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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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den Flur. »Ich will jetzt als Erstes mein Handy zurück. So kann ich nicht arbeiten.« Er stutzte, nachdem er sich wieder zu Kellermann umgedreht hatte: »Was hängt dann da an Ihnen herunter?«
    »Oh, das ist ein Blutdruckmessgerät. Hätte ich fast vergessen.« Kellermann begann, wie wild die Pumpe zu betätigen. »Ilse meinte, mir würde die Düse gehen, und das sei nicht gesund. Nicht, dass ich auch noch abdanke. Kennen Sie eigentlich Ihren Blutdruck, Löhring?« Kellermann drehte sich um, ohne die Haustür zu schließen, und schritt voran ins Arbeitszimmer, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan.
    Löhring knallte die Tür zu und spürte Wut in sich aufsteigen: »Kellermann, hören Sie sofort auf mit diesem Kokolores und ziehen Sie sich etwas an! Sie können hier nicht so einfach den Kesch spielen. Führung erfordert mehr als Change Management in der Morgenrockfrage. Sie haben ja keine Ahnung, was für eine Arbeitsbelastung auf Sie zukommt. Mensch, Sie sind ab heute privatvermögenstechnisch einer der mächtigsten Strippenzieher der deutschen Wirtschaft!«
    Kesch guckte. »Jau, aber nur theoretisch!«
    »Sehe ich etwa aus wie ein Theoretiker?« Löhring kniff die Augen zusammen und kam langsam auf Kellermann zu: »Nur mal so zur Erinnerung: Sie sind ab jetzt vierundzwanzig Stunden erreichbar!« Kellermann machte Bewegungen mit dem Zeigefinger Richtung Stirn, wovon sich Löhring nicht beirren ließ: »Wir machen jetzt erst mal einen ILW mit Ihnen.«
    Kellermann zerrte an der Manschette des Blutdruckmessgerätes. »Einen was? Das schaffen wir doch alles nicht mehr. Dieser Winter kommt in zwei Stunden, Mann.«
    »Wir machen das jetzt. Die Schnellen fressen die Langsamen. Ein Initial Leadership Workshop dauert normalerweise ein ganzes Wochenende. Hoch komplex, sage ich Ihnen. Wir müssen das Wichtigste jetzt eben vorab durchziehen, Ihnen eine Toolbox an die Hand geben und Sie typgerecht aufstellen.«
    Als Kellermann endlich wieder im Anzug vor Löhring stand, sagte er: »Ich habe mir das überlegt. Ich bleibe, wer ich bin. Ich lass mich von Ihnen doch nicht auf Scheitel kämmen. Nicht von einem wie Ihnen!« Er knallte Löhrings Handy auf die Glasplatte des Sofatisches und nahm Zigarette und Feuerzeug aus der Hosentasche.
    »Auf Scheitel kämmen? Sie haben doch gar keinen Scheitel zum Geradekämmen, Kellermann. Noch nicht einmal den haben Sie. Sie können sich höchstens die Glatze über Ihrer Fresse polieren. Mehr nicht. Und Sie rauchen schon wieder, Kellermann. Das geht nicht.«
    »Und ob das geht. Ich krepiere lieber ein paar Jahre früher, als dass ich so werde wie Sie.«
    Kellermann hielt die Zigarette im äußersten Winkel des Mundes und näherte sich mit schief gelegtem Kopf der Flamme. Es sah nicht nach Kesch aus, auch wenn Kesch genau so ausgesehen hätte, wenn er denn geraucht hätte. Aber das war nicht das einzige Problem, mit dem Löhring sich konfrontiert sah.
    Kellermann fuhrt fort: »Und eines sage ich Ihnen gleich: Wenn dieser Zirkus hier die ersten fetten Kröten abwirft, dann bin ich weg, so was von weg.«
    Löhring überlegte, setzte sich ganz langsam in den Sessel und schlug die Beine übereinander, während er sagte: »Die Polizei ist auf Ihrem alten Hof. Wollte ich nur kurz erwähnen bei der Gelegenheit.«
    Jetzt hatte er Kellermann wieder da, wo er ihn haben wollte,nämlich außer sich. Er tobte, rannte im Zimmer auf und ab und fuchtelte mit seiner Waffe in der Luft herum, als wolle er Fliegen vertreiben.
    Währenddessen sortierte Löhring provozierend ruhig die Zeitungen auf dem Sofatisch nach Datum. Eine hatte einen dicken roten Punkt auf dem i, wo sonst ein weißer war. Die Leiche musste beim Abtransport weitergetropft haben. Während Löhring den Fußboden abscannte, sagte er: »Herrlich, Kellermann. Sie haben so was Aggressives, so was Animalisches! Braucht man alles im Management. Glauben Sie mir, es ist Krieg da draußen! Einen von diesen Söldnern haben Sie gleich vor der Tür stehen. Und jetzt kommen Sie mal langsam wieder herunter. Von wegen bald aufhören, so schnell geht das alles nicht. Denken Sie an unsere Zielvereinbarung.«
    Kellermann lachte hysterisch auf: »Zielvereinbarung. Hört sich ja toll an. Dass ich nicht lache! Ich habe nix unterschrieben, mein Lieber.«
    »Sie haben mit Ihrem Blut unterschrieben, schon lange vorher, glauben Sie mir.« Löhring starrte auf den roten Punkt und dachte an Keschs toten, steifen Finger. Er kramte in seiner Jacketttasche nach

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