Glasscherbenviertel - Franken Krimi
kurzfristig.«
»Wen soll ich alles fragen?«
»Wenn ich vorher noch eine Kastaniensuppe mache und es als Nachtisch Zimtparfait mit Rumäpfeln gibt, reicht die Gans locker für Ralph, Manfred, Saskia und Christine. Christian Berger könntest du eigentlich auch fragen. Genauso wie euren Leichenfledderer, Dr. Puellen. Von dem habe ich bisher ja nur gehört, ihn jedoch nie persönlich kennengelernt.« Sie hielt einen Moment inne, bevor sie fortfuhr. »Wie steht es mit Manfred und Ralph? Haben sie keine Partner, die sie mitbringen wollen?«
»Nicht, dass ich wüsste. Und ob zwischen Saskia und Christian was läuft, haben wir bis heute nicht herausgefunden. Christine Mur und Maurice Puellen darfst du dagegen mit Sicherheit nicht in einen Topf werfen. Das wäre mehr als gewagt.«
»Aber hast du nicht immer wieder erwähnt, dass die beiden seit dem Geburtstagsessen ganz anders miteinander umgehen?«
»Das schon, allerdings nicht so . Früher ist Christine Maurice bei jeder Gelegenheit an die Gurgel gesprungen. Davon scheint sie jetzt abgekommen zu sein.«
»Na also.«
»Wie, na also?«
»Ach, Frank! Christine ist nun mal eine waschechte Fränkin – obwohl sie des Hochdeutschen mächtig ist. Wenn sie jemandem plötzlich nicht mehr an die Gurgel springt, kann das nur einen Grund haben.« Bevor er erneut nachfragen konnte, redete Sophie schnell weiter. »Saskia sagst du, dass sie Trigger mitbringen soll, ja? Irgendwie fehlt mir unser Hund immer noch. Wenn nur diese blöde Allergie nicht wäre.« Sie holte kurz Luft. »Dann stelle ich mich mal auf acht Personen ein. Und das Blaukraut mache ich gleich morgen Vormittag. Das schmeckt viel besser, wenn man es aufwärmt, als wenn es frisch ist.«
Gedankenverloren sah sie aus dem Autofenster. Sie standen an einer roten Fußgängerampel kurz vor der Kreuzung Spittlertorgraben/Kontumazgarten. Erhaben auf dem sandsteinernen Felsen thronte vor ihnen die hell erleuchtete Burg.
»Ach, du kannst sagen, was du willst: Nürnberg ist einfach wunderschön! Wer das nicht glaubt, der muss sich nur mal genau hierherstellen und den Blick genießen! Schade, dass es an dieser Stelle kein passendes Haus gibt, denn dem Gerling-Konzern werden wir seines wohl kaum abluchsen können.«
Hackenholt grinste.
Mittwoch
Als Hackenholt aus dem Badezimmer kam, wäre er fast mit Sophie zusammengeprallt, die auf nackten Füßen von der Toilette in Richtung Schlafzimmer schlich. Als sie ihn bemerkte, zuckte sie sichtlich zusammen, und bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass sie alles andere als taufrisch wirkte.
»Hast du dich übergeben müssen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ist nur so eine komische Übelkeit. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass mir gleich alles hochkommt, aber mehr als Würgen ist nicht.«
»Irgendwie gefällt mir das gar nicht. Für eine Magen-Darm-Grippe hält es sich schon viel zu lange.« Hackenholt ging den gestrigen Abend noch einmal durch. Was hatte Sophie gegessen? Nichts? Während er es sich mit einem Joghurt und seinem Buch auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, hatte sie sich in die Badewanne gelegt. »Ich finde, du solltest mal zum Arzt gehen.«
»Der kann doch auch nichts machen.«
Hackenholt legte den Kopf schief und musterte sie noch einmal gründlich, dann fragte er leise: »Kann es sein, dass du schwanger bist?«
»Quatsch. Du weißt genau, dass ich die Pille nehme.« Sophie hielt kurz inne, bevor sie sich einen Ruck gab. »Ich bin mir sicher, dass das nur die Nachwehen von unserem geplatzten Hauskauf sind. Zu viel Negativstress hat mir schon immer auf den Magen geschlagen.«
»Sollen wir das Nikolausessen morgen dann nicht einfach um ein paar Tage verschieben? Ich bin mir sicher, dass die Kollegen auch nächste Woche noch liebend gern zu einem Gänseessen kommen werden.«
»Und was wird aus dem Federvieh?«
»Das legst du in die Tiefkühltruhe.«
»Das wäre eine Verschwendung sondergleichen: eine frische Freilandgans einfrieren. Kommt gar nicht in Frage. Ich lege mich jetzt noch eine Runde ins Bett, und später wird es sicher besser sein. Dann gehe ich zum Kobergerplatz auf den Bauernmarkt und kaufe Blaukraut, Äpfel und Maronen.«
Im Kommissariat war zu dieser frühen Stunde noch alles ruhig. Hackenholt nutzte die Gelegenheit und riss alle Fenster auf, um den schalen Mief hinausziehen zu lassen, der sich durch die Heizungsluft regelmäßig in den langen Fluren ansammelte.
»Allmächd, mechersd du, dass mir uns in dera Käldn ern Doud
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