Glaub an die Macht der Liebe
zornig wurde, konnte er grausam sein.”
“Hat er dir gesagt, dass du nicht malen kannst?”, hakte Ben nach. “Ja, er war das”, stellte er fest, als sie schwieg. “Seinetwegen hast du die Malerei aufgegeben.”
“Nein”, behauptete sie, “ich habe sie aufgegeben, weil ich nicht gut war.”
“Vielleicht solltest nicht du mich bedrängen, dir meine Arbeiten zu zeigen”, meinte er mitfühlend. “Eher sollte ich verlangen, dass du mir etwas von dir zeigst.”
“Geht nicht”, erwiderte sie bitter. “Ich habe alles vernichtet.”
“Warum hast du denn das gemacht?” Ben war entsetzt.
“Das habe ich dir schon erklärt”, erwiderte sie ungeduldig. “Ich erkenne Talent, und ich hatte keins.”
“Aber du hast gern gemalt?”
“Ja.”
“Ist das allein nicht schon Grund genug?”, drängte er. “Kommt es denn nicht nur darauf an, dass einem die Tätigkeit Freude bereitet? Es geht nicht immer um Geld oder Ausstellungen oder das Lob der Kritiker.”
“Du hast leicht reden. Du bist reich. Ich bin es nicht.”
“Bereust du nicht, dass du nicht mehr malst?”, fragte er.
“Das ist nicht weiter wichtig.”
“Doch, das ist es.”
Unwillig wischte Kathleen sich die Tränen von den Wangen. “Wie sind wir bloß auf dieses Thema gekommen? Ich will endlich die Bilder im Keller sehen.”
9. KAPITEL
Die Wandtafeln im Keller waren bemerkenswert. Kathleen staunte über die leuchtenden Farben und die sorgfältig ausgearbeiteten Details. Die Bilder schlugen den Betrachter sofort in ihren Bann.
“Wie alt warst du, als du das gemalt hast?”, fragte Kathleen.
“Zwölf”, erwiderte Ben, “vielleicht dreizehn. Damals wurde mir klar, dass ich nie ein Supersportler wie Mack werden würde. Ich liebte Tiere und wollte unbedingt zumindest ein Mal eine Safari mitmachen.”
“Hast du?”
Ben nickte. “Destiny hat mich auf eine Safari mitgenommen, als ich in der achten Klasse lauter gute Noten bekam.”
“War es wie erwartet?”
“Noch schöner”, versicherte er. “Trotzdem bevorzuge ich die Gegend, in der ich jetzt lebe. Sie ist viel friedlicher, und man muss nicht fürchten, bei der Arbeit von einem Löwen gefressen zu werden.”
Kathleen fing einen Blick auf, in dem sie Humor entdeckte, aber auch Wärme und eine Intimität, die sie in ihrer Ehe nicht kennengelernt hatte. Gern hätte sie nachgegeben, doch sie hatte Angst.
“Ich sollte jetzt gehen”, meinte sie unsicher.
“Du hast alles gesehen und ergreifst die Flucht?”, neckte er sie. “Hast du Angst?”
“Unwichtig”, wehrte sie ab. “Ich muss los.”
Ben nickte. “Ich bringe dich nach Hause.”
Während der kurzen Fahrt schwieg Kathleen, und sie war froh, dass Ben sie in Ruhe ließ.
“Der Tag war schön, nicht wahr?”, fragte er vor ihrer Tür.
Kathleen nickte. “Sehr schön.”
“Wir müssen so etwas wieder machen.”
“Hast du noch mehr Kinderzimmer, die hergerichtet werden müssen?”
Er streichelte ihre Wange. “Nein, aber wir finden bestimmt eine andere Beschäftigung.”
“Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir auf die rein berufliche Ebene zurückkehren.”
“Du meinst, dass du weiterhin hinter meinen Bildern her bist und ich ständig Nein sage?”
“So ungefähr”, bestätigte sie.
Er ließ die Finger zärtlich über ihre Wange gleiten. “Sind wir nicht schon darüber hinaus?”
“Nein, sind wir nicht”, wehrte sie ab.
Behutsam drückte er seine Lippen auf ihren Mund. Prompt bekam sie Herzklopfen als Beweis, dass sie gelogen hatte oder zumindest die Wahrheit nicht eingestehen wollte. Zu ihrer Erleichterung triumphierte er nicht, als er sich wieder zurückzog.
“Ben”, setzte sie an, schwieg jedoch, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie konnte die Anziehung zwischen ihnen nicht abstreiten, und irgendwann würde es auch weiter gehen.
“Schon gut”, meinte er, als er merkte, wie verwirrt sie war. “Lass dir Zeit. Ich laufe dir nicht weg, sondern warte, bis du so weit gekommen bist wie ich.”
“Und wenn ich das nicht schaffe?”
“Du schaffst es”, versicherte er. “Dafür werde ich sorgen.”
“Es wirkt nicht sonderlich anziehend, wenn jemand eingebildet ist.”
“Sind nicht alle Künstler eingebildet?”, scherzte er.
“Sonst behauptest du doch immer, dass du kein Künstler bist”, erinnerte sie ihn. “Könnte ich natürlich mehr Bilder von dir sehen, könnte ich das besser beurteilen.”
“Guter Versuch”, stellte er vergnügt fest. “Du müsstest aber schon
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