Glaub an die Macht der Liebe
es zeigte ihn.
Kathleen wirbelte zu ihm herum. “Ich habe doch gesagt, dass du warten sollst!”
“Ich weiß.”
“Ich wollte nicht, dass du es siehst.”
“Weil es als Überraschung gedacht war?”
“Nein, sondern weil es schrecklich ist.”
“Schrecklich?”, fragte er betroffen. “Wie kannst du so etwas sagen? Du hast jede Einzelheit perfekt getroffen.”
“Nein, habe ich nicht”, wehrte sie ab. “Vielleicht wäre es mir mithilfe eines Fotos gelungen, aber das hier ist schrecklich. Es sieht dir gar nicht ähnlich.”
Sie griff nach einem Pinsel, doch Ben hielt sie fest, bevor sie das Bild verunstalten konnte.
“Wage nicht, es zu ruinieren”, verlangte er.
“Es taugt nichts”, wiederholte sie.
Er sah ihr prüfend in die Augen. “Du glaubst mir nicht”, stellte er fest. “Holen wir eine weitere Meinung ein, auf die du dich verlässt.”
“Wessen Meinung?”
“Wie wäre es mit Destiny? Du hast ihr zugetraut, dass sie meine Arbeiten unvoreingenommen beurteilt.”
“Also schön”, lenkte Kathleen ein. “Aber erst, wenn das Bild fertig ist. Lässt du dich dafür fotografieren?”
“Versprichst du mir, dass du es nicht beschädigen oder zerstören, sondern fertigstellen wirst?”
“Ja, ich verspreche es”, beteuerte sie.
“Ganz gleich, wie entmutigt du sein wirst?”
“Ja”, wiederholte sie.
“Gut, dann bringe ich dir einige Fotos von mir. Du hast bis Weihnachten Zeit, und wenn du Destiny besonders glücklich machen willst, schenkst du ihr das Bild. Ich bin nämlich nie bereit, ihr Modell zu sitzen.”
Kathleen schüttelte jedoch den Kopf. “Wenn sich herausstellen sollte, dass es gut ist, will ich es behalten.”
“Um zu beweisen, dass du doch eine Künstlerin bist?”, fragte er neckend.
“Nein”, entgegnete sie ernst. “Weil das Bild den Mann zeigt, der mir die Liebe zur Malerei zurückgegeben hat.”
10. KAPITEL
Kathleen warf Ben einen verstohlenen Blick zu und ertappte ihn dabei, wie er das Gemälde eingehend betrachtete. “Bewunderst du dich selbst?”, fragte sie.
“Wohl kaum”, entgegnete er trocken. “Ich bewundere deine Strichtechnik. Sie ist fast impressionistisch.”
“Ich bin bestimmt kein Renoir”, wehrte sie lachend ab.
“Das sind nur wenige Künstler, aber du bist sehr talentiert, Kathleen.”
Das Lob tat ihr unglaublich gut, obwohl sie es abwehrte. “Du übertreibst, aber du hast gewonnen. Ich stelle dieses Bild fertig. Wenn du allerdings etwas erwartest, was mit den großen Meistern mithalten kann, wirst du enttäuscht sein.”
“Du kannst mich gar nicht enttäuschen”, versicherte er.
Schon wollte sie erneut protestieren. “Könnten wir bitte das Thema wechseln?”, bat sie aber nur.
“Meinetwegen. Ich hole deinen Mantel. Wir gehen essen.”
“Ich könnte kochen”, bot sie an.
“Kochst du ähnlich gut, wie du bäckst?”, fragte er hoffnungsvoll.
“Nicht schlecht”, erwiderte sie lachend. “Es kommt darauf an, was im Kühlschrank ist, aber da ich heute eingekauft habe, bringe ich bestimmt etwas zustande. Wie wäre es mit gegrillten Lammkoteletts, Kartoffeln und gedünstetem Gemüse?”
“Was gibt es als Nachtisch?”, fragte er und seufzte jetzt schon genüsslich.
“Ich habe dir heute früh ein halbes Dutzend Himbeertörtchen gebracht”, hielt sie ihm vor. “Reicht das nicht für einen Tag?”
“Keinesfalls”, versicherte er. “Außerdem habe ich nur eins davon gegessen. Ich hebe mir die übrigen Törtchen zusammen mit dem Rest der Blaubeertorte auf.”
“Dann solltest du zum Nachtisch nach Hause fahren”, schlug sie lachend vor.
“Ich sehe lieber zu, wie du etwas Neues machst.”
“Damit du an mein Geheimrezept für Mürbeteig kommst?”
“Nein, sondern weil eine Frau, die sich in der Küche auskennt, unglaublich aufreizend wirkt.”
“Gute Antwort”, stellte sie fest. “Ich kenne mich mit Schokoladenmousse besonders gut aus.”
“Großartig. Darf ich den Rührlöffel ablecken?”, fragte er mit einem Blick, der ihr einen lustvollen Schauer über den Rücken jagte.
“Du kannst meinetwegen jedes Küchengerät ablecken”, erwiderte sie möglichst ruhig, obwohl sie weiche Knie bekommen hatte. “Und du kannst spülen. Ich bin eine ziemlich schlampige Köchin.”
“Den Preis bezahle ich gern”, meinte Ben lachend. “Gehen wir zu dir, oder möchtest du fahren?”
“Es ist nicht weit. Lass uns zu Fuß gehen.”
Die Nacht war kalt, aber der Himmel war klar. Überall sah man Vorboten von
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