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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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unter der Bettdecke hervorholen und bekam den Ball ins Gesicht.
    »Oh, Entschuldigung.« Löhring nahm sich einen Stuhl und schleifte ihn quietschend an die Bettkante. »Behandelt man Sie auch gut hier? Und was machen die Blutwerte so? Testosteron okay?«
    Kellermann guckte.
    »Na, es geht doch langsam wieder los, Kollege!« Löhring schlug mit der flachen Hand auf die Bettdecke.
    »Nennen Sie mich nicht Kollege.«
    Kellermann fasste sich an den Kopf und war seltsam wortkarg, wie beim allerersten Zusammentreffen damals in der Zelle. Löhring setzte sich auf die Bettkante, neigte sich über Kellermanns Gesicht und versuchte, eine gewisse Besorgnis in den Blick zu legen. »Kellermann, was ist denn los mit Ihnen? Wir brauchen Sie! Unsere Investoren wollen Rendite sehen. Ich würde vorschlagen, Sie erhöhen mal wieder die Mieten der Fonds-Immobilien.«
    »Auch die von der SKARABÄUS-Immobilie?« Kellermann versuchte, an das Wasserglas auf dem Beistelltisch zu kommen.
    »Warum nicht?«, fragte Löhring.
    »Na, da sind Sie als Vorstandschef doch sozusagen selbst Mieter. Sie sind ja lustig.«
    Löhring überhörte es. Er war schon beim nächsten Gedanken. »Kellermann, mal was anderes: Ich kann Ihnen sagen, Ihre Immobilienfonds sind auf dem besten Wege, sich global zu entwickeln. Wir wollen mit der Forschung nach Costa Rica gehen und dort eine Reihe neuer Gebäude finanzieren, Immobilienmasse schaffen. Da können Sie sich fondsmäßig austoben, wenn Sie hier wieder herauskommen!«
    »Warum Costa Rica?« Kellermann bekam einen Hustenanfall. »Ist das wieder so eine fixe Idee von Ihnen?«
    »Herrje, warum, warum! Eine Krise, so wie Sie sie gerade zu haben scheinen, kann jeder haben. Was unsereinem aber zu schaffen macht, ist der Alltag. Da brauchen wir handfeste Lösungsansätze!« Löhring reichte Kellermann das Wasser. »Sie müssen trinken. Ganz viel trinken.« Er leerte das Glas in den Patienten hinein. »Tja, Kellermann, wenn wir das nicht machen mit Costa Rica, gucken wir in die Röhre. So wie es aussieht, sind die Käfer von einem Parasiten befallen, den wir so schnell nicht wieder loswerden. Und die Dangast wird momentan von derBank nach allen Regeln der Kunst gemolken, solange sie noch Anteile und Grundbesitz hat. Die gehen mit der langsam in die letzte Phase. Na ja, wir stecken ja mittlerweile alle mit drin …«
    Kellermann unterbrach ihn abrupt. »Ich steige aus, Löhring.«
    Stille. Löhring füllte das Wasserglas erneut, dass es spritzte, und trank es selbst in einem Zug aus.
    Die Hitze blieb, und Kellermann fuhr fort: »Ihre Welt ist nicht meine Welt. Ilse und ich sind übereingekommen, dass ich mich stelle. Mit etwas Glück und den richtigen Anwälten sitze ich nur zwei oder drei Jahre, mildernde Umstände sozusagen.«
    Es dauerte eine Weile, bis Löhring begriff und wieder sprechen konnte. »Also, Kellermann, ganz langsam, eines nach dem anderen. Ilse und Sie? Und wieso denn mildernde Umstände?«
    »Na, Sie haben mich doch gezwungen, den Kesch zu geben! Ich seh ja schon aus wie mein eigenes Klischee! Das grenzt an Körperverletzung!«
    »Sie sehen nicht so aus wie Ihr Klischee, Kellermann. Sie sind Ihr Klischee. Das ist der Preis, aber das ist doch längst kein Tatbestand. Ich bitte Sie«, sagte Löhring.
    Kellermann schüttelte heftig den Kopf, wälzte ihn von einer Seite des Kopfkissens auf die andere. »Oh, nein. Das ist Verletzung meines Persönlichkeitsrechts! Ich wollte nie so sein.«
    »Ha, dass ich nicht lache! Sie haben mich doch entführt, schon vergessen? Ich sage nur: Waffengewalt! Und kommen Sie mir nicht mit Persönlichkeitsrecht. Ich habe Sie doch erst von der Person zur Persönlichkeit gemacht! So sieht das aus!«
    »Bullshit. Sie haben mich zum Totengräber gemacht, Mann.« Kellermann zog scheppernd die Schublade des Beistelltischchens auf, nahm den Siegelring heraus, den Löhring von Keschs kaltem Finger gezogen hatte, und warf ihn Löhring zu. »Ich will meine Persönlichkeit zurück. Ich will wieder Kellermann sein. Ich hatte nie die Absicht, ein anderer zu werden. Ich will mein altes Leben zurück.«
    Löhring überkam wieder dieses Fiepen. Er bekam schlecht Luft, der ganze Rücken versteifte sich, und das jetzt, am helllichtenTage. »Sie können Ihr altes Leben nicht einfach so zurückbekommen, Kellermann. Und Sie hatten die Wahl. Ich hatte die nie! Ich komme aus einem Unternehmerhaushalt, da ist nix mit ein- und aussteigen. Ich hab’s auch nicht immer leicht gehabt, das können Sie

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