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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hatte, der pechschwarzen Felsspalte zu. »Dort geht es weiter – aber ohne elektrisches Licht!«, rief ihnen Schmolke zu. »Es macht keinen Sinn, weiterzugehen.« Seine Stimme verriet Angst. »Es verzweigt sich in viele Richtungen.«
    Einer der SEK ler hatte aus seinem Schleifsack eine starke Lampe herausgefischt und richtete den Halogenstrahl in die Spalte. Doch er traf nur auf den rohen, kantigen Fels, an dem sich das Licht in unzähligen Wassertropfen brach.
    »Kommen Sie raus – hier ist die Polizei!«, rief einer mit kräftiger Stimme, die mit einem lauten Hall verebbte. Stille. Nur die Tritte der beiden nachfolgenden SEK -Beamten waren auf der Eisenleiter zu vernehmen.
    Die Frau schloss die Augen und atmete schwer. »Er ist da drin«, sagte sie so leise, dass Häberle es gerade noch verstehen konnte.
    »Wer ist da drin?«, fragte der Chefermittler, der neben ihr in die Hocke gegangen war.
    Sie öffnete ihre Augen und sah ihn Hilfe suchend an. »Volker ist da drin. Volker Lechner.«
    »Und wo ist er?« Häberle ließ seine Stimme so väterlich wie in dieser Situation nur möglich klingen.
    Die Frau atmete tief ein, schloss wieder erschöpft die Augen und versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. »Ich weiß es nicht … Enger Gang, wir sind gekrochen … Ich kann nicht mehr.«
    Schmolke verstand. »Sie sind einfach weitergegangen. Der normale Weg. Zuerst ein enger Gang, wo man noch aufrecht gehen kann, und danach müssen Sie kriechen. Und überall zweigen kleinere Gänge ab. Es wäre ein sinnloses Unterfangen, hier jemanden zu suchen.« Er sagte es so eindringlich und deutlich, dass sich eine Nachfrage erübrigte, ob er bereit wäre, noch weiter in die Höhle einzudringen.
    Die fünf SEK -Beamten standen weiterhin vor der Spalte, als warteten sie auf einen Zugriff.
    »Wenn es Lechner ist, dann kennt sich der Mann dort unten aus wie kaum ein Zweiter. Er hat Stunden und Tage da drin verbracht«, erklärte Schmolke und lehnte sich an die Eisenleiter.
    Häberle legte einen Arm um die Schultern der Frau. »Beruhigen Sie sich. Jetzt ist alles vorbei.«
    Sie schluchzte hemmungslos in sich hinein. Was war schon vorbei? Es war zwar alles aus – doch für sie würde es nun erst beginnen, dachte sie und wünschte sich plötzlich wieder, bei Volker geblieben zu sein.
    »Wir bringen Sie hoch«, entschied Häberle und sah zu Schmolke auf. »Schaffen wir das?«
    »Wir müssen sie anseilen«, meinte der höhlenerfahrene Vereinsvorsitzende. »Ihre Leute werden das packen?« Er sah zu den SEK -Beamten, und Häberle nickte zuversichtlich. Währenddessen überlegte er, ob die Frau, die neben ihm saß, tatsächlich jene war, deren Brillengläser sie am Mammutbaum gefunden hatten. Warum trug sie dann jetzt keine Ersatzbrille?
    »Und Lechner?«, fragte einer der SEK -Beamten und deutete in den finsteren Spalt.
    »Wir lassen es«, entschied Häberle. »Irgendwann wird er ja freiwillig rauskommen.«
    Für ein paar Sekunden waren nur die Wassertropfen zu hören, die auf feuchten Untergrund fielen. »Und wenn nicht?«, mischte sich Schmolke ein, während sich die anderen Männer jetzt der Frau annahmen und ihr sanft auf die Beine halfen.
    »Wie lange kann man es in einem Biwak hier unten aushalten, sagten Sie?«, fragte Häberle zurück.
    »Je nachdem, wie viel Proviant Sie dabeihaben – zwei Tage, drei Tage, keine Ahnung, was Lechner reingeschafft hat.«
    »Und das ganz unbemerkt von Ihnen und Ihren Vereinskameraden?« Häberles Stimme klang vorwurfsvoll.
    »Wie denn sonst?«, gab Schmolke zurück. »Oder glauben Sie etwa, wir hätten ihm geholfen?«
    Häberle erwiderte nichts.

56.
    Speckinger hatte versucht, Häberle anzurufen, doch das Handy schaltete auf die Mailbox um. Er wählte eine andere Nummer und erfuhr von Linkohr, dass der Chef noch in der Höhle sei und gerade zusammen mit dem SEK eine Frau heraushole. Als der Jungkriminalist den Grund für Speckingers Anruf erfuhr, konnte er seinen Lieblingsspruch nicht mehr zurückhalten und hakte nach: »Die Braunstein ist tot?« Speckingers Blick wurde von der Frau, die der Notarzt soeben für tot erklärt hatte, magisch angezogen. Er gab keine Antwort und bat stattdessen Linkohr, einige Kollegen zum Tatort nach Salach zu schicken.
    Unterdessen traf Manuela Maller ein, deren Gesicht fahl und müde wirkte. Nachdem sie einen langen, nachdenklichen Blick auf die Tote geworfen hatte, ging sie mit Speckinger in das kleine Esszimmer. Die anderen Kollegen nahmen sich bereits der

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