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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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sich bis zur nächsten Bank. Es war eine alte Bank aus der Gründerzeit, die unter den kahlen Ästen einer Trauerweide stand. Unwillkürlich dachte Judith daran, wie romantisch dieser Platz wohl im Sommer sein musste, und stellte sich Sandini als jungen Mann vor, wie er hier mit seiner ersten großen Liebe im Mondschein in einer schwülen Nacht …
    »Nein, nichts Außergewöhnliches. Höchstens …«
    Er schaute zu Judith auf, die vor ihm stehen geblieben war.
    »Ein Auto parkte nicht weit vom Eingang. Darin saß ein Mann.«
    Jan schaltete sich ein:
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Nein, es war dunkel.«
    »Haben Sie sich zufällig das Kennzeichen gemerkt?«
    »Nein.«
    »Automarke und Farbe?«
    »Nein.«
    Jan und Judith blickten sich enttäuscht an.
    »Das Einzige, was mir gerade einfällt, ist ein Aufkleber an der Windschutzscheibe. ›Colonia Star Auto‹ oder so ähnlich.«
    »›Autovermietung Colonia Auto Star‹ kenn ich, ist bei mir um die Ecke in Ehrenfeld in der Vogelsanger Straße«, sagte Jan.
    »Das ist schon mal ein Ansatzpunkt. Jan, gehst du da vorbei und …«
    »Alles klar, Chef, wird gemacht«, sagte Jan, noch bevor Judith den Satz zu Ende gesprochen hatte.
    Judiths nasse Jeans klebte auf der Haut, ihre Füße waren kalt, und das Taschentuch in der Unterhose schien vollgesaugt zu sein. Sie überlegte, ob sie Sandini noch weitere Fragen zumuten konnte.
    »Herr Sandini, Sie haben am Telefon über Morddrohungen gesprochen. Seit wann wurden Sie bedroht?«
    »Seit Probenbeginn, also seit etwa sieben Wochen.«
    »Können Sie mir sagen, wer Sie bedroht hat?«
    »Die meisten Drohungen waren anonym. Bis auf einen Mann. Der war von Anfang an jeden Tag da. Ich habe ihn mal mit dem Handy gefilmt.«
    Er ließ auf seinem zerkratzten Smartphone der ersten Generation die Aufnahme laufen.
    Judith erkannte den bärtigen Mann von gestern, der vor und nach der Vorstellung vor dem Theater gepredigt hatte.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir die Aufnahme überspielen?«
    Sandini hatte nichts dagegen. Jan ging zum Einsatzwagen und kümmerte sich um die Übertragung.
    »Noch eine letzte persönliche Frage, Herr Sandini …Vielleicht ist es nicht der richtige Augenblick dafür, aber ich hatte vorhin das Gefühl, dass Sie auf dieser Bank Ihre erste Liebeserklärung gemacht haben …«
    Sandini schaute sie verwundert an.
    »Ich bin bei meiner Mutter in Kalifornien in einer Hippiekommune aufgewachsen. Eine Liebeserklärung hätte Besitzanspruch bedeutet. Das wäre die schwerste aller Sünden gewesen.«
    Judith spürte, dass das Taschentuch in ihrer Hose jetzt sofort ausgetauscht werden musste.
    13
    »Also, es handelt sich um eine männliche Person, eher jung und nicht sehr schreibsicher.« Nach exakt 90 Minuten hielt Silvia das Ergebnis der grafologischen Untersuchung in der Hand.
    »Ältere Frauen mit Hochschulabschluss kommen als Täter also nicht infrage. 48, 49, 50.« Josif hörte mit den Liegestützen und dem Zählen auf und setzte sich in einen Sessel.
    »Danke, Silvia, wir sind einen Schritt weiter. Magst du mir einen Espresso zaubern?«
    Silvia stand wortlos auf und ging in die Küche. Josif hörte die Kaffeemaschine brummen. Sie kam mit dem Espresso zurück, komplett angezogen in Jeans und dunkelgrüner Outdoor-Jacke, und stellte die Tasse auf dem Tisch ab:
    »Bitte sehr, Josif. Wenn du glaubst, dich über mich lustig machen zu müssen, hoffe ich wenigstens, dass es dich glücklich macht.«
    Sie nahm ihren kleinen handgenähten Leinenrucksack und ging zur Wohnungstür.
    »Entschuldige, Silvia, ich wollte dich nicht verletzen. Bleib bitte hier.«
    Silvia war nicht nachtragend. Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch, zog sich aber nicht aus.
    »Ich denke, dass wir es hier nicht mit Rechtsradikalen zu tun haben, sondern mit ganz gewöhnlichen Kleinkriminellen. Ersatzteilklau ist ein florierendes Geschäft. Organisierte Banden kaufen die Ersatzteile auf und verschieben sie ins Ausland: Afrika, Asien, Osteuropa, überall dorthin, wo die Menschen arm sind.«
    Er rührte drei Löffel Zucker in seinen Espresso.
    »Kann dein Programm dieselbe Schrift wiedererkennen?«
    »Natürlich.«
    Josif begann, im Zimmer herumzugehen.
    »Schreib bitte auf: Spielfilmproduktion sucht männliche Jugendliche, 13 bis 25 Jahre alt, gerne auch mit Migrationshintergrund, für den Kinofilm … äh … ›7 Zwerge mit Benzin im Blut‹. Autokenntnisse sind von Vorteil. Bewerbung handschriftlich mit Passbild, Adresse und Telefon

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