Glaub an das Glück, Madeline
Die beiden standen offensichtlich ganz am Anfang ihrer Beziehung, auch wenn sie schon miteinander geschlafen hatten. Es war Zeit genug, das neue Wissen geschickt einzusetzen.
„Wo ist Madeline hin?“, fragte Amelia hinter ihm. „Ist sie abgereist?“
Lächelnd drehte Richard sich um. „Natürlich. Du bist wirklich wunderbar, meine Liebe. Das war schnell und gründlich.“
„Wie bitte?“
„Jetzt spiel nicht die Unschuldige. Das ist langweilig. Zugegeben, Moriarty ist ein etwas ungehobelter Bursche, aber vielleicht tat dir die Abwechslung ja gut.“
„Du denkst … Madeline denkt, ich hätte was mit Spike? Um Gottes willen, Richard …“
„Hast du nicht?“
„Nein!“
Na, so eine Überraschung. „Fandest du seine Tattoos abstoßend?“
„Mad ist mit ihm zusammen!“
„Das hat dich früher ja auch nicht gestört“, bemerkte er gelassen.
Richard brauchte sich keine Sorgen zu machen, eigentlich lief das Spiel noch immer gut. Auch wenn Amelia nicht wirklich mit Spike geschlafen hatte – solange Mad das glaubte, hatte es denselben Effekt. Jetzt musste er nur Spike umso eindeutiger klarmachen, dass es keinen Zweck hatte, Mad um eine Versöhnung zu bitten.
„Ich muss es ihr erklären“, stieß Amelia plötzlich hervor. „Sie darf nicht denken … aber natürlich denkt sie das. Wie kann ich ihr bloß sagen …“
„Spar dir die Mühe. Sie wird dir sowieso nicht glauben. Was diese Dinge angeht, bist du für sie nicht vertrauenswürdig.“
Amelia ließ die Schultern hängen und schien den Gedanken aufzugeben. Wunderbar.
„Vergiss es einfach, Liebes“, bestärkte er sie. „Die beiden hätten sowieso keine Zukunft gehabt.“
Hinter ihnen tauchte der Butler auf. „Entschuldigen Sie, ein Anruf für Sie. Ein Mr. Stefan Reichter. Er sagt, er meldet sich auf Ihren Anruf von gestern Nacht?“
Amelia wurde blass. „Ich nehme das Gespräch in meinem Zimmer an. Danke.“
Nachdem der Butler und Amelia gegangen waren, blickte Richard nachdenklich über den Vorgarten. Wie konnte er Spike von Madeline fernhalten? Langsam formte sich eine Idee in ihm. Sie war riskant und sicher nicht seine beste. Aber beim Schach musste man manchmal eben auch bluffen.
Spike streifte sich gerade ein T-Shirt über, als Richard ohne Klopfen eintrat und die Tür hinter sich schloss.
Sofort schrillten bei Spike alle Alarmglocken, aber er ließ sich nichts anmerken.
„Ich muss Sie bitten abzureisen“, erklärte Richard ohne Einleitung.
Spike hob die Brauen. „Warum?“
„Weil Sie ein Gast von Madeline waren und sie sich nicht mehr hier aufhält.“
Spike wusste, dem Mann war nicht zu trauen.
„Wann ist sie abgereist?“, fragte er daher misstrauisch.
„Gerade eben.“ Richard ging zum Fenster und zog den Vorhang zurück. „Sehen Sie selbst, ihr Wagen steht nicht mehr unten. Und bevor Sie fragen, warum, sag ich’s Ihnen gleich: weil ich sie über Sie aufgeklärt habe.“
„Was soll das heißen?“
Gelassen drehte Richard sich zu ihm um. „Ihre Verurteilung. Die fünfeinhalb Jahre Gefängnisstrafe, weil Sie einen Mann erschlagen haben. Sein Name war Robert Conrad, und Sie haben ihn getötet, indem …“
„Warum haben Sie Mad das erzählt?“
„Das fragen Sie noch? Wissen Sie nicht, wie ihre Mutter gestorben ist? Oder haben Sie es ihr gerade deshalb verschwiegen?“
„Wovon zum Teufel reden Sie?“
„Manchmal kommen bei Straftaten auch Unbeteiligte um. Bei Ihnen war das nicht der Fall, Sie haben nur einen umgebracht, aber nicht jeder Mörder ist so umsichtig. Madelines Mutter hatte dieses Glück nicht. Als sie starb, war Madeline vier. Alt genug, um sich mit der Erinnerung zu quälen. Und Menschen zu hassen, die andere töten.“
Spike sank in sich zusammen. Natürlich hatte sie die Flucht ergriffen, als sie hörte, dass auch er so ein Mensch war.
Richard lächelte leicht. „Ich sehe, Sie begreifen jetzt, warum sie nichts mehr mit Ihnen zu tun haben will. Vor allem, weil Sie es ihr nicht selbst gesagt haben. Nicht sehr heldenhaft von Ihnen, was? Und Sie brauchen gar nicht zu versuchen, sich dafür zu entschuldigen. Sie will Sie nie wiedersehen.“
Das musste ein Albtraum sein.
„Ach, und Michael?“ Richard machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich möchte Ihnen einen Deal vorschlagen.“
„Was?“
„Ich werde in Ihr neues Restaurant investieren, wenn Sie sich von Madeline fernhalten. Sie sehen sicher ein, dass ich meine Schwester vor Ihnen schützen muss. Aber ich bin auch Geschäftsmann,
Weitere Kostenlose Bücher