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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Reserven von Materie, die nur darauf zu warten scheinen, dass die Assembler des riesigen Habitats mit ihrer Umwandlung beginnen. Ich versuche, die Endpunkte des Zylinders auszumachen, doch sie liegen weit mehr als zehn Kilometer, vielleicht sogar vierzig oder fünfzig auseinander und sind im Dunst nicht zu erkennen. Für Licht sorgen Tausende von winzigen grellen Punktstrahlern, die in die hohe Decke eingelassen sind.
    Wollte ich diese Ebene bis zu einem Endpunkt durchqueren, würde ich unterwegs womöglich verhungern.
    Ich versuche, mich eine Weile auszuruhen, habe aber ein derart ungutes Gefühl dabei, dass es mich vorzeitig hochreißt. Ich weiß, dass ich meiner Erschöpfung eigentlich für kurze Zeit nachgeben sollte, aber immer, wenn ich an Kay denke - oder auch an die Auswirkungen dessen, was in meinem Schädel lauert und möglicherweise diese Blackouts verursacht -, bin ich am Rande einer Panik. Ich kann nicht viel unternehmen, außer mich an die Leiter zu halten und darauf zu setzen, dass ich auf der nächsten Ebene, schätzungsweise fast tausend Meter über meinem Kopf, mehr Glück habe. Allerdings glaube ich nicht, dass ich es bis dorthin schaffe.
    Mit schwankenden Schritten entferne ich mich von der Leiter und mache mich auf den Weg zur nächsten Bodenerhebung. Vielleicht gibt es in deren Umgebung irgendeine mit Empfindungsvermögen begabte Maschinerie, mit der ich kommunizieren kann, eine intelligente Technologie der Außenwelt, die nicht an die Grenzen des YFH-Gemeinwesens gebunden ist und mich mit der realen Welt verbinden kann. Ich teste meine Netzverbindung, aber sie reagiert nicht und zeigt lediglich Fragmente des Punktestandes an, den meine Schar inzwischen erreicht hat. Curious Yellow, sage ich mir resigniert. Deshalb kann ich ja auch Sam nicht hören, wenn er * * * sagt; das System, das den aktuellen Punktestand verfolgt und anzeigt, basiert auf Curious Yellow.
    Rund zweihundert Meter vor der Bodenerhebung entdecke ich Anzeichen von Leben. Irgendetwas, annähernd so groß wie ein Taxi, das aus lose miteinander verbundenen Stangen und Kugeln besteht, kauert auf dem Kamm der Erdablagerung, der wie eine Mülldeponie aussieht. Erst streckt es rohrförmige Sensoren in meine Richtung aus, dann setzt es über den Kamm hinweg, wobei die Sensoren sich so schnell drehen, dass sie wie schillernde Scheiben erscheinen. Auch das auf dem Rücken angebrachte Zubehör aus Kugeln und Gestänge rotiert. Nach und nach dehnen sich die Kugeln in die Länge, entfalten sich wie Blumenkohlröschen und verbreiten dabei diffuses Licht. Ich bleibe stehen, um auf das Ding zu warten, das ich für eine spezielle Kontrolleinrichtung zur Überwachung dieser Biosphäre halte - für einen mit Intelligenz begabten Gärtner oder Ähnliches. Falls es mir gegenüber feindselig eingestellt ist, werde ich es nicht daran hindern können, mich zu töten - genauso gut könnte ich mit einem stumpfen Messer auf einen Panzer losgehen -, allerdings rechne ich eigentlich nicht mit einem Angriff. Dennoch macht mir die Gewissheit, diesem Ding ausgeliefert zu sein, das Warten nicht eben leichter.
    Beängstigend schnell rollt es heran, bleibt aber rund drei Meter vor mir stehen. »Hallo«, sage ich, »hast du ein Sprachmodul?«
    Der Gärtner richtet sich auf, bis er mich überragt. Leise summend, öffnen und schließen sich die Röschen. »Wer bist du und was tust du hier?«
    Bei dieser Frage entspanne ich mich ein wenig. »Ich heiße Robin.« Der Name klingt seltsam und fremd in meinen Ohren. »Was ist das für ein Gemeinwesen?«
    Während das Ding vor sich hin summt und klickende Geräusche von sich gibt, zieht es die oberen Sensoren leicht ein, was mich an eine verdutzte Kobra denken lässt. »Hallo, Robin. Diese Zone ist kein Gemeinwesen, sondern der Lastraum neunundachtzig an Bord des Mobilen Archiv-Einspeisers Harvest Lore . Es ist kein bewohnbarer Lebensraum. Was tust du hier?«
    Kein Gemeinwesen. Ich befinde mich an Bord eines MAE. Und das bedeutet, dass es auf diesem Schiff wahrscheinlich nur ein einziges Langstreckentor gibt, das durch Firewalls streng geschützt wird … Ich schließe die Augen und versuche, mich aufrecht auf den Beinen zu halten. »Ich versuche, offiziell legitimierte Behörden ausfindig zu machen, um ihnen ein schweres Verbrechen zu melden. Identitätsraub, begangen an einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Wenn das hier kein Gemeinwesen ist, was ist es dann?«
    »Ich bin nicht befugt, dir darüber Auskunft zu erteilen. Du

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