Glaub an das Glueck, Annabelle
Immerhin eine der exklusivsten Wohltätigkeitsveranstaltungen.“ Weil er immer noch nicht reagierte, schüttelte Annabelle lachend den Kopf. „Haben Sie es etwa vergessen?“
Stefano holte tief Luft und stieß sie zischend wieder aus. „Das hatte ich tatsächlich oder zumindest verdrängt“, gestand er mit flacher Stimme und dachte mit Schaudern an die riesigen Service-Trucks, die weißen Zelte und die teuren Luxuskarossen mit blitzenden Pferdehängern, deren reiche Besitzer einen Prachthengst nicht von einer Schindmähre unterscheiden konnten.
„Sie sind nicht gern Gastgeber eines so beliebten und erfolgreichen Charity-Events?“, fragte sie ehrlich überrascht.
„Nein, ich fürchte mich jedes Jahr aufs Neue davor.“
„Aber warum machen Sie es dann?“
Stefano schaute nicht sie an, sondern sah zu seinen Pferden hinunter. „Vielleicht tue ich es ja nur des öffentlichen Ansehens wegen“, sagte er kühl. „Möglicherweise ist das der Grund, warum Santo Castillo weltweit bekannt ist, und ich veranstalte den ganzen Zauber nur, um eine gute Presse zu bekommen und die Preise meiner Pferde weiter in die Höhe treiben zu können.“
So leicht ließ Annabelle sich nicht an der Nase herumführen. „Wenn Sie wirklich mehr Aufmerksamkeit wollten, würden Sie die Gala in New York oder London und das Poloturnier in Kentucky oder Dubai inszenieren. Aber Sie bleiben hier, auf Ihrem Besitz und geben nur äußerst selten Interviews. Damit werden Sie die Presse schwerlich auf Ihre Seite ziehen.“
Jetzt blickte er ihr direkt in die Augen. „Dann ist es wahrscheinlich so, wie Sie es gleich zu Anfang vermuteten, und ich bin ein geschickter Zocker, der den Trick raus hat, reichen Dummköpfen das Geld aus der Tasche zu ziehen.“
Plötzlich herrschte ein lastendes Schweigen zwischen ihnen. Annabelle brach es als Erste. „Mag sein“, sagte sie ruhig. „Was mich zugegebenermaßen irritiert, ist der Umstand, dass Sie Ihren Erlös aus der Coverstory über Santo Castillo ebenfalls in Wohltätigkeitsprojekte fließen lassen, wie ich gehört habe.“
„Und?“
„Wer oder was sind Sie eigentlich? Ein Heiliger?“
Das entlockte ihm ein hartes Auflachen. „Ein Heiliger? Ich?“ Ohne sie aus den Augen zu lassen, beugte er sich so weit zu ihr hinunter, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. „Sie wissen sehr gut, dass ich nichts dergleichen bin, Miss Wolfe.“
Annabelle schluckte trocken. „Ich versuche nur, mir ein realistisches Bild von Ihnen zu machen … für die Coverstory“, fügte sie rasch hinzu. „Wer sind Sie nun wirklich, Mr Cortez?“
Einen Moment fixierte Stefano sie stumm, dann stieß er sich von der Brüstung ab. „Ich hole jetzt das restliche Gepäck aus Ihrem Wagen. Sie können in der Zwischenzeit schon anfangen auszupacken.“ Damit marschierte er einfach los. Doch zu seiner Überraschung folgte ihm Annabelle.
„Ich kümmere mich lieber selbst um meine Sachen“, erklärte sie auf seinen fragenden Blick hin.
„Sie sind mein Gast, Miss Wolfe. Und es ist ziemlich albern, mich jedes Mal zu bekämpfen, wenn ich Ihnen einen kleinen Gefallen erweisen will.“
„Ich bin nicht Ihr Gast“, widersprach sie stur. „Und Sie haben keinerlei Erfahrung, was mein empfindliches Foto-Equipment betrifft. Sie könnten etwas beschädigen.“
„Das wird nicht passieren.“
„Sicher nicht, weil ich nämlich mit Ihnen komme.“ Kühle graue Augen fochten ein Duell mit arroganten dunklen aus.
Stefano hörte, wie sich ihr Atem beschleunigte. Sie waren einander so nah … und das komfortable, breite Bett ganz in der Nähe. Der Impuls, Annabelle auf kühle Laken zu betten und die aufreizenden Kurven, die sich unter dem nüchternen Leinenanzug verbargen, mit seinen Händen zu erforschen, drohte ihn zu überwältigen. Er würde Annabelle Wolfe schon zeigen, wie wenig er von einem Heiligen hatte!
Stefano ging bereits einen Schritt auf sie zu, bevor er merkte, was er da tat.
Dios mío! Das war nun wirklich nicht sein Stil! Ihm eilte zwar der Ruf eines notorischen Don Juans voraus, aber den hatte er sich mit besonders subtilen, raffinierten Verführungskünsten erworben und nicht mit dem Verhalten eines Neandertalers!
Doch je mehr sich ihm diese ungewöhnliche Frau entzog, desto stärker wurde sein Verlangen nach ihr. Jetzt war es sein eigener schwerer Atem, der in seinen Ohren klang.
„Packen Sie Ihren Koffer aus“, ordnete er fast grob an. „Ich habe mich schon um weitaus wertvolleres Gepäck als
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