Glaub an die Macht der Liebe
waren zehn Minuten, und Sie können sich die Mühe sparen”, erwiderte er. “Reine Zeitverschwendung.”
“Das ist meine Sache”, versicherte sie freundlich. “Und lassen Sie sich warnen: Sie haben keine Ahnung, wie hartnäckig ich sein kann, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Dieser Besuch war nur eine kleine Aufwärmübung.”
Sie sah ihm direkt in die Augen, und es befriedigte sie, dass er als Erster den Blick senkte.
“Ich glaube, allmählich begreife ich”, murmelte er.
Kathleen hatte ihn genau verstanden, fragte aber trotzdem: “Was haben Sie gesagt?”
“Nichts, Ms. Dugan. Ich habe nichts gesagt.”
“Mein Name ist Kathleen”, erinnerte sie ihn.
“Kathleen, wenn es zwischen uns privat läuft”, sagte er. “Wenn Sie über Geschäfte sprechen, dann Ms. Dugan.”
“Dann nennen Sie mich doch Kathleen”, bat sie herausfordernd.
“Offenbar haben Sie den Kuss vergessen”, erwiderte er überrascht, “sonst würden Sie mich nicht dermaßen sorglos in Versuchung führen.”
Kathleen hatte den Kuss keinen Moment vergessen. Was war ihr bloß eingefallen, Ben dermaßen zu provozieren? Es wäre sinnvoller gewesen, sich ganz auf die Bilder zu konzentrieren. “Sie machen mir keine Angst”, behauptete sie.
“Die sollten Sie aber haben.”
“Ach, und weshalb?”
“Ich bin zwar völlig außer Übung, aber wenn ich etwas oder jemanden will, bekomme ich immer, was ich haben möchte”, warnte er.
“Sie machen mir trotzdem keine Angst”, erklärte sie, obwohl sie weiche Knie bekam und jeden Moment mit einem verzehrenden Kuss rechnete.
Als hätte Ben ihre Gedanken erraten, wich er ein Stück zurück und steckte die Hände in die Hosentaschen. “Halten Sie sich von mir fern, Kathleen.”
“Das kann ich nicht.”
“Bitte.”
Es wäre klüger und sicherer gewesen, diese Bitte zu erfüllen, und vielleicht hätte Kathleen es getan, wäre nicht dieser gequälte Blick gewesen. Dieses Blickes wegen konnte sie sich nicht an Bens Wunsch halten.
5. KAPITEL
“Heute ist Sonntag”, hielt Prudence Dugan ihrer Tochter vor, sobald Kathleen sich am Telefon meldete. “Wo warst du bloß? Doch nicht in deinem kleinen Laden.”
Es war typisch für Kathleens Mutter, derart viel Kritik und Geringschätzung in wenigen Sätzen unterzubringen. “Hat dein Anruf einen bestimmten Grund?”
“Also, das ist ja eine feine Begrüßung”, beschwerte sich ihre Mutter. “Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich zu Thanksgiving nichts von dir gehört habe.”
Kathleen hätte ihrer Mutter beinahe eine ungehaltene Antwort gegeben. Es ging bestimmt nicht um irgendwelche Sorgen, denn Prudence dachte stets nur an sich. Mochte es mit Kathleens Vater und danach mit den Stiefvätern auch noch so schlimm gewesen sein, es hatte stets geheißen, Stillschweigen zu bewahren. Dieses Schweigen war Kathleen genauso beigebracht worden wie gute Tischmanieren.
“War dein Thanksgiving nett, Mutter?”, fragte Kathleen gehorsam.
“Es wäre nett gewesen, hätte ich dich nicht das ganze Essen über entschuldigen müssen.”
“Das war gar nicht nötig. Ich kann mich durchaus selbst entschuldigen.”
“Genau darum ging es doch”, erwiderte Prudence gereizt. “Du warst nicht da, und dein Großvater war darüber gar nicht erfreut.”
Der einzige Mensch in Kathleens Leben, der noch starrsinniger und unbeugsamer war als ihre Mutter, war Dexter Dugan, der Patriarch des Familienclans. Er hatte die Fehler seiner Tochter nie erkannt und sogar Prudence und Kathleen ermutigt, den angesehenen Namen Dugan wieder anzunehmen. Daran hatte sich auch nichts geändert, als Kathleens Mutter noch mehrmals wieder heiratete.
Ein einziges Mal hatte Kathleen versucht, ihrem Großvater zu erzählen, was sich zu Hause abspielte. Sie war weinend zu ihm gelaufen und hatte berichtet, dass ihr Vater ihre Mutter geschlagen hatte, doch ihr Großvater hatte sie lediglich beruhigt und ihr eingeschärft, nie wieder darüber zu sprechen. Sie wäre viel zu jung, um zu begreifen, was sich zwischen Erwachsenen abspielte.
Wenige Tage später war Kathleens Vater fortgegangen, doch dann hatte sich das Gleiche zwischen ihrer Mutter und anderen Männern ereignet. Kathleen hatte nie wieder darüber gesprochen, und die Männer waren stets nach einer besonders hässlichen Szene gegangen.
Erst als Erwachsene hatte Kathleen begriffen, dass ihre Mutter stets ein Opfer sein würde, sich auch selbst so sah und sich Männer aussuchte, die dafür sorgten, dass sich
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