Glashaus
durchqueren, liegen ausschließlich Büros. Und im zweiten Stock … Na ja, da habe ich mich nicht lange aufgehalten. Als wir an dessen Eingangstür ankommen, bleiben wir stehen. »Null«, sage ich an und blicke auf den Uhrzeiger. Eine Sekunde später meldet sich Janis in meinem Ohrhörer: »Los!«
»Jetzt!«
Während Greg die Tür aufreißt, schleichen Martin und Liz geduckt hinein und verkünden gleich darauf, dass der Gang mit dem nackten Betonboden menschenleer ist. Ich führe die Gruppe bis zur nächsten Tür, deren Sicherungsstange Greg niederdrückt. Ein Teppichboden . Ein kurzer, schmaler Durchgang. Bestimmt ist Yourdon schon unten, oder? Als ich vorwärtsstürme, befinde ich mich plötzlich in einem langweiligen, nüchtern im Stil der dunklen Epoche eingerichteten Wohnzimmer. Das Einzige, was aus dem Rahmen fällt, ist die glatte weiße Wölbung in einer Zimmerecke - die Nische, in der ein A-Tor untergebracht ist. »Schwärmt aus«, sage ich.
Wir sind keine Experten, was Hausdurchsuchungen betrifft. Zweifellos wären wir leichte Beute, würden wir auf bewaffneten Widerstand treffen. Aber hier ist niemand. Drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, ein Büro (mit Schreibtisch, einem uralten PC und Büchern), Küche, Bad und ein weiterer Raum voller Kisten. Die Wohnung ist leer , in jeder Hinsicht leer. Hier fehlen nicht nur jegliche persönliche Spuren des Bewohners, sondern auch solche Anachronismen wie zum Beispiel ein Langstrecken-Tor.
»Was jetzt?«, fragt Sam.
»Wir sehen vorne nach.« Während ich auf die Eingangstür zugehe, quetscht sich Greg an mir vorbei, sperrt sie auf und tritt nach draußen. Als ich ihm folge und nachsehen will, wo wir uns befinden, wölbt sich der Boden plötzlich und wabert rund um meine Knie. Der alles erschütternde Stoß ist mit einem so dunklen Ton verbunden, dass man kaum von einem Knall sprechen kann.
»Panik eins«, meldet sich Janis in meinem Ohr. Das ist ein für das grüne Team ausgemachter Code. Es war eine Bombe, denke ich benommen.
Hinter mir klickt etwas, gleich darauf schreit jemand vor Schmerzen auf. Sofort wirble ich herum, und das rettet mir das Leben, denn das kurze Geschützfeuer rast an mir vorbei und trifft stattdessen Liz, die ins Taumeln gerät, während die Kugeln in ihren Körper einschlagen. Ich drehe mich vollends herum, lasse mich auf ein Knie fallen und feuere so lange Salven ab, bis das ganze Magazin leer ist. Dabei verzerre ich mir beinahe die Handgelenke.
»* * *«, sagt Janis in meine klingelnden Ohren.
»Bitte wiederholen.« Ich starre zu Greg hinüber. Besser gesagt zu dem, was von ihm noch übrig ist. Jemand hinter mir, ich glaube Liz, gibt entsetzliche Töne von sich. »Wir haben hier Alarmstufe Rot, zwei hat’s erwischt.«
»Hier Panik zwei, hab ich gesagt«, meldet sich Janis wieder. »Die haben eine Biffe Klinge …«
Rosa Rauschen dringt in meine Ohren, die Verbindung bricht ab. Störsender haben unseren Funkkanal aufgespürt. »Komm schon!«, brülle ich Sam zu, der sich über Liz beugt. »Mir nach!«
Wir befinden uns auf dem obersten Treppenabsatz. Yourdons Wohnung nimmt eine ganze Seite des Gebäudes ein, aber auf der anderen Seite … ist eine Tür zu sehen. Während ich nachlade, eile ich hinüber. Greg hat versucht, mich umzubringen, wird mir plötzlich bewusst. Und das bedeutet, dass er sie gewarnt hat. Also …
Ich postiere mich an einer Seite der Tür und winke Sam zur anderen herüber. Danach nehme ich all meinen Mut zusammen und ballere auf Taillenhöhe das ganze Magazin durch die Tür.
Während meine Ohren noch klingeln und ich hastig das nächste Magazin nachschiebe, tritt Sam die Tür ein und schießt den Polizisten, der an der Wand des Ganges zusammengesunken ist, sofort in den Kopf. (Dieser Zombie hat sich noch bewegt und sich mit der Hand langsam zu dem am Boden liegenden Gewehr vorgetastet, dagegen ist bei den Körpern hinter ihm nicht einmal mehr ein Zucken zu erkennen.) Als ich sehe, wie zügig Sam mir beispringt, läuft mir kurz ein Schauer über den Körper, denn dieses Verhalten ist mir aus meiner Vergangenheit vertraut: Er hat keine Sekunde gezögert. Hinter uns ist immer noch das Stöhnen von Liz zu hören. Mit Martin ist wohl kaum noch was anzufangen. »Was ist das hier?«, frage ich laut.
»Weitere Büros.« Sam tritt eine Tür auf und schleicht in geduckter Haltung ins Zimmer. »Moderne Büros.« Ich folge ihm. Die nächste Tür, die stabiler ist, führt zu einem verglasten Balkon. Er liegt oberhalb
Weitere Kostenlose Bücher