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Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar

Titel: Glaube, Liebe, Mafia: Ein Fall für Josif Bondar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Zak
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    In diesem Moment ging die Tür auf. Schon wieder Çoban. Er legte wortlos einen Brief auf den Tisch und ging hinaus. Josif öffnete ihn.
    Es war die Kündigung.
    »Na ja, eine Vertreibung aus dem Paradies ist es nicht. Wir haben drei Monate, um was Neues zu finden. Kannst du eine Wohnungssuchanzeige im Internet aufgeben?«
    »Was soll ich denn schreiben, Josif? Ein verschuldeter ukrainischer Privatdetektiv mit Mafiakontakten und KGB-Vergangenheit sucht eine großzügige Wohnung mit Büro?«
    14
    »Es sind die kleinen Dinge im Leben, die einen glücklich machen«, dachte Judith. Sie freute sich über die Sitzheizung in ihrem Audi A3 und über einen Parkplatz direkt vor der Haustür – Ostern sei Dank.
    Zu Hause ließ sie Wasser in die Badewanne laufen, zog die nassen Sachen aus, suchte einen Tampon und zog ihren Bademantel an. Danach holte sie ein Glas Rotwein aus der Küche, setzte sich in den Schaukelstuhl und rief Josif an.
    »Ich gehe gleich in die Badewanne und dann sofort ins Bett. Ich bin alle, müde, total fertig und habe meine Tage.«
    »Das hört sich an wie eine Einladung, die man nicht ausschlagen kann. Ich fahr sofort los. Soll ich vom Türken was zu essen mitbringen?«
    »Okay, irgendwas mit Gemüse.«
    Im »Istanbul«, seinem Lieblingsimbiss, bestellte Josif beim freundlichen, dicken, immer schwitzenden Besitzer eine Portion Lammfleisch mit Gemüse und eine gefüllte Aubergine.
    In einer Ecke sah er Ahmet am Tisch sitzen. Er hatte den Kopf in den Händen vergraben, das kleine Teeglas vor ihm schien kalt geworden zu sein. Josif setzte sich zu ihm.
    »Ich habe Metin geschlagen«, sagte er, ohne Josif anzuschauen. Metin war Ahmets neunjähriger Sohn.
    »Ich habe erfahren, dass er Scheiße in der Schule gebaut hat, dann wurde er zu Hause auch noch frech …«
    »Schlimm?«
    »Nein, eine Ohrfeige mit der flachen Hand, aber darum geht es nicht. Wenn du ein Kind schlägst, verlierst du den Respekt vor ihm und auch vor dir selbst. Ich wollte nie meine Kinder schlagen. Mein Vater hat mich oft … Ich hatte Angst vor ihm, aber es war keine Liebe, auch kein Respekt, nur Angst. Ich habe mir geschworen, meine Kinder nie, niemals …«
    »Geh nach Hause und sprich mit ihm. Sag, es tut dir leid, sag ihm, es ist nicht einfach mit drei Kindern und ohne Arbeit, und bitte ihn, keine Scheiße zu bauen in der Schule. Ich denke, dass die Kinder viel mehr verstehen, als die Erwachsenen glauben.«
    Ahmet schaute Josif dankbar an. Er war froh, dass Josif weder den Vorfall bagatellisierte noch ihm Vorwürfe machte.
    »Weißt du, Josif, du bist der einzige Mensch, mit dem ich über alles reden kann.«
    »Alles fertig! Soll ich was Brot beilegen?«
    »Ja, bitte.« Josif klopfte Ahmet auf die Schulter, bezahlte das Essen beim freundlich lächelnden Besitzer und ging hinaus.
    Als Judiths Handy klingelte, saß Josif in der Küche vor leer gegessenen Tellern und zwei ausgetrunkenen Weinflaschen. Judith kam im Schlafanzug mit der elektrischen Zahnbürste in der Hand aus dem Bad und ging ans Telefon:
    »Wendel … Ja … Danke.« Sie legte auf.
    »Benzinkanister gefunden in der Mülltonne im Nachbarhaus. Mit Fingerabdrücken.« Sie schaltete die Zahnbürste wieder ein.
    Josif trank den letzten Schluck Wein aus Judiths Glas. Sie war fertig im Bad, fiel ins Bett und gähnte:
    »Jesus ist tot, und irgendwie fühl ich mich mitschuldig.«
    »Sind wir nicht alle schuld an seinem Tod?« Josif begann sich auszuziehen.
    »Ich meine den Schauspieler«, murmelte Judith.
    »Gehört die Erbsünde, also das schlechte Gewissen, nicht zum christlichen Lebensprinzip?«
    »Josif, bitte, jetzt keine Grundsatzdiskussionen … Die Erbsünde ist dazu da, Demut und Respekt vor allem Lebenden zu erzeugen.«
    »Erzeugt aber Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe und Selbsthass, der sich dann gegen andere richtet.«
    »Jesus wollte die Menschen vereinen und Frieden schaffen. Er predigte Gleichheit, Toleranz und Liebe.«
    »Entscheidend ist nicht, was man sagt, sondern was man tut. Die Christen unterdrückten, diskriminierten und mordeten im Namen Jesu. Ob Afrika oder Südamerika, ob Inquisition oder Kreuzzüge, eine blutige Spur, nein, ein Ozean an Blut überflutete die Erde.«
    Josif hatte sich bis auf die Unterhose ausgezogen.
    »Die Urchristen wurden brutal verfolgt.«
    »Ja, die Nazis und die Kommunisten auch, als sie noch nicht an der Macht

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