Glaub an das Glueck, Annabelle
die anderen haben sich absolut zurückhaltend und diskret gezeigt.“
Einer meiner Liebhaber? Die anderen?
Annabelle glaubte, an dem Kloß in ihrem Hals ersticken zu müssen. Es gab keine anderen ! Ja, nicht mal den einen ! Nur Patrick, ihren ehemaligen Mentor, den sie für einen guten, vertrauenswürdigen Freund gehalten hatte. Bis zu dem Tag, als er versucht hatte, sie in sein Bett zu zwingen. Und der ihr in der rüdesten Art den Rücken gekehrt hatte, als sie seinem Drängen nicht nachgab.
„Alle anderen Frauen verblassen neben dir zu einem Nichts“, raunte Stefano beschwörend und umfasste Annabelles Gesicht mit seinen Händen. „Ich will dich, Querida … dich allein! Und ich werde dich bekommen. Ganz langsam werde ich deine Barrieren unterminieren, bis sie zu bröckeln anfangen und du mir nicht länger widerstehen kannst. Bis du in meinen Armen und in meinem Bett liegst …“
Sekundenlang schloss sie gepeinigt die Augen, dann trat sie abrupt zurück, sodass seine Hände kraftlos hinabfielen. „Das haben sich schon viele Männer vorgenommen, Stefano. Sie haben es versucht und sind gescheitert.“
„Mir wird das nicht passieren.“ Mit einer schnellen Geste strich er eine vorwitzige blonde Strähne aus ihrer Stirn. „Und das werde ich dir sehr bald beweisen, Querida . Gedulde dich nur noch ein wenig, dann werde ich dir zeigen, was für ein heißes, lustvolles Feuer in der wunderschönen, unnahbaren Eisprinzessin brennt …“
Erneut streckte er die Hand aus. Annabelle zuckte zusammen, wodurch Stefano versehentlich die unsichtbare Narbe berührte. Es war, als explodiere ein Feuerwerkskörper hinter Annabelles Stirn. In ihrem Kopf hallte das Echo einer brutalen männlichen Stimme wider: Du bist hässlich unter deinem Make-up, Annabelle. Ein Monster! Kein Wunder, dass deine Mutter sich mit Drogen ins Jenseits befördert und dein Vater versucht hat, dich zu töten!
Mit einem unartikulierten Laut wich sie vor dem Mann zurück, dem es gelungen war, ihre sorgfältig aufgerichteten Schutzmauern zu durchbrechen.
„Niemals!“, sagte sie kalt. Ihre Augen glitzerten wie Edelsteine im silbernen Mondlicht. „Vergiss es, Stefano, ich eigne mich einfach nicht zum billigen One-Night-Stand. Du wirst mich niemals haben!“
4. KAPITEL
Mit einem Ruck setzte sich Stefano senkrecht im Bett auf.
Sekundenlang starrte er lauschend im Halbdunkel zur weißen Wand hinüber, auf die der fahle Mondschein silbrige Kringel zauberte. Es war mitten in der Nacht. Hatte er gerade ein ungewöhnliches Geräusch gehört, oder bildete er sich das nur ein?
Erneut neigte er lauschend den Kopf und verharrte so eine Minute, doch alles blieb ruhig. Also ließ er sich mit einem Seufzer in die Kissen zurückfallen.
Ich eigne mich einfach nicht zum billigen One-Night-Stand …
Nachdem Annabelle Wolfe mit diesem harschen Statement einfach davon gerauscht war, blieb Stefano geschockt und sprachlos auf der Terrasse zurück. Nie zuvor war er von einer Frau abgewiesen worden. Und dann auch noch so!
Du wirst mich niemals haben!
Was war falsch gelaufen? Er war so nahe davor gewesen, sie in seine Arme zu ziehen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen. Hatte er die Signale ihres aufregenden Körpers wirklich falsch gedeutet? Das sanfte Glühen ihrer samtenen Haut und das unverhohlene Verlangen in den wundervollen Augen? Als er ihr Gesicht mit seinen Händen umfasste, hatte er deutlich gespürt, wie sie zitterte.
Doch dann war sie einfach davongelaufen.
Frustriert knuffte Stefano sein Kopfkissen zurecht und versuchte, eine bequemere Liegeposition zu finden. Dass ihn Annabelles rüde Zurückweisung derart irritierte, ärgerte ihn. Inzwischen war es zwei Uhr, wie ihm ein gereizter Blick auf die Uhr verriet. Und immer noch kämpfte er mit seinem verletzten Stolz. Diese ungewöhnliche Frau verfolgte ihn bis in seine Träume. Eben hatte er sich sogar eingebildet, sie schreien zu hören.
Und da war es wieder! Er hatte sich nicht getäuscht. Annabelle schrie tatsächlich!
Nur in kurzen Boxershorts flankte Stefano aus dem Bett und rannte auf bloßen Füßen über den Flur in Richtung Gästezimmer. Kalte Furcht presste sein Herz zusammen, als er die Tür aufstieß und auf das riesige Himmelbett zustürzte. Er traf Annabelle in tiefem Schlaf an.
Ihre Lider waren geschlossen, das silberblonde lange Haar lag wie ein seidiger Fächer auf dem Kissen ausgebreitet. Dann warf sie plötzlich den Kopf hin und her, die Finger verkrampften sich in dem
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