss den Füllfederhalter, legte ihn in ein erstaunlich hochwertigesSchreibetui und schickte sich an, seine These zu untermauern: »Man tut Gutes, weil man sich dadurch besser fühlt. Das ist verdammt egoistisch und das Gegenteil von gut, wenn Sie mich fragen. Sie wollen durch mich doch nur noch besser werden. Mit mir hat das alles hier nix zu tun.«
    Löhring schnaubte nun doch: »Das ist eine Unterstellung!«
    Kellermann musterte ihn abschätzig von oben bis unten: »Denken Sie mal an Ihre dunklen Seiten, statt nur Ihre jämmerliche Politur zu zeigen. Seien Sie mal ein Mann.«
    »Ah ja, die dunklen Seiten. Ich verstehe, was Sie meinen.« Löhrings Blick ging zur Tür.
    »Sagen Sie also nachher nur, dass es Ihnen besser geht, und nicht, dass es mir besser geht«, forderte Kellermann.
    »Okay, okay.« Löhring hatte verstanden und nickte. »Können wir uns also darauf einigen, dass ich nachher sage, dass Sie mir netterweise ein gutes Gefühl gegeben haben, das Sie selbst jetzt nicht mehr haben, weil Sie es ja mir gegeben haben. Und dass mein Egoismus somit befriedigt ist, damit wären wir dann auch bei den dunklen Seiten, die Ihres Erachtens ja zu kurz kommen. Und das wäre dann der Deal.«
    Kellermann willigte ein.
    Die Tür ging auf. Ein weiterer Häftling kam herein.
    Kellermann starrte auf dessen Notebook, und Löhring rief ihm entgegen, noch bevor dieser sich setzen konnte: »Raus hier! Dies hier ist kein Großraumbüro!«
    Kellermann schien jetzt doch etwas erstaunt zu sein, hatte mit dieser zupackenden Art Löhrings wohl nicht gerechnet und schaute wortlos von einem zum anderen. Der Häftling verschwand tatsächlich. Kellermann jedoch war mit einem Satz bei Löhring: »Tun Sie das nie wieder.«
    Löhring verstand nicht: »Was? Aber ich wollte doch nur …«
    »Wir haben diesen Raum nicht für uns allein. Haben Sie eine Ahnung, was für ein Luxus es ist, hier irgendwo tagsüber für sich allein zu sein? Nachher chauffieren Sie davon in Ihr Leben, und ich kriege wieder den Ärger.«
    Löhring tippte mit dem Zeigefinger auf die Tischkante: »Wenn Sie es zu etwas bringen wollen, müssen Sie sich schon ein wenig abgrenzen. Also ich …«
    »Schnauze.« Kellermann vertiefte sich wieder in seine Arbeit.
    Nachdem er sich eine Stunde lang neben Löhring mit der Simulation einer Jahresabschlussprüfung in einem Unternehmen für Tierfuttermittel beschäftigt hatte, konnte Löhring sich nicht mehr zurückhalten: »Hören Sie, Sie nehmen das aber

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