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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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was da drinnen vor sich geht. Das Glashaus steht unter neuer Verwaltung.«
    »Ich bin die falsche Person dafür und bin dort fehl am Platz. Kannst du nicht Magnus schicken? Oder den Synthese-Experten? Führ doch auf höchster Ebene eine Rückhol-Aktion durch. Benachrichtige die Koordinationsstelle für ehemalige Cats und die Vereinigung der Veteranen und erkundige dich, ob irgendjemand …«
    »Ich existiere nicht mehr«, erklärt Sami gelassen. »Nachdem meine Verkörperung hineingegangen ist, ohne sich je bei mir zurückzumelden, haben die Schurken sich mein ursprüngliches Ich geschnappt und alle Kopien liquidiert, bis von mir so gut wie nichts mehr übrig war. Das hier« - der Junge klopft auf seine magere Brust - »ist nur noch eine Partialladung von mir. Ich bin bloß ein Geist, Robin.«
    »Aber …«, ich befeuchte meine Lippen, während mein Herz vor Schock heftig klopft, »aber werden sie mich nicht auch einfach liquidieren?«
    »Nicht, wenn als Erstes deine Identität stirbt.« Sannis Geist grinst mich an. »Ich sag dir, was du tun musst …«

18
    verbindungen
     
     
     
    ICH BIN WIEDER ICH SELBST. Die Gelenke knacken, das Herz pumpt. Es ist warm und dunkel, und ich fühle mich schläfrig. Langsam wird mir klar, dass ich die Arme um die Knie geschlungen habe, auf dem Boden hocke und mein Kinn … Oh. Also gehe ich nicht als Fiore hier raus? Gut so. Das zu wissen, ist überaus befriedigend. Eine weitere Tatsache, die sich mit anderen zusammenfügt. Es ist ein Würfelspiel: Lass dich überraschen, was oben zu liegen kommt.
    In den letzten zwei Wochen habe ich mich fast immer an zwei Orten gleichzeitig aufgehalten. Ich war im Krankenhaus und habe mich zu Hause erholt. Habe mich mit Dr. Hanta unterhalten, war entsetzt über das, was ich im Glockenturm vorfand, wollte mit dem Pfarrer über Janis reden. Währenddessen hat mein anderes Ich in der Bücherei gewohnt, im Aufenthaltsraum geschlafen, vorsichtig die Tabuzonen des Habitats erforscht und später mit Janis konspiriert. Mit Sanni . Zweimal hat sie mir einen Schock versetzt, der durch Mark und Bein ging. Einmal, als ich sie oben auf der Treppe mit einer Waffe in der Hand stehen sah. Das andere Mal, und das hat mich genauso bestürzt, als ich vor einer Woche im Keller über sie stolperte und sie ein Messer dabeihatte. Damals ist sie zusammengebrochen und hat geweint, als ihr klar wurde, dass sie hier nicht mehr die Einzige von uns ist. Ich hätte es nicht geglaubt, wäre ich nicht selbst dabei gewesen. Sanni, die immer hart wie ein Diamant war, auf das hier zusammengeschrumpft? Die Isolation stellt seltsame Dinge mit den Menschen an …
    »Komm schon, Reeve. Rede mit mir! Bitte! Geht’s dir gut da drinnen?« In ihrer Stimme schwingt Verzweiflung mit. »Sag doch was!« Besorgt beugt sie sich über mich. »Wie fühlst du dich?«
    »Mal sehen.« Ich blinzle noch ein wenig, falte gleich darauf die Arme auseinander und rappele mich hoch. Ich bin wieder Reeve. Aber verdammt noch mal, ich fühle mich so leicht! Nachdem die zentripetalen Kräfte, die mich an Fiores Fleisch gekettet haben, mich mehr als zehn Tage niedergedrückt haben, ist das ein verblüffendes Gefühl. Beim leichtesten Windstoß könnte ich davonfliegen. Ich ertappe mich dabei, dass ich vor Freude grinse. Aber als ich zu Janis aufsehe, erstarrt mein Gesicht. »Ich - sie - hätte dich fast an Fiore verkauft.«
    Janis wird blass. »Wann?«
    »Nachdem wir uns Mick vom Hals geschafft hatten. Lass mich nachdenken.« Ich schließe die Augen, denn ich muss den plötzlichen Adrenalinschub abbauen. »Allerdings war die Gefahr nicht sonderlich groß. Ich - sie - war unschlüssig und hat einen falschen Zeitpunkt dafür gewählt. Sie wusste auch nicht, wer du bist, hatte nur den Eindruck, dass du nichts Gutes vorhast. Also wollte sie dich verpfeifen, um dich vor dir selbst zu schützen. Aber Fiore war mit anderen Dingen beschäftigt und hat sie fortgeschickt. Solange es ihm nicht wieder einfällt, besteht keine Gefahr für dich.«
    »Mist.« Als Janis einen Schritt zurücktritt, sehe ich, dass sie immer noch die Betäubungswaffe in den Händen hält, sie hat sie allerdings auf den Boden gerichtet. Aufgrund des Schocks oder auch aus Erleichterung schwankt Janis leicht hin und her. »Das war nah dran.«
    Ich hole tief Luft. »Niemals zuvor hat mir jemand eine Gehirnwäsche verpasst.« Ein kleiner Teil von mir hält Dr. Hanta immer noch für eine mitfühlende, freundliche Ärztin, die nur das Beste für mich

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