Glasscherbenviertel - Franken Krimi
fragte sie schließlich.
»Natürlich nicht! Sophie möchte ihn mal persönlich kennenlernen.«
»Aber warum fragst du mich dann?«
»Weil ich einen harmonischen Abend genießen möchte und du bis vor Kurzem häufig recht ungehalten auf Maurice reagiert hast.«
Mur wurde noch einmal rot.
»Und jetzt sagst du mir bitte, was du bisher in der Wohnung gefunden hast«, ging Hackenholt nahtlos zu seinem Fall über.
Mur schluckte und räusperte sich. In dem Augenblick kam Wünnenberg mit einigen Faxausdrucken in der Hand ins Büro.
»Die Bankunterlagen sind gekommen. Stellt euch vor, Bülent Alkan hat am 16. November sein Konto bis auf den letzten Cent abgeräumt. Das waren immerhin gut achtzehntausend Euro.«
»Ich geh mal wieder«, nuschelte Mur, bevor sie eilig die Flucht ergriff. »Wir sehen uns ja nachher noch zur Besprechung, und wichtige Neuigkeiten habe ich im Moment sowieso keine.«
Hackenholt sah ihr kurz hinterher, dann wandte er sich Wünnenberg zu. »Am 16. November, sagst du? Somit hat er da noch gelebt – sofern er das Geld selbst abgehoben hat. Das müssen wir schnellstmöglich überprüfen.«
»So einen hohen Betrag muss er sich am Schalter ausgezahlt haben lassen. Mit der Scheckkarte hätte er das Tages- und Wochenlimit gesprengt.«
Hackenholt nickte geistesabwesend. »Was wohl aus dem Geld geworden ist? Wenn Christine es in der Wohnung gefunden hätte, wüssten wir es. Wozu hat er überhaupt so viel in bar gebraucht?«
»Nun ja, die Fakten sind doch, dass er erstens arbeitslos war und zweitens Drogen konsumiert hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er die Kohle abgehoben hat, weil er nach Holland oder in die Tschechische Republik fahren wollte, um dort ordentlich einzukaufen und das Zeug dann hier zu verticken.«
Hackenholt wiegte den Kopf hin und her. »Das ist eine Möglichkeit, allerdings eben nur eine von vielen. Die eigentliche Frage ist doch: Wie ist er überhaupt an die Summe gekommen? Für einen Lastwagenfahrer hatte er nicht gerade wenig auf der hohen Kante, schließlich musste er von seinem Gehalt auch die laufenden Kosten für seinen Lebensunterhalt bestreiten.«
»Es scheint, als ob er irgendwelche Sachen verkauft hätte, aber aus dem Verwendungszweck bei den eingegangenen Überweisungen kann man es nicht herauslesen, da stehen nur Rechnungsnummern. Der Großteil des Geldes ist ihm allerdings erst am Tag vor dem Abheben gutgeschrieben worden. Durch insgesamt fünf Überweisungen. Der niedrigste Betrag waren knappe siebenhundert Euro, der höchste etwas mehr als achttausend. Die anderen liegen dazwischen. Insgesamt waren es«, Wünnenberg zog einen Taschenrechner zu sich heran und tippte die Zahlen ein, »insgesamt waren es genau siebzehntausendvierhundertachtundneunzig Euro dreiundfünfzig.«
»Wir müssen nachprüfen, wofür er so viel erhalten hat.«
Wünnenberg nickte. »Über die Bankverbindungen können wir die Zahlungen zurückverfolgen lassen und dann bei den Auftraggebern nachfragen.«
»Sind wir mit der Handyauswertung schon weitergekommen?«
Wünnenberg schüttelte den Kopf. »Die Namenszuordnung fehlt noch.«
Pünktlich um halb neun betraten Hackenholt und Wünnenberg die Sparkassengeschäftsstelle Gostenhof in der Fürther Straße. Der Hauptkommissar hatte kurz zuvor in der Filiale angerufen und nachgefragt, ob Bülent Alkans Sachbearbeiterin zu sprechen sei. Die junge, schlanke Frau, die sich ihnen nun als Nicole Starck vorstellte, war etwa Mitte zwanzig und trug ihre blonden Haare seitlich mit mehreren bunten Haarklammern zurückgesteckt.
»Frau Starck, können Sie sich erinnern, wann Sie Herrn Alkan zuletzt gesehen haben?«
Sie nickte. »Ich habe mir gleich nach Ihrem Anruf die entsprechenden Unterlagen herausgesucht.« Sie starrte einen Augenblick auf die Ausdrucke. »Bei seinem letzten Besuch war er so komisch, er wollte sofort sein Konto auflösen, obwohl das wegen der Kündigungsfrist nicht so einfach war.«
»Also hat er zu dem Zeitpunkt nicht nur Geld abgehoben, sondern auch die Bankverbindung gekündigt?«, fragte Hackenholt überrascht.
Die Sachbearbeiterin nickte. »Er ist an die Kasse gegangen und hat gesagt, er wolle den gesamten Betrag ausbezahlt bekommen, weil er das Konto nicht mehr bräuchte. Daraufhin hat ihn die Kollegin zu mir geschickt.«
»Wann war das?«
»Am 16. November um zehn Uhr neununddreißig«, las Frau Starck von einem Blatt ab.
»Wie geht das denn üblicherweise vor sich, wenn jemand sein Girokonto auflösen
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