Glaub an die Macht der Liebe
sah unglaublich attraktiv aus.
Kathleen war keineswegs hier, weil Ben ihr Verlangen geweckt hatte. Ihr ging es nur um sein Talent, auch wenn es manchmal schwer war, das eine vom anderen zu trennen.
Sie rechnete damit, sofort weggeschickt zu werden. Stattdessen betrachtete Ben hoffnungsvoll die Kaffeebecher, die sie mitgebracht hatte.
“Wenn einer davon für mich bestimmt ist, verzeihe ich Ihnen, dass Sie ohne Einladung hier auftauchen”, sagte er statt einer Begrüßung und griff nach einem Becher.
“Wenn mir der Kaffee Zutritt zu Ihrem Atelier verschafft, was bekomme ich denn dann für frisch gebackene Brötchen?”, fragte sie und hielt ihm eine duftende Tüte unter die Nase.
“Dafür pfeife ich die Wachhunde zurück”, bot er großzügig an.
“Hier gibt es keine Wachhunde.”
“Haben Sie das Schild am Tor nicht gesehen?”
“Doch, aber Ihre Tante hat mir verraten, dass Sie gar keine Hunde haben.”
“Kein Wunder, dass alle Leute bei mir auftauchen, wann es ihnen passt”, beschwerte er sich. “Ich muss Destiny dazu bringen, meine Geheimnisse in Zukunft nicht überall zu verraten.”
“Oder Sie kaufen sich einen Rottweiler”, schlug Kathleen vor und folgte ihm in die Scheune, die zum Atelier umgebaut worden war.
Die rot gestrichenen Außenwände waren verwittert, aber drinnen fand Kathleen ein Paradies für einen Maler mit viel Licht und Platz vor. Dank der Fenster, die einen Spalt offen standen, roch es nur schwach nach Ölfarben und Terpentin. Ben schloss die Fenster und drehte an der Heizung.
Kathleen musste sich zurückhalten, um nicht alles fallen zu lassen und sich auf die Regale zu stürzen, in denen Hunderte von Gemälden lagerten. Sie stellte die Tüte mit den Brötchen auf die Theke.
“Alles für Sie”, erklärte sie.
Ben roch genüsslich an der Tüte. “Haben Sie die gebacken?”
“Höchstpersönlich.”
“Überfällt Sie jeden Sonntag der Drang, zu backen?”
“Eigentlich hat er mich schon gestern Abend überfallen”, erwiderte sie.
“Dann wollen wir mal kosten”, entschied er, holte ein Brötchen heraus, brach ein Stück ab und schob sich einen Bissen in den Mund. “Nicht schlecht”, urteilte er und lächelte Kathleen zu. “Dafür dürfen Sie sich fünf Minuten lang umsehen. Wenn ich die ganze Tüte bekomme, gebe ich Ihnen zehn Minuten.”
“In dieser Tüte sind sechs Brötchen. Dafür müsste ich mindestens eine halbe Stunde bekommen.”
Ben betrachtete sie misstrauisch. “Wollen Sie nur Ihre Neugierde befriedigen?”
Kathleen ging schon zum ersten Regal und zögerte. Wenn sie Ben die Wahrheit sagte, warf er sie womöglich hinaus, bevor sie einen Blick auf die Bilder werfen konnte. Wenn sie ihn belog, würde sie jegliches Vertrauen zerstören.
“Nein”, räumte sie daher ein. “Obwohl natürlich jeder Kunsthändler auf eine derartige Schatztruhe neugierig wäre.”
“Dann glauben Sie also noch immer, Sie könnten mich zu einer Ausstellung in Ihrer Galerie überreden?”
Kathleen zuckte mit den Schultern. “Ich hoffe, sofern Ihre Arbeiten wirklich gut sind.”
“Ich mache keine Ausstellung, selbst wenn Sie mich für besser als Monet halten”, erwiderte er stirnrunzelnd. “Und Ihre zehn Minuten verstreichen.”
“Abwarten”, erwiderte sie lächelnd.
“Es wird keine Ausstellung geben”, wiederholte er. “Wenn es Ihnen nur darum geht, verschwenden Sie Ihre Zeit.”
“Für mich ist es nie Zeitverschwendung, wenn ich ein unglaubliches Talent entdecke.”
“In diesem Fall schon, sofern Sie durch Ausstellen und Verkaufen meiner Bilder Geld verdienen möchten.”
Sie kehrte an die Theke zurück, an der er das zweite Brötchen gerade in kleine Stücke brach. “Warum sind Sie so strikt dagegen, dass andere Leute Ihre Bilder sehen?”
“Weil ich nur wegen der Freude male, die mir diese Tätigkeit schenkt.”
“Mit anderen Worten”, erwiderte sie, “ist es Ihnen zu persönlich, zu enthüllend.”
Obwohl er hastig den Blick senkte, erkannte sie doch, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
“Meine Werke sind unverkäuflich”, erklärte er schroff. “Und Ihre Zeit ist abgelaufen. Ich kann auch ohne die Brötchen leben. Nehmen Sie den Rest und gehen Sie.”
Kathleen warf einen sehnsüchtigen Blick zu den Bildern, die sie noch nicht gesehen hatte. “Also gut”, lenkte sie ein, “ich gehe wieder, aber die Brötchen lasse ich hier. Und ich komme wieder und verlange die halbe Stunde, die Sie mir versprochen haben.”
“Es
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